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Stadtwerder in Bremen Umbau der Umgedrehten Kommode in Sicht

Fast 20 Jahre hat es gedauert, bis sich eine neue Nutzung des ehemaligen Wasserturms auf dem Bremer Stadtwerder abzeichnete. Wie ist der Stand der Planungen?
08.01.2025, 05:00 Uhr
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Umbau der Umgedrehten Kommode in Sicht
Von Jürgen Hinrichs

Da bahnt sich etwas an, konkreter als bisher, und es könnte schnell gehen: Die Umgedrehte Kommode auf dem Stadtwerder, eines der Bremer Wahrzeichen, bekommt einen neuen Schliff. „Wir werden noch vor dem Sommer den Bauantrag stellen“, kündigt Amer Sandawi an. Der Unternehmer gehört zur Gruppe von Investoren, die den ehemaligen Wasserturm unter anderem mit Wohnungen, Gewerbe und Gastronomie füllen wollen. Ist der Antrag erst einmal gestellt, dürfte es mit der Genehmigung nicht lange dauern. Die Umbaupläne sind mit den verschiedenen beteiligten Behörden bereits haarfein abgestimmt. Sandawi hofft nach eigenen Worten, noch in diesem Jahr mit den Arbeiten zu beginnen.

Das Projekt hat einen Vorlauf von fast 20 Jahren. Damals war der 47 Meter hohe Backsteinturm aus dem Wassernetz der SWB genommen worden. Er wechselte den Besitzer und war von nun das Eigentum mehrerer Geschäftsleute. Seit dieser Zeit schwoll die Diskussion über eine neue Nutzung des rund 150 Jahre alten Gebäudes immer mal wieder an. Es gab mannigfach Ideen und Anregungen, bis hin zu einem Museum. Passiert ist aber nichts, auch und gerade, weil es Streit mit der Denkmalschutzbehörde gab. Sie lehnte alles ab, was den Wasserturm elementar verändert hätte, geplant war zum Beispiel ein Staffelgeschoss auf dem Dach, das ein Café oder Restaurant aufnehmen sollte. Kategorisch Nein sagte die Behörde auch zu einem gläsernen Fahrstuhl an der Fassade.

Im vergangenen Jahr einigte man sich schließlich darauf, einen Planerwettbewerb zu veranstalten. Das Ergebnis bekam von allen Seiten Beifall und soll nun ohne Abstriche realisiert werden. Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki sprach von einem „sehr sensiblen und sorgfältigen Umgang“ mit dem Gebäude. Er betonte die Bedeutung des Wasserturms als städtebaulich bedeutsame Landmarke.

Der Spitzname Umgedrehte Kommode rührt von den Ecktürmen her, die das Dach krönen. Die Beine des Möbelstücks ragen gen Himmel und sollen es weiterhin tun. Weil der Dachaufbau leicht erhöht wird, müssen die Türme mitwachsen, damit vom alten Eindruck nichts verloren geht. Das ist Teil des Plans, der ansonsten Veränderungen vor allem im Gebäudeinneren vorsieht.

„Wir bauen 28 Wohnungen ein“, erklärt Amer Sandawi. Möglich ist das nur mit einer Ausnahmegenehmigung, denn eigentlich darf auf dem Gelände kein Wohnbau stattfinden. Bedient wird sowohl das Luxus­segment mit riesigen Lofts im Dachgeschoss als auch die Kategorien darunter mit Appartements, die etwas mehr als 50 Quadratmeter groß sind. Für die Gastronomie im Erdgeschoss gibt es noch keinen Betreiber: „Klar ist, dass wir dort etwas Besonderes haben müssen, keine Filiale irgendeiner Kette“, sagt der Investor.

Mit dem Umbau der Umgedrehten Kommode wird sich auch drumherum etwas tun. Das benachbarte Kesselhaus bekommt eine Büronutzung. Und es gibt einen neuen Zugang auf das Gelände. Sandawi: „Wir wollen das Gebäude stärker an die Öffentlichkeit heranrücken und es künftig zusätzlich über die Werderstraße erschließen.“ Geplant sei eine großzügig gestaltete Treppe hinauf zum alten Wasserturm.

Wie bereits während des Planerwettbewerbs sucht die Investorengemeinschaft nach eigener Darstellung auch in dieser Phase engen Kontakt zu den Behörden, allen voran zum Bauamt und zur Landesdenkmalpflege. Einbezogen werde daneben der ­zuständige Beirat.

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Die Baubehörde nahm am Dienstag auf Anfrage Stellung zum Stand des Projekts: „Die Planungen gehen gerade mit großen Schritten voran. In den vergangenen Monaten gab es mehrere Treffen in der Behörde mit den Planern und den Investoren, um das weitere Vorgehen abzustimmen“, erklärt Ressortsprecher Aygün Kilincsoy. Aktuell gehe es um die Vertiefung der Details. Das Miteinander sei „eng und äußerst konstruktiv“. Auch die Abstimmungen mit den Architekturbüros würden zielgerichtet und lösungsorientiert verlaufen. „Wir erwarten, dass die Zusammenarbeit in diesem Tempo und mit der gleichen hohen Qualität fortgeführt wird“, so Kilincsoy.

Die inhaltliche Neuerfindung der Umgedrehten Kommode ist nicht nur städtebaulich von hohem Gewicht, wie Senat und Denkmalpflege mehrfach betont haben. Es hat auch finanziell eine gewisse Fallhöhe. Sandawi gibt den Aufwand mit einem zweistelligen Millionenbetrag an, „ob es 30 Millionen oder 40 Millionen Euro werden, zeigt sich erst, wenn der Bauantrag durch ist“.

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