Herr Wehmann, was treibt Sie an, anderen beim Umgang mit Computern, Tablets und Mobiltelefonen auf die Sprünge zu helfen?
Michael Wehmann: Als gelernter Programmierer habe ich sehr lange für einen Telefonanbieter gearbeitet, habe die Handys auch noch als Riesenkoffer miterlebt. Im Laufe der Zeit war dann aber im Verkauf immer weniger Zeit, die Kunden zu beraten. Das fand ich sehr unglücklich, und so habe ich bei der VHS angefragt, ob Interesse an einem Kurs zum Umgang mit Mobiltelefonen besteht. Und die waren gleich Feuer und Flamme. Das Angebot hat sich nach und nach ausgeweitet.
Nun haben Sie diese Nebenbeschäftigung zum Hauptberuf gemacht. Wie kam es dazu?
Nach meiner Ausbildung zum Programmierer hatte ich zunächst zwei Jahre in dem Beruf gearbeitet. Nach der Geburt meiner Tochter bin ich drei Jahre in den Erziehungsurlaub gegangen. Ich bin gerne zuhause geblieben, aber danach kam, wie es ja immer noch häufig ist, der Knick in der Karriere. Anfang der 90-er war das, gerade als Mann, wenig förderlich für die berufliche Entwicklung. Aus der Tätigkeit als Kursleiter folgte dann der Gang in die Selbstständigkeit, die beste Entscheidung meines Lebens. Unabhängig vom Alter kann kann ich das noch lange machen, während man sonst auf dem Arbeitsmarkt mit 57 Jahren nicht mehr erste Wahl ist.
Der Name Ihres Internetauftritts legt nahe, dass Sie sich vorwiegend an die ältere Generation wenden.
Es haben tatsächlich auch schon Leute gefragt: „Würden Sie mir auch helfen, ich bin noch gar keine 50?“ Natürlich stelle ich meine Dienstleistung allen Interessierten zur Verfügung, es ist aber schon so, dass meine Privatkundschaft überwiegend deutlich älter ist als 50, und es sind überwiegend Frauen. Entstanden ist der Name in der Zeit, als die Menschen um die 50 eben noch nicht mit EDV aufgewachsen sind. Aber es passt auch heute noch: Viele tüfteln so für sich rum, aber schon wenn kleinere Probleme auftauchen, hakt es eben doch. Männer haben dann oft nicht die Traute, das nach außen zu zeigen. Frauen gehen offener damit um und suchen sich Hilfe, wenn sie etwas nicht können oder wissen. Im Privatunterricht, aber auch in meinen Kursen merken die Teilnehmer schnell, dass ich mir Zeit nehme, auf alle Fragen ausführlich einzugehen. Ich erkläre in aller Ruhe und mit dem Ziel der Nachhaltigkeit. Ich will, dass in der Folge viel selbst gemacht werden kann. Das ist zwar nicht gut für mich – aber gut für die Kunden und Kursteilnehmer.
Aber warum beschränken Sie dann Ihre Hilfe auf das iPhone?
Auf das iPhone beschränke ich mich, weil hier das, was ich erkläre, für alle Modelle gilt. Es sieht immer gleich aus, ob es nun ein altes gebrauchtes Gerät ist oder das neueste Modell. Für die Android-Versionen hingegen gibt es nicht eine Vereinheitlichung, auf jedem Gerät sieht es anders aus. Der von Google vorgegebene Standard wird von jedem Hersteller frei umgesetzt, die ganze Oberfläche, die Einstellungen, wie man damit arbeiten kann – da hat jeder Hersteller eigene Vorstellungen davon, was Nutzerfreundlichkeit bedeutet. Darauf in einem Kursus mit mehreren Teilnehmern einzugehen, wäre sehr kompliziert. Ich möchte aber, dass die Kursteilnehmer am Ende zufrieden sind und sagen: Das hat sich gelohnt.
Grundlegend angesetzt, bedeutet das nicht, dass diese Menschen auch in Sachen Datensicherheit nicht wirklich viel Ahnung haben? Das könnte doch bei einem so sensiblen Thema wie Gesundheitsdaten, um die es ja im aktuellen Seminar gehen soll, heikel sein.
In der Kursbeschreibung steht ja schon, dass man gute Kenntnisse und etwas Erfahrung in der Nutzung mitbringen sollte. Das heißt eben auch, dass man sich vielleicht auch schon mal Gedanken darüber gemacht hat, was zum Beispiel eine Registrierung mit E-Mail-Adresse bedeutet. Aber natürlich erkläre ich das auch.
Sie tun das anhand praktischer Beispiele, die da wären …
… es gibt tolle Apps, mit denen man zum Beispiel beim Arzt seinen Medikationsplan einscannen kann, mit allen möglichen Zusatzinfos, welche Dosierung zu welchem Zweck, unter welchen Umständen und so weiter. Dazu sage ich, dass diese Daten dann irgendwo verschlüsselt und gesichert liegen, aber eben auch, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von „Clouds“, die sind unwahrscheinlich praktisch, weil man jederzeit von jedem Ort Zugriff auf dort gespeicherte Daten hat. Aber ich bin weit davon entfernt, dort eine Excel-Tabelle zu speichern, die ich – na, sagen wir mal „Meine ganz persönlichen Passwörter“ genannt habe.
Worin liegt denn eigentlich der Nutzen, sensible Krankheitsdaten an einem Ort zu speichern, wo sie eben keineswegs absolut sicher sind?
Nehmen wir mal die detaillierte Erinnerungsfunktion zur Medikamenteneinnahme oder die App, die mich über mögliche Gegenanzeigen und Unverträglichkeiten von verschiedenen Medikamenten informiert. Das sonst übliche Hantieren mit Pillendöschen und Merkzettelchen kann entfallen.
Darüber hinaus kommen Sie auch noch auf den „Notfallpass“ zu sprechen, der auf dem Handy aktiviert werden kann. Was ist darunter zu verstehen?
Der Notfallpass ist eine Funktion, mit der zum Beispiel Sanitäter im Notfall Infos darüber erhalten, welche Vorerkrankungen vorliegen, welche Blutgruppe ich habe, wer benachrichtigt werden soll, ob ich regelmäßig bestimmte Medikamente einnehme, ob ich Medikamenten-Unverträglichkeiten habe. Also jede Menge nützliche Infos. Die kann ich zwar in vielen anderen Apps auch abspeichern, nur auf diese Infos haben die Sanitäter dann im Notfall leider keinen Zugriff, weil das Smartphone meist gesperrt ist und nur mit einem gültigen Code entsperrt werden kann. Der Notfallpass von Apple ist jederzeit verfügbar, genauso wie die internationale Notruffunktion 112.
Nach dem, was Sie sagen, scheinen Sie restlos begeistert von den Möglichkeiten des Handys?
Ja, genau so ist es. Für mich hat das Ganze eine große Faszination. Aber man muss sich schon genauer damit beschäftigen, was das Handy kann und was es – manchmal auch selbständig – tut. Ich erinnere mich, dass irgendwann mit dem Apple-Betriebssystem iOS9 auch eine Health-App kam, eine auf Gesundheit und Fitness ausgerichtete App. Es war dann meine Frau, die mich fragte, ob ich eigentlich wüsste, dass mein iPhone meine täglichen Schritte zählt und dokumentiert. Ich wusste es bis dahin nicht. Aber gut, vielleicht steht ein Hinweis darauf in der Bedienungsanleitung, und hätte ich diese gelesen, hätte ich es eventuell wissen können. Ich habe den Schrittzähler dann abgestellt, aber diese neue App bietet eben noch viele weitere praktische und nützliche Möglichkeiten, von der Pulskontrolle, über die Blutdruck-Kontrolle oder eine „Tracker“-Funktion mit entsprechenden Zusatzgeräten.
Somit sprechen Sie sich sehr für ein Einlassen auf computergesteuerte Anwendungen aus.
Man kann sich natürlich gegen technische Neuerungen und computerbedingten Wandel sperren, aber irgendwann bekommt man dann doch Probleme damit. Denken Sie mal ans Internet-Banking, da jetzt immer mehr Bank-Filialen schließen. Besser ist es, sich rechtzeitig aktiv damit auseinanderzusetzen, um dann in der sicheren heimischen Umgebung statt an einem Bank-Terminal seine Bankgeschäfte abzuwickeln. Meine Aufgabe sehe ich darin, Angst zu nehmen und Routine zu vermitteln.