Nur wenig mehr als drei Monate waren vergangen seit dem Tod Kaiser Wilhelm I., als auch der neue Kaiser Friedrich III. auf dem Sterbebett lag. Dass seine Amtszeit nicht von langer Dauer sein würde, war allgemein erwartet worden. Schon beim Tod seines Vaters im März 1888 blickten die Bremer Nachrichten mit „bangen Sorgen“ auf den designierten Thronfolger. Der 56-Jährige litt an Kehlkopfkrebs im Endstadium, bereits bei seiner Thronbesteigung konnte er nicht mehr sprechen. Über den Gesundheitszustand des Kaisers wurde die Leserschaft ständig auf dem Laufenden gehalten. Von zunehmenden Schluckbeschwerden war erstmals in der Ausgabe vom 13. Juni 1888 die Rede. „Hoffen wir das Beste“, hieß es mit kaum überhörbaren fatalistischem Unterton.
Wie vergeblich alle Hoffnung war, sollte sich nur allzu bald zeigen. „Die Nahrung wurde gestern schon durch die Magensonde eingeführt“, meldeten die Bremer Nachrichten am 14. Juni und berichteten auch, was dem „hohen Kranken“ eingeflößt wurde: nämlich „condensirte Milch, Sahne, Whisky etc.“ Also extrem fetthaltige Produkte und ein hochprozentiger Muntermacher, um den Ausfall fester Nahrung zu kompensieren. Doch es half alles nichts, die Berichterstattung vom 15. Juni ließ schon keinen Zweifel mehr am Befinden des Kaisers. „Die letzten Nachrichten vom Schmerzenslager in Friedrichskron (wie das Neue Palais in Potsdam während seiner Herrschaft hieß) lassen fast jede Hoffnung ersterben“, lautete das Mittagsbulletin.
In Wahrheit weilte der Kaiser zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr unter den Lebenden, per Extrablatt verbreitete die Zeitung am Nachmittag die Todesnachricht. Am 16. Juni erschienen die Bremer Nachrichten dann abermals im Trauerflor mit dem obligatorischen Abgesang auf den toten Monarchen. „Der Dulder hat das Haupt geneigt,/ Das er so hoch getragen“, dichtete Eduard von Cölln, ein Makler aus der Humboldtstraße, in leicht missverständlicher Diktion. Denn hochherrschaftlicher Arroganz bezichtigte man Friedrich III. im Allgemeinen nicht, vielmehr brachten die Bremer dem verblichenen Kaiser große Sympathien entgegen. Zu seinen Verehrern zählte auch der Heimatschriftsteller August Freudenthal, damals Mitarbeiter der Bremer Nachrichten. In Anspielung auf den rasanten Krankheitsverlauf reimte der 36-Jährige im zeittypischen Pathos: „Vor eines Jahres kurzer Spanne,/ Wie hoch und herrlich stand er da,/ Des deutschen Waldes Edeltanne,/ Dein Lieblingssohn, Germania!“
Als preußischer Kronprinz führte der Hohenzollern-Spross den Namen Friedrich Wilhelm, erst seit seiner Thronbesteigung nannte er sich Friedrich. Nicht zuletzt wegen seiner Ehe mit der englischen Prinzessin Victoria – der Tochter der gleichnamigen Langzeit-Königin – galt er als anglophil, dem „99-Tage-Kaiser“ haftete lange Zeit der Ruf eines verhinderten Reformers an. Dass große Hoffnungen in ihn gesetzt wurden, ist auch den Bremer Nachrichten zu entnehmen. „Du edler Bürger, Fürst und Held!“ rief Freudenthal ihm nach, während Eduard von Cölln dem „Verewigten“ attestierte, er sei ein „süßer Hoffnung Quell“ gewesen. Ob Friedrich III. tatsächlich liberale Neuerungen vorangetrieben hätte, gilt mittlerweile allerdings als zweifelhaft. Die Nachfolge trat sein Sohn Wilhelm II. als dritter Kaiser in einem Jahr an – woraus sich die griffige Bezeichnung „Dreikaiserjahr“ für 1888 ableitete.
Im kollektiven Gedächtnis der Stadt ist Kaiser Friedrich III. heute deutlich präsenter als sein Vater. An Wilhelm I. erinnert praktisch nichts mehr, dagegen kann man noch immer das 1905 errichtete Kaiser-Friedrich-Denkmal in Schwachhausen bewundern, im Schnoor hält der „Gasthof zum Kaiser Friedrich“ die Erinnerung an ihn wach und an seine Vergangenheit als bekennender Freimaurer knüpft die 1874 gegründete, noch immer aktive Loge „Friedrich Wilhelm zur Eintracht“ an. Längst Geschichte ist indessen das „Café Kaiser Friedrich“ am Herdentorsteinweg, nach eigenem Bekunden das „schönste Café am Platze“.