Die ersten Großsegler sind schon da, und am Mittag wird die Weser voller Masten und aufgeblähter Segel sein – wenn der Wind mitspielt. Dann können die Schiffe von ihrem Sammelplatz vor dem „Ochsenturm“ in Imsum unter Segeln Weser aufwärts fahren. Das jedenfalls hoffen die Mitglieder des Organisationskomitees, die für die Parade der Sail in Bremerhaven eine gute Tide erwischt und eine abwechslungsreiche Formation aufgestellt haben.
„Die Bedingungen stimmen alle“, sagt der Vorsitzende des Organisationskomitees, Artur Beneken. Deshalb gibt es eine Sail-In-Parade und nicht wie in früheren Jahren eine große Abschlussparade am Sonntag – auch, weil der Hafen dann einen Tag länger voller Schiffe sein wird.
Beim maritimen Großereignis gibt es verschiedene Veränderungen im Vergleich zu 2010: Zwar gab es auch vor fünf Jahren schon ein Sail-In, aber nur mit sechs Großseglern und nicht mit fast allen Teilnehmern. Aber das Gelände ist komplett verändert: Rund um den Neuen Hafen ist ein neuer Stadtteil entstanden, den die Planer berücksichtigen mussten. „Wir haben das Gelände bis zum Radarturm ausgeweitet und dort auch eine Bühne platziert“, sagt der Cheforganisator Heino Tietjen, der das maritime Festival mit seiner Mannschaft im Detail geplant hat. Erstmals werden auch Teile der Columbusstraße gesperrt, um Fußgängern einen Rundlauf zu ermöglichen. Darüber hinaus ist ein großer Teil der Sail auch im Fischereihafen unter dem Motto „Dampf & Sail“. Mit Autos sollten die Gäste wenn möglich aber nicht direkt zum Sailgelände kommen. Es gibt kaum Parkflächen in Mitte, dafür aber große Park & Ride-Flächen im Fischereihafen und günstige Bustickets in die Stadt.
Schirmherr und Ehrengast der Sail ist Bundespräsident Joachim Gauck. „Wir sind stolz, dass er seinen Urlaub eigens für die Sail unterbricht und sie eröffnen wird“, freut sich Beneken, der diese Schirmherrschaft als früherer Stadtverordnetenvorsteher auf den Weg gebracht hat. Gauck wird auch die Sail-In-Parade auf See „abnehmen“: Von Bord der „Grönland“ begrüßt er die Schiffe, bevor um 16.30 Uhr auf dem Ponton an der Seebäderkaje der offizielle Startschuss fallen wird.
Währenddessen wird der Hafen aber schon voll mit Seglern sein, die ihre Länder repräsentieren und schon am Mittwoch beim „Open Ship“ Gäste an Bord einladen, um Land und Kultur vorzustellen. Im Neuen Hafen etwa finden sich zahlreiche Großsegler wie die „Esmeralda“, die „Statsraat Lehmkuhl“, das Sail-Flaggschiff „Alexander von Humboldt II“ und die „Mir“. Dazu gesellen sich zahlreiche kleinere Schiffe. Auch an der Seebäderkaje mit ihrer großen Bühne wird es maritim: Die ursprünglich als „Padua“ in Bremerhaven gebaute „Krusenstern“ macht hier fest, auch die „Sedov“ wird in der Weser bleiben. In der Innenstadt finden sich ebenfalls Sail-Angebote: Es gibt den Umzug der Seeleute, und die Sieger der Trainee-Olympiade werden ihren großen Auftritt haben.
Die Stadt werde durch die Veranstaltung, die nur alle fünf Jahre in Bremerhaven stattfindet, bundesweit Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sagt Beneken. 200 Journalisten sind akkreditiert, um über das Seglerspektakel zu berichten. „Die Stadt profitiert, und sie kann ihren positiven Wandel damit transportieren“, sind sich die Verantwortlichen von Organisationskomitee und Magistrat sicher.
Und auch die Geschäftsleute profitieren: Seit Monaten sind kommerzielle und private Unterkünfte ausgebucht, Kaufleute hoffen auf Umsätze – und vielleicht insgeheim auch auf etwas weniger gutes Wetter. Das treibt die Menschen in die Geschäfte und Museen. „Es gibt Untersuchungen, nach denen jeder Sail-Besucher etwa 23 Euro ausgibt“, sagt Bremerhavens Tourismuschef Raymond Kiesbye. Das bedeute bei einer Million Besuchern 23 Millionen Euro Umsatz. Da viele Aussteller auch in der Region einkaufen, schätzt er den Gesamtumsatz um noch einmal rund 30 Prozent höher.