Die Ostseite des Brills ist ein Beweis dafür, wie sich das Einkaufsverhalten der Menschen gewandelt hat. Dort, wo heute das Brillissimo steht, stand zuvor die Kaufhalle. Am 17. November 1964 um 9 Uhr eröffnete der dreigeschossige, fensterlose Konsumtempel. In einer Anzeige warb die Kaufhalle damit, eine „moderne Caféteria“ zu haben. Im Erdgeschoss befanden sich der Lebensmittel- und Fleischverkauf, im Obergeschoss die Abteilung für Damen- und Kindermode. In nur sechs Monaten war der Kubus mit einer Verkaufsfläche von 2115 Quadratmetern errichtet worden. Es war damals die 58. Kaufhalle-Filiale in Deutschland. Etwa ein Jahr nach der Eröffnung, im Oktober 1965, waren 170 Mitarbeiter bei der Bremer Kaufhalle beschäftigt. Diese Zeitung berichtete: „Die Kaufhalle hat sich in Bremen viele Freunde erworben.“
Die Architektur des Baus am Brill fand offenbar von Anfang an keinen großen Anklang. Zur Eröffnung beschrieb diese Zeitung den Neubau damals als „eigenwillig“, aber auch als „imposant“. Später wurde der Bau als „städtebaulicher Schandfleck“ und als „Bausünde der Vergangenheit“ betitelt.
Die Kaufhalle hatte in Köln ihren Sitz und wurde 1925 gegründet, das Filialnetz wuchs auf 110 Geschäfte deutschlandweit an. Unter anderem durch das sich wandelnde Einkaufsverhalten sank jedoch die Beliebtheit der Warenhauskette. Im Jahr 2007 schloss die letzte Filiale. In Bremen schloss die Kaufhalle im März 2001, danach zog für drei Jahre das Textil-Geschäft „Oviesse“ ein. Ein Jahr stand das Gebäude fast komplett leer, als es im Jahr 2005 verkauft wurde.
Das Brillissimo ersetzt die alte Kaufhalle
Die Sparkasse, Brebau, Zechbau und das Immobilienunternehmen Justus Grosse gründeten eine Objektgesellschaft mit dem Namen „Brillissimo“ und investierten. Der für das gleiche Jahr geplante Baubeginn verzögerte sich jedoch. Die alte Kaufhalle wurde, bis auf das Betonskelett, abgerissen. Nach fast zweijähriger Umbauzeit eröffnete am 25. September 2008 das gläserne Brillissimo. Die Kosten des Projektes betrugen am Ende 17 Millionen Euro. Kurz darauf, im Jahr 2009, ist auch der Tunnel unter der Brill-Kreuzung geschlossen worden.
Im Brillissimo befindet sich heute im Erdgeschoss ein Geschäft für Betten, im Untergeschoss der Bastelladen „Idee“, in den oberen Geschossen ein Fitnessstudio und das Restaurant „Bel Etage“ mit Ausblick auf die Brill-Kreuzung.