- Covid-19 verläuft bei Kindern häufig mild. Wie hoch ist dann der Nutzen einer Impfung?
- Welche Vorerkrankungen sind gemeint?
- Wie wichtig ist die Kinderimpfung für den weiteren Verlauf der Pandemie?
- Warum gibt es keine uneingeschränkte Impfempfehlung für Fünf- bis Elfjährige?
- Welche Nebenwirkungen sind durch den mRNA-Impfstoff zu erwarten?
- Besteht die Gefahr von langfristigen Schäden durch die Impfung?
- Wie sollte sich ein Kind direkt nach der Impfung verhalten?
- Bei welchen Nebenwirkungen muss man mit dem Kind zum Arzt?
- Wann kommt der Impfstoff?
- Wie erhalten Kinder ihre Impfung?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat die Corona-Impfung Kindern von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen und Kontakt zu Risikopatienten empfohlen. Auch gesunde Kinder sollen auf Wunsch und nach ärztlicher Aufklärung geimpft werden können, teilte das Expertengremium am Donnerstag mit. Es handelt sich noch nicht um eine endgültige Empfehlung, es läuft noch ein Abstimmungsverfahren. Zwei Bremer Kinderärzte erklären, was Eltern über die Impfung für Kinder wissen sollten.
Covid-19 verläuft bei Kindern häufig mild. Wie hoch ist dann der Nutzen einer Impfung?
„Kinder mit Grunderkrankungen haben ein eventuell erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Corona-Erkrankung“, sagt Martin Claßen, Chefarzt des Eltern-Kind-Zentrums Professor Hess am Klinikum Mitte. In seiner Klinik habe es kaum Kinder gegeben, die schlimmer krank waren. „Wir haben aber eine ganze Reihe an Kindern, die eine Nach-Corona-Entzündungsreaktion hatten, das nennt sich Pims, was für ,Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome' steht.“ Dabei könne es zu Entzündungen von Organen wie Haut, Herz, Magen-Darm-Trakt, Schleimhäute, Lunge, Leber und Nieren kommen. „Um diese Nebenwirkungen zu verhindern und um Kinder mit schweren Grunderkrankungen zu schützen, gibt es Gründe zu impfen“, sagt Claßen.
Welche Vorerkrankungen sind gemeint?
"Wenn schwere Grunderkrankungen wie Down-Syndrom, Herzinsuffizienz, neurologische Erkrankungen oder Immundefekte vorliegen, kann eine Impfung von Kindern Sinn machen", sagt der Huchtinger Kinderarzt Stefan Trapp. Auch Übergewicht, chronische Lungenerkrankungen und schweres Asthma bronchiale gehören dazu. Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Kinder und Jugendärzte hält eine Impfung auch für zweckmäßig, wenn im Umfeld des Kindes gefährdete Personen wie Chemo-Patienten, Immungeschwächte und Hochbetagte seien.
Wie wichtig ist die Kinderimpfung für den weiteren Verlauf der Pandemie?
Man müsse viele Tausende Kinder impfen, um den einen Fall mit schwerem Verlauf zu verhindern, sagt Claßen. „Wenn mehr als 90 Prozent der Erwachsenen dreifach geimpft wären, würden sich die Infektionsketten tot laufen, und man müsste die Kinder nicht aus epidemiologischen Gründen impfen.“
Warum gibt es keine uneingeschränkte Impfempfehlung für Fünf- bis Elfjährige?
„Es fehlt noch an der Datengrundlage für eine generelle Empfehlung“, sagt Claßen. „Bei einem gesunden Kind in einem gesunden Umfeld, können Eltern warten, bis es eine generelle Empfehlung der Stiko gibt“, sagt Trapp.
Welche Nebenwirkungen sind durch den mRNA-Impfstoff zu erwarten?
„Nach allem, was wir bisher wissen, sind die Impfungen gut verträglich“, sagt Claßen. Es können grippale Infekte, Rötung oder Schwellungen an der Einstichstelle, aber auch Allgemeinreaktionen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Unwohlsein auftreten, ergänzt der Chefarzt. Es sei unwahrscheinlich, dass es zu schwereren Nebenwirkungen komme.
Besteht die Gefahr von langfristigen Schäden durch die Impfung?
Langzeit-Nebenwirkungen, die erst nach Jahren auftreten, sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt. Das sei also sehr unwahrscheinlich, sind sich Claßen und Trapp einig. „Wir schätzen auch die kurzfristigen Risiken nach den Erfahrungen bei Jugendlichen als sehr niedrig ein“, sagt Claßen.
Wie sollte sich ein Kind direkt nach der Impfung verhalten?
„Kinder sollten sich wie Erwachsene direkt danach etwas schonen“, sagt Trapp. Es spreche nichts gegen eine leichte körperliche Belastung in den Folgetagen nach der Impfung, wenn das Kind unbeeinträchtigt ist.
Bei welchen Nebenwirkungen muss man mit dem Kind zum Arzt?
Bei einem schlechten Allgemeinzustand, bei länger anhaltendem Fieber über 39,5 Grad Celsius oder „wenn sich man sich als Eltern Sorgen macht, sollte ein Arzt kontaktiert werden“, sagt Trapp.
Wann kommt der Impfstoff?
Eine erste Impfstofflieferung soll Bremen am kommenden Montag erreichen.
Wie erhalten Kinder ihre Impfung?
In Bremen sind erste Einladungen verschickt worden. Am kommenden Dienstag öffnet das neue „Kinder-Impfzentrum Sögestraße“.