Im kommenden Jahr wird das Bremer Zentrum für Baukultur (b.zb) 20 Jahre alt. Die runde Zahl fällt mit einem einschneidenden Ereignis in der Geschichte des Vereins zusammen. Er wird umziehen – von der Überseestadt in die Innenstadt. Bisher logierte das Projekt im Speicher XI, unter anderem zusammen mit der Hochschule für Künste und dem Hafenmuseum. Künftig wird der Standort am Wall sein. Der Mietvertrag soll nach Informationen von b.zb-Chef Wolfgang Hübschen zum 1. Februar 2023 in Kraft treten.
Der Verein mit seinen rund 150 Mitglieder hat sich nach eigenen Worten zum Ziel gesetzt, unter dem Slogan »Sammeln, Forschen, Vermitteln« die historische und gegenwärtige Bremer Baukultur in den Blick zu nehmen und ein Forum zum Austausch zu schaffen. Das geschieht mit Vorträgen, Ausstellungen und Publikationen, mit Archivarbeit und ganz wesentlich seit 2005 mit dem Bremer Stadtdialog. Sechs bis acht Mal im Jahr werden städtebauliche Entwicklungen, aktuelle Wettbewerbe oder generelle Fragen zu Architektur, Landschaft und Raum in Bremen und Bremerhaven öffentlich erörtert. Zuletzt Ende Oktober mit der Fragestellung "Ästhetik einer nachhaltigen, kreislauforientierten Architektur".
Nach Darstellung von Hübschen gibt es zwei Gründe für den Umzug: "Wir haben uns im Speicher XI sehr wohl gefühlt, müssten jetzt aber eine Miete zahlen, die für uns nicht mehr darstellbar ist", erklärt der Architekt. Der Zins sei lange Jahre nicht erhöht worden, obwohl das möglich gewesen wäre und steige nun gleich um mehr als Doppelte, "das können wir nicht finanzieren." Der Verein belegt in dem 110 Jahre alten und einzigartig erhalten gebliebenen ehemaligen Baumwollspeicher fast 500 Quadratmeter. Eigentümer und Vermieter ist die Wohnungsbaugesellschaft des in diesem Jahr verstorbenen Bremer Ehrenbürgers Klaus Hübotter.
Das Hafenmuseum steht dagegen nicht vor einem Wechsel. "Unser Betreiber, die Kulturforum Speicher XI-GmbH, ist nahezu deckungsgleich mit unserem Verpächter, der Hübotter-Wohnungsbau", berichtet Museumssprecherin Claudia Seidel.
Neben den Mietkosten spricht aus Sicht des b.zb noch ein zweiter Punkt dafür, die Überseestadt zu verlassen: "Vor 20 Jahren war der Standort genau richtig, weil im Hafen baulich so viel Neues begann", sagt Hübschen. Jetzt sei in dieser Hinsicht die Innenstadt der Hotspot. In diesem Prozess mittendrin zu sein, sei ein großer Vorteil. "Wir werden zwar auf kleineren Flächen zurechtkommen müssen, sie sind aber sehr attraktiv und praktikabel", so der Vorsitzende. Der Verein werde mit dem Schaufenster zum Wall für die Öffentlichkeit außerdem deutlich sichtbarer sein als bisher.