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Gutachter verweigern Gütesiegel Der Jacobs-Uni fehlt der Qualitätsnachweis

Die private Jacobs University in Bremen-Nord kann für ihre Bachelor-Studienfächer zurzeit kein beglaubigtes Qualitätsmanagement vorweisen. Bei der sogenannten Akkreditierung steht sie nun unter Druck.
25.11.2018, 21:46 Uhr
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Der Jacobs-Uni fehlt der Qualitätsnachweis
Von Jürgen Theiner

Die Jacobs University in Bremen-Nord hat Probleme bei der Qualitätssicherung ihres Studienangebots. Nachdem eine sogenannte System-Akkreditierung für ihr komplettes Fächerangebot vorerst gescheitert ist, muss die Privathochschule ihre Studiengänge nun einzeln neu begutachten lassen, und zwar „unter hohem Zeitdruck“, wie Uni-Präsident Michael Hülsmann in einem internen Schreiben einräumt. Der Schwebezustand könnte Jacobs-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt Probleme bereiten, heißt es in Expertenkreisen.

Die deutschen Hochschulen sind schon seit einigen Jahren gehalten, sich die Qualität ihrer Studiengänge von externen Gutachtern bescheinigen zu lassen. Für diese sogenannten Akkreditierungen sind verschiedene Verfahren entwickelt worden. Neben der Bewertung einzelner Studiengänge (Programm-Akkreditierung) gibt es für die Unis auch die Möglichkeit, eine Art General-Prüfsiegel zu erwerben, das ihr gesamtes Qualitätsmanagement erfasst und die Erlaubnis beinhaltet, eigenständig Veränderungen am akademischen Angebot vorzunehmen.

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Eine solche System-Akkreditierung hatte auch die Jacobs University angestrebt. Im Oktober gab es jedoch schlechte Nachrichten von der eingeschalteten Gutachtergruppe. Sie verweigerte die akademische Tüv-Plakette. „Das Gremium sieht die Gegebenheiten nicht vorliegen, dass alle notwendigen Korrekturen und Anpassungen der Bachelor-Programme innerhalb von neun Monaten vorgenommen werden können“, heißt es in dem Schreiben des Uni-Präsidenten. Nun müssten die einzelnen Studiengänge „mit größtem Nachdruck“ von externen Bewertungsagenturen akkreditiert werden. Bis Ende 2020 soll das geschehen sein.

Flop kommt ungelegen

Der Flop kommt für die Jacobs-Geschäftsführung höchst ungelegen, denn in den vergangenen drei Jahren wurden stets Erfolgsmeldungen über die Restrukturierung der Privathochschule verbreitet. 2001 hatte sie ihren Lehrbetrieb auf dem Grohner Campus aufgenommen, 2004 gab es Programm-Akkreditierungen für sämtliche Bachelor-Studiengänge.

Finanziell unter Druck, richtete die damalige Uni-Präsidentin Katja Windt das Studienangebot 2015 komplett neu aus, alle Fächer wurden um die Themenkomplexe Mobilität, Gesundheit/Biochemie und Sozialwissenschaften gruppiert. Was die Gutachtergruppe an den neuen Strukturen konkret bemängelt, dazu wollte sich die Uni-Leitung auf Anfrage des WESER-KURIER nicht äußern. Ein detaillierter Fragenkatalog blieb unbeantwortet. In einem kurzen schriftlichen Statement hieß es im Wesentlichen, die Jacobs-Uni habe mit der Bremer Wissenschaftsbehörde „einen Zeitplan für die Re-Akkreditierung ihrer Studiengänge abgestimmt“.

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Aktuell verfügt die Jacobs University also weder über ein zertifiziertes Qualitätsmanagement für die Gesamtheit ihres Fächerangebots noch über Gütesiegel für dessen einzelne Teile. An der Gültigkeit der in Grohn erworbenen akademischen Weihen ändert das zunächst einmal nichts. Die Jacobs-Uni ist eine vom Land Bremen anerkannte Hochschule, und wer dort einen Bachelor-, Master- oder Doktorgrad erwirbt, der darf ihn auch führen. Was man damit an der Schwelle zum Berufsleben anfangen kann, steht auf einem anderen Blatt.

Arbeitgeber fragen nach Akkreditierung der Studiengänge

Agnes Leinweber ist Referentin bei der Stiftung Akkreditierungsrat, einer gemeinsamen Einrichtung der Länder für die Qualitätssicherung in Studium und Lehre. Laut Leinweber fragen gerade Arbeitgeber im öffentlichen Dienst bei der Einstellung von Bewerbern in manchen Fällen danach, ob die belegten Studiengänge akkreditiert waren. In einigen Fällen sei diese Bedingung sogar im Tarifrecht verankert. „Das ist also schon eine Frage mit einer gewissen Brisanz“, so Leinweber.

Aus Sicht der Bremer Wissenschaftsbehörde ist es „auf jeden Fall nicht gut, dass die System-Akkreditierung verfehlt wurde“, sagt Sprecherin Christina Selzer. „Wir haben schon länger auf Qualitätssicherung gedrängt und begleiten die Jacobs University auf diesem Weg.“ Die Linken-Wissenschaftspolitikerin Miriam Strunge sieht die Jacobs-Uni in Erklärungsnot. Dort würden „anscheinend Mindeststandards nicht erfüllt“, es gebe „keinen Beleg für ein funktionierendes Qualitätssicherungssystem“. Die Situation verlange „schnellstens Antworten von der Jacobs University, aber auch von der Senatorin für Wissenschaft“.

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