Rein zufällig bestellten wir den Quinta do Romeu und bekamen von Chef Norbert van Hest noch einen interessanten Hintergrund erzählt. Der Rotwein stammt aus biologischem Anbau und kam völlig klimaneutral per Segelschiff aus Portugal nach Bremerhaven und landete schließlich auf dem Tisch in der Bremer Neustadt. Nicht nur deshalb lohnen sich die sieben Euro für diesen unglaublichen Rebensaft. Er schmeckt vollmundig nach Kirsche, Pflaume und ein bisschen Rauch im Abgang und legt sich dennoch nicht völlig schwer auf die Sinne. Im Restaurant „Filosoof“ lässt sich also mit gutem Gewissen trinken und speisen, weil die Zutaten aus regionaler und, sofern möglich, aus biologischer Herstellung stammen. Hier zählen die Produkte noch etwas. Und das schmeckten wir.
Die dreierlei sautierten Pilze besaßen ein tolles Eigenaroma wie die darüber liegende gebratene Rotbarbe, die allerdings für 9,50 Euro etwas klein ausfiel. Bei meiner Süßkartoffel-Knollensellerie-Suppe mit gerösteten Mandelblättchen (5,50 Euro) verließ sich der Koch zu sehr auf die Produkte. Die Suppe verlangte nach mehr Würze und sie hätte etwas sämiger und cremiger sein dürfen.
Biologischer Ursprung und vollmundiger Geschmack
Auf deutlich höherem Niveau präsentierten sich meine irischen Ochsenbäckchen mit Drilling- und lila Kartoffeln (22,50 Euro). Die Rotweinjus hatte sich schon in den Fasern des Fleisches abgesetzt gehabt, was einen einwandfreien, vollmundigen Geschmack erzeugte. Beim lediglich in einer Brühe geschwenkten blanchierten Brokkoli und Blumenkohl an der Seite kam der biologische Ursprung zum Tragen, weil das Gemüse nach Gemüse schmeckte. Meine Begleitung erwischte einen der letzten Skreis (Winterkabeljau) dieser Saison (19,50 Euro), den der Koch auf einen dezent gewürzten und dennoch aromatischen Kartoffel-Pastinaken-Stampf legte und dazu eine Beurre blanc servierte. Die Hauptspeisen überzeugten uns, auch wenn sie auf dem Teller eleganter präsentiert werden könnten. Der Meister am Herd muss ja seine Kreationen auch zu verkaufen wissen. Hier ist das „Filosoof“ also noch nicht ans Ende der Leistungen gelangt.
Wo wir gleich beim nächsten Kritikpunkt wären: Es ist toll, eine Speisenkarte kurz und knackig zu halten und regelmäßig Neues aufzunehmen. Doch dann erwarte ich als Gast Kracher, Ausgefallenes, Überraschendes. Gerade das vermissten wir beim Dessert völlig. Dort befanden sich mit einer Bayerisch-Creme, einem schwarzen und weißen Mousse au chocolat und einer Birne rosé mit Pistazien-Vanilleeis Positionen, die andere Restaurants wegen Langeweile schon längst ausrangiert haben. Meine Begleitung wählte aus Mangel an Alternativen das Mousse au chocolat (6,50 Euro), das gut war – keine Frage. Ich entschied mich von der eigentlich kleinen Nachmittagskarte für den süßen Flammkuchen (8,50 Euro). Der war mit Schmand und dünnen Apfelscheiben belegt und mit einem Hauch Zimt und Zucker bestreut. Leider haute er mich nicht um, weil er einfach zu neutral, zu nichtssagend war.
Fazit: Das „Filosoof“ bietet köstliche Hauptgerichte. Da gibt es keine Einwände, und die butterweichen Ochsenbäckchen vergesse ich nicht so schnell. Aber bei den Vorspeisen sollte der Geschmacksturbo angeworfen werden und die Dessertauswahl muss dringend entweder größer oder ausgefallener werden. Zum Brot vorweg gehören unbedingt kleine Teller, damit sich das Schlachtfeld auf dem Tisch durch Öl, Salz und Oliventapinade in Grenzen hält. Das bleibt in Erinnerung, selbst wenn der Service herzlich war.
Filosoof im Sudhaus, Buntentorsteinweg 120, 28201 Bremen, Telefon: 04 21 / 338 35 45, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 16 bis 23 Uhr (Küche bis 22 Uhr) und Sonntag von 16 bis 21 Uhr (Küche bis 20 Uhr), barrierefrei, Internet: www.filosoofimsudhaus.de