Für alle Flüchtlinge, die Bremen erreichen, ist das Zentrale Ankunftszentrum in Vegesack die erste Anlaufstelle. Eröffnet wurde es 2016 im früheren Verwaltungsgebäude der einstigen Großwerft Bremer Vulkan an der Lindenstraße. In dem riesigen Gebäude können alle Schritte unter einem Dach gebündelt werden: von der Registrierung der Geflüchteten, ihrer medizinischen Erstuntersuchung, der erkennungsdienstlichen Behandlung bis hin zur Asylantragsstellung, dem Bescheid und ersten Angeboten zur Integration.
Außerdem wohnen die Asylbewerber hier in den ersten Wochen nach ihrer Ankunft. Insgesamt vier Einrichtungen befinden sich im Zentralen Ankunftszentrum. Die Zentrale Aufnahmestelle (Zast) des Landes Bremen mit acht Beschäftigten ist zuständig für die erste Registrierung der Asylbewerber. In der Zast geht es unter anderen um die erste erkennungsdienstliche Behandlung und um die Zuweisung in Übergangswohnheime.
Die Mitarbeiter nehmen Fingerabdrücke, machen ein Foto, nehmen die Daten auf und überprüfen die Identität, um sicherzustellen, dass nicht schon in einem anderen Bundesland ein Asylantrag gestellt wurde. Die Daten werden auch im Ankunftsnachweis festgehalten, dem ersten offiziellen deutschen Dokument, das die Flüchtlinge bekommen.
In der Zast wird außerdem die Entscheidung gefällt, in welchem Bundesland die Flüchtlinge ihr Asylverfahren durchlaufen. Die Zuweisung entscheidet sich nach den aktuellen Kapazitäten und dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, wonach Bremen derzeit 0,95 Prozent der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge aufnimmt.
Darüber hinaus spielt eine Rolle, in welchem Ankunftszentrum das jeweilige Herkunftsland der Asylsuchenden bearbeitet wird. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Bremen (Bamf) ist für 28 Herkunftsländer zuständig. Die Personalien und Fingerabdrücke der Asylbewerber werden im Bamf mit den Datenbanken anderer Behörden abgeglichen.
Das Bundesamt benötigt sie unter anderem für das Dublin-Verfahren, um festzustellen, ob ein Asylbewerber schon in einem anderen Mitgliedsstaat registriert wurde. Speziell ausgebildete Experten prüfen die Ausweispapiere der Flüchtlinge auf Manipulationen. Da 60 Prozent der Asylbewerber keine Pässe oder Ausweise vorlegen, müssen die Mitarbeiter Angaben zur Identität überprüfen. Dabei werden technische Assistenzsysteme wie Handydatenauslesung und Sprachprobenerkennung eingesetzt.
Sprechstunden vor Ort
Beim Bamf stellen die Flüchtlinge auch ihren Asylantrag. Nach der Antragstellung bekommen sie eine Aufenthaltsgestattung. Der nächste formale Schritt ist die Anhörung: Sogenannte Entscheider befragen die Asylbewerber mithilfe von Dolmetschern intensiv zu deren Fluchtgründen und zu den Fluchtwegen. In der Bremer Außenstelle arbeiten laut Bamf 64 Mitarbeiter, darunter 19 Entscheider.
Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist Träger der Erstaufnahmeeinrichtung mit 700 Plätzen. Derzeit leben dort ungefähr 520 Geflüchtete. Die Zahl ändert sich täglich. 35 Awo-Mitarbeiter sind in der Erstaufnahme in Vollzeit beschäftigt. Dazu gibt es zwei Teilzeitkräfte für die Kinderbetreuung und etwa 20 Ehrenamtliche, die sich mit verschiedenen Angeboten in der Unterkunft engagieren.
Das Gesundheitsamt ist an allen Werktagen im Zentralen Ankunftszentrum tätig. Dort arbeitet ein Team aus mindestens zwei Ärzten, zwei medizinischen Fachangestellten und einer mehrsprachigen Honorarkraft. Die Mitarbeiter bieten für die medizinische Erstuntersuchung und die Gesundheitsversorgung Sprechstunden vor Ort an.