Blumenthal. 7500 Quadratmeter Nutzfläche in einem architektonisch herausragenden Backsteingebäude warten seit 2009 auf eine neue Nutzung nach dem Ende der Bremer Woll-Kämmerei (BWK). Jetzt erinnert ein Kreis Blumenthaler Kulturschaffender um Detlef Gorn daran, dass der Beirat schon vor einem Jahr zwanzig Prozent des Raumes im alten „Sortiergebäude 43“ für Kulturarbeit reserviert wissen wollte. Wie das Konzept für die 20 Prozent genau aussehen soll, wird in den kommenden Monaten erarbeitet.
Das erste Treffen, bei dem sich Vertreter mehrerer Kultureinrichtungen über ein Kulturzentrum im ehemaligen BWK-Gebäude 43 austauschen, geht nicht ohne Gemurre über die Bühne: Klaus Peters, Burgherr auf Burg Blomendal, stört sich an dem aus seiner Sicht falschen Eindruck, den Detlef Gorn als Streiter für ein Kämmereimuseum ständig verbreite: Dem, dass es in Blumenthal keine kulturellen Leuchttürme gebe. Peters: „Ich fühle mich hier fehl am Platze. Schon in der Vergangenheit wurde kein Kulturtermin in Blumenthal unter den Einrichtungen abgesprochen. Alle laufen gegeneinander.“ Die Burg Blomendal und ihr Förderverein finanziere sich seit Jahren selbst, und er sehe die Burg mit all ihren Angeboten durchaus als kulturelles Kleinod.
Detlev Gorn, in dieser Runde als Vorstandsmitglied des Fördervereins Bürgerstiftung Blumenthal der Einladende, muss zunächst einmal einen Schritt zurück machen und grundsätzliche Dinge erklären: „Wir reden von etwas Zusätzlichem: von einer Nutzung von zwanzig Prozent eines denkmalgeschützten Gebäudes, die allen Kulturschaffenden im Stadtteil zugutekommen soll. Das wird mit keiner anderen Sache hier im Stadtteil kollidieren, sondern zusätzliche Dinge möglich machen.“
Gorn berichtet über die Strahlkraft der Kulturwerkstatt Brodelpott für den Stadtteil Walle. Es geht um den Aufbau eines Stadtteil-Medien-Archivs genauso wie um Theater- und Mediengruppen, Kinder- und Jugendarbeit und Ausschank, die solch ein Zentrum beherbergt. Etwas Ähnliches würde er gerne auf dem BWK-Gelände installieren. Außerdem rede man jetzt über Konzepte für ein Projekt, die wahrscheinlich erst in zehn Jahren umgesetzt würden.
Diese lange Perspektive erregt wiederum den Unmut von anderen Besuchern des Treffens. Sie wollen schnell ein gutes Kulturnetzwerk. Die Mischung ist so bunt wie Blumenthals Kulturszene: Da sitzt Dieter Jüchter als Leiter der Volkstanzgruppe „De Blomendaler“ nicht weit entfernt vom Vertreter des neuen Kulturcafés Nunatak. Der ehemalige Wollhändler Uwe Bönisch spricht für das Kämmereimuseum, die Theaterlehrerin Rosi Lange von der Oberschule Lehmhorster Straße hätte gerne ein Computermuseum und grundsätzlich noch viel mehr Menschen aus dem Stadtteil bei solch einer Konzeptarbeit angehört. Vor allem spricht sie sich für die Einbeziehung der Kinder- und Jugendkultur aus.
Angela Stocks sitzt für das Doku Blumenthal mit am Tisch, Rosi und Bernhard Dietrich für den Heimatverein Farge-Rekum, und auch Blumenthals Quartiermanagerin Carola Schulz macht hier mit. Viele wünschen sich noch mehr Teilnehmer – dabei ist es schon in dieser Konstellation offenbar schwierig, gemeinsame Nenner zu finden.
Als Blumenthals Ortsamtsleiter Peter Nowack eine halbe Stunde zugehört hat, macht er den Vorschlag für einen hauptamtlichen Kulturbeauftragten für Blumenthal. Der sollte aus seiner Sicht den Auftrag bekommen, die Aktivitäten der Kulturschaffenden zu koordinieren, ohne sie zu bevormunden. Mit Blick auf die Historie des Sortiergebäudes 43 erinnert Nowack daran, dass vor Jahren schon 2,3 Millionen Euro für eine Neugestaltung des Gebäudes vorgesehen gewesen seien: „Danach verlief das dann irgendwie im Sande, sodass wir einen neuen Anlauf brauchen. Ich verhandle gerade mit dem Kulturressort über Mittel zum Wiederaufbau einer echten Stadtbibliothek in Blumenthal. In der Landesregierung ist angekommen, dass es hier bei uns besondere Bedarfe gibt.“
Als ersten Schritt stellt Nowack eine Neueinstellung in Aussicht, ein junger Mensch, der gerade sein Freiwilliges Soziales Jahr leistet. Er oder sie soll zunächst den Veranstaltungskalender auf Vordermann bringen. Dann geht es um die Frage nach einem nächsten Treffen. Wer sich für den Initiativkreis Kulturzentrum interessiert, kann sich per E-Mail an foerderverein@buergerstiftung-blumenthal.de wenden.