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Café Sand: Kleingärtner liefern ihre Früchte in der mobilen Mosterei ab / Alte Sorten müssen erhalten werden „Der eigene Apfelsaft schmeckt am besten“

Rund um das Thema Apfel fand das zweite vom Kleingartenverein beim Kuhhirten, dem BUND und der Reederei Hal Över veranstaltete Apfelpressen am Café Sand statt. Dabei erfuhren die Besucher nicht nur, wie aus den Früchten Saft entsteht, sie erlebten ein Rahmenprogramm, das sich rund um den Apfel drehte.
19.10.2014, 00:00 Uhr
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Rund um das Thema Apfel fand das zweite vom Kleingartenverein beim Kuhhirten, dem BUND und der Reederei Hal Över veranstaltete Apfelpressen am Café Sand statt. Dabei erfuhren die Besucher nicht nur, wie aus den Früchten Saft entsteht, sie erlebten ein Rahmenprogramm, das sich rund um den Apfel drehte.

Äpfel soweit das Auge reicht. Zum zweiten Mal hat der Kleingartenverein beim Kuhhirten zusammen mit dem BUND und der Reederei Hal Över ein Apfelpressen mit Rahmenprogramm und abendlichem Konzert organisiert. Um am Café Sand ihre Äpfel zu Saft verarbeiten zu lassen, hatten sich insgesamt 25 Apfelbaumbesitzer angemeldet. Zuständig für die Herstellung war der 46-jährige Mosterei-Betreiber und Werkzeugmacher Uwe Albers aus Ganderkesee. Zusammen mit Frau, Tochter und seiner mobilen Mosterei presste er von 10 bis 17 Uhr am Weserufer Apfelsaft ohne Pause.

„Ich finde es wichtig, die Früchte zu verbrauchen und nicht am Baum vergammeln zu lassen“, sagt der 48-jährige Landschaftsgärtner Volker Kranz aus der Neustadt. Außerdem sei er sich bei seinen eigenen Äpfeln sicher, dass sie nicht gespritzt sind und diejenigen, die die Früchte verarbeiten, fair bezahlt würden. Zwar sei die Apfelernte dieses Jahr miserabel gewesen, doch für einen fünf Liter Karton reiche es immerhin, meint Kranz. Einen großen Korb Äpfel hat er aus seiner Parzelle in der Nähe des Café Sand mitgebracht. Diese schüttet der Mosterei-Leiter in die Maschine. Zuerst werden die Äpfel gewaschen, dann gehäckselt und danach auf einer Bandpresse gepresst. Anschließend wird der Saft erst grob, später fein gefiltert und auf 78 Grad erhitzt. Der Apfelsaft wird in verschiedene Tanks geleitet und nacheinander abgefüllt. „So kann sich jeder Kunde sicher sein, dass er nur den Saft der eigenen Äpfel mit nach Hause nimmt“, erklärt Albers. Zum Schluss wird er in Beutel gefüllt und abgepackt. Sieben Euro hat Kranz für fünf Liter eigenen Apfelsaft bezahlt. „Ein guter Preis“, findet er. „Am besten schmeckt eigentlich der Saft von verschiedenen Apfelsorten“, meint der Landschaftsbauer. „Aber egal, ob gemischt oder nicht: Der eigene Apfelsaft schmeckt immer am besten.“

Neben „Maries Mobiler Mosterei“ sind mehrere Stände aufgebaut. Hinter einem kleinen Tisch, auf dem Gläser mit eingelegtem Obst und Gemüse, Honig, Marmelade und Senf stehen, sitzt die Hobbygärtnerin Lieselotte Saathoff-Gröne. Sie hat einen kleinen Garten in Hastedt, wo sie Obst und Gemüse erntet. Alles, was die Kleingärtnerin verkauft, ist selbst gemacht. „Ich finde es einfach schade, Sachen aus dem Garten wegzuwerfen“, sagt Saathoff-Gröne. Oft bekomme sie auch etwas geschenkt, was andere nicht mehr verwerten könnten. „Bekannte und Freunde geben mir Obst und Gemüse aus dem Garten, das sie selbst nicht brauchen und ich sehe, was ich daraus machen kann“, erzählt Saathoff-Gröne. Ihre Einnahmen vom Verkauf spendet sie an die „Gartenfreunde“.

Alte Sorten sind wichtig

Neben Selbstgemachtem gibt es gegen eine kleine Spende auch frisches Gemüse und Obst aus den umliegenden Gärten. Und Gärtner können Apfelsorten bestimmen lassen, wenn sie Namen des Obstes nicht wissen, und sich bei der Apfelsortenschau informieren. Auf einem großen Tisch liegen verschiedene alte Apfelsorten nebeneinander aufgereiht. „Wir zeigen Interessierten alte, lokale Apfelsorten, weil es wichtig ist, auch diese hochstämmigen Sorten zu erhalten“, sagt die 52-jährige Heike Schumacher aus dem Viertel.

Der Biologin vom BUND ist es vor allem auch wichtig, hochstämmige Apfelbäume zu erhalten, da sie ein Lebensraum für verschiedenste Tierarten sind. „Oftmals werden vor allem in Kleingärten nur noch Bäume mit kurzem Stamm gepflanzt, da diese früher Früchte tragen“, weiß die 52-Jährige. „In den Gärten gibt es häufig nur noch sehr alte, hochstämmige Bäume, die nach und nach absterben. Wenn im Anschluss aber nur noch kleine Obstbäume gepflanzt werden, sterben zahlreiche alte Sorten aus und den Vögeln wird außerdem ein wichtiger Lebensraum genommen“, sagt Schumacher. „Ich verbinde mit diesen alten, regionalen Sorten auch Kindheitserinnerungen. Mein Opa zum Beispiel hat früher immer den Celler Dickstiel für mich klein geschnitten. Darum schmeckt diese Sorte für mich auch anders, als alle anderen“, erzählt sie. Ihr Ziel sei es, zum einen die alten Apfelsorten vor dem Aussterben zu bewahren und zum anderen das Biotop hochstämmiger Bäume und Obstwiesen zu erhalten. Um dies zu realisieren, suche der BUND dringend Helfer.

Neben dem Programm für Apfelkenner und Interessierte konnten die Kinder über einer Feuerschale Bratäpfel und Stockbrot backen und an einer kleinen Saftpresse ihren eigenen Apfelsaft herstellen. Am Abend sorgte die Bremer Brass Band „LOKOmotive“ für den musikalischen Ausklang.

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