Bremen-Nord. Das Team ist nicht irgendein Team, es ist das "Alpha Team". Zu ihm gehören W. Stamke, V. David und T. Schröder. So steht es auf ihren Hosen. Den abgekürzten Namensschriftzug haben sie mit Polizisten gemeinsam. Nur dass Werner Stamke, Volker David und Thomas Schröder keine Polizisten sind. Für Ordnung sorgen allerdings auch sie – als Umweltwächter. Unterwegs mit drei Männern, die Vegesack sauber machen. Und dafür sorgen sollen, dass es sauber bleibt. Durch reden.
Es ist ihre zweite Tour an diesem Morgen. Die Erste begann um sieben. Jetzt ist es zehn. Stamke, David und Schröder wollen zu Straßen und Plätzen, die sie Brennpunkte nennen: Müll-Brennpunkte. Es geht die Hermann-Fortmann-Straße hinunter, vorbei an der Grohner Düne und dem Jobcenter gegenüber. Die Männer kennen die Flure und Wartebereiche des Gebäudes. Sie waren immer wieder dort. Stamke, David und Schröder haben jahrelang Arbeit gesucht, aber keine gefunden.
Nun sind sie Umweltwächter und das "Alpha Team". Volker David, 41, kurzes Haar, lilafarbener Pullover, hat sie so getauft. Und damit jeder sehen kann, wer sie sind, ließ er den Teamnamen in das Blech eines Autokennzeichens stanzen. Das Blech klemmt vorne an ihrem Abfallkarren – eine Mülltonne auf vier Räder, an der alles montiert ist, was sie brauchen: Besen, Eimer, Kehrblech, Greifzangen. Heute ist David mit Schieben dran.
Die Männer haben sich aufgeteilt. Zwei gehen auf der linken, einer geht auf der rechten Straßenseite. So, sagt Schröder, machen sie es immer: "Damit wir eine Straße nicht zweimal ablaufen müssen, um sauber zu machen." Schröder, 44, Baseballkappe, blaues T-Shirt, hat den ersten Eimer nach 300 Metern voll. Taschentücher, Papierschnipsel, Weißbrotscheiben, Glasscherben, Zigarettenkippen und -schachteln – die Männer lassen nichts liegen, was andere liegen gelassen haben.
Im ersten Monat haben sie und die übrigen elf Umweltwächter im Norden zwölf Tonnen Müll und Schrott gesammelt. Das hat das Arbeits- und Lernzentrum errechnet. Es koordiniert den Einsatz, ohne der Arbeitgeber zu sein. Das ist die Senatskanzlei. Auf den Hosen der Männer kann man sehen, dass beide Bündnispartner sind. Das Logo des Zentrums ist neben den drei Wörtern, die Stamke, David und Schröder zu Angestellten des öffentlichen Dienstes machen: Freie Hansestadt Bremen.
Sie haben sich wieder aufgeteilt. Diesmal nicht an der Straße, sondern in einer Grünanlage an der Friedrich-Klippert-Straße. Es ist das Grundstück einer Kita – und trotzdem sammeln die Männer immer wieder Bierflaschen in ihre Eimer. Schröder sagt, dass der Platz nachmittags und abends ein Treffpunkt von Jugendlichen und Erwachsenen ist. Und dass die Zahl der Flaschen, die sie jetzt finden, nichts ist im Vergleich zu der Menge, die sie vor Wochen in den Büschen gefunden haben.
Beim Grohner Markt kommen die Männer zusammen, um ihre Eimer in der Mülltonne auf Rädern auszuleeren. Drei 200-Liter-Säcke mit Abfall schaffen sie pro Tour. Zehn Kilometer gehen Stamke, David und Schröder im Schnitt, manchmal auch 15. Je nachdem, wie viel Platz in ihren Plastiksäcken noch ist. Im ersten Monat haben alle Umweltwächter zusammen 4620 Kilometer zurückgelegt. Auch das hat das Arbeits- und Lernzentrum ausgerechnet.
Vor einem Geschäft an der Friedrich-Humbert-Straße sagt Stamke, was auch die anderen sagen: dass sie noch nie jemanden ansprechen mussten, der Müll einfach auf die Straße geworfen hat. Wie sie mit Leuten reden sollen, die Dreck hinterlassen, haben er und die anderen von einem Coach gelernt. "Deeskalierende Kommunikation" hieß ihr Unterricht. Stamke, 56, grüner Anglerhut, übersetzt das mit "immer schön ruhig und höflich bleiben".
Bisher, meint er, ist es genau andersherum: "Nicht wir sprechen Passanten an, sondern wir werden von ihnen angesprochen." Was die Leute sagen, ist oftmals das Gleiche. "Endlich", wiederholt Stamke einen Satz, den sie fast täglich hören, "sorgt jemand dafür, dass es sauberer wird." Dass jetzt mehr Menschen ihren Abfall auf die Straße werfen, weil sie wissen, dass andere ihn wegräumen, glauben die Umweltwächter nicht. Sie sagen, dass ihr Job etwas mit den Leuten gemacht hat. Und mit ihnen.
David und Schröder erzählen, dass es ihnen schwerfällt, nach Dienstschluss an Abfall vorbeizugehen, ohne ihn wegzuräumen. Stamke sagt nichts. Er holt einen Aschenbecher mit Deckel aus der Hosentasche. Raucherpause beendet, weiter geht's.