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Boule in Schwanewede Die Gunst der Kugel

Seit drei Jahren gibt es hinter der Dreienkampschule eine Boulebahn - mittlerweile um eine zweite erweitert. Der Andrang ist groß, auch auf dem Turnier, zu dem die Schwaneweder geladen haben.
11.07.2017, 13:51 Uhr
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Von Alexander Bösch

Schwanewede. „Ay ay aj, jajaja!“, schallen die Jubelschreie über das Gelände mit den beiden Boulebahnen hinter der Dreienkampschule. Innerhalb eines roten Holzrings federn Damen und Herren im besten Alter locker in den Knien und werfen aus dem Wurfkreis eine 700 Gramm schwere Kugel in Richtung eines gelben Zielballs. Dutzende weitere Teilnehmer des Bouleturniers zwischen Hagen und Schwanewede stehen um die Akteure herum und feuern sie an. „Du kannst noch so gut sein, der nächste kommt und macht dich kaputt“, stöhnt Maria von den „Boule- und Schachfreunden“ aus Hagen. 14 der 35 Mitglieder des Clubs sind in einem Kleinbus aus Hagen angereist, um gegen die Gastgeber vom „1. Schwaneweder Bouleverein“ zu spielen.

Vor drei Jahren fing es an

„Das ist einfach entspannend, man ist an der frischen Luft und seine Kugeln holt man selbst wieder“, sagt Rosemarie Haese von den Gästen aus Hagen. In der Samtgemeinde veranstalten die „Boule- und Schachfreunde“ einmal jährlich ein Turnier mit über 100 Leuten: „Da spielen Vereine, Straßenmannschaften und Freundeskreise gegeneinander“. Relativ frisch hingegen ist die Idee, dass die Hagener Fans der Kugelsportart gegen die Schwaneweder antreten. Nach einem ersten Turnier in Hagen im vergangenen August übernimmt in diesem Sommer der Schwaneweder Bouleclub die Gastgeberrolle.

Hans-Joachim Preuß erinnert sich an die Anfänge vor drei Jahren. Damals hatte die Gemeinde auf dem Areal hinter dem Spielplatz der Dreinkampschule zunächst eine Boulebahn eingerichtet. „Wir waren die erste Mannschaft mit 15 Leuten, das ist auch jetzt unsere Teamstärke. Wir spielen zwei bis dreimal pro Woche, manchmal gucken die Dreienkampschüler zu“, erzählt Preuß. Als das Interesse nach und nach größer wurde und eine Überbelegung der Bahn drohte, hatte die Gemeinde 2015 eine zweite Bahn gebaut und eine hölzerne Sitzgruppe spendiert. Inzwischen teilt sich das „1. Schwaneweder Bouleteam“ den Platz mit einer freien Gruppe der Schwaneweder Initiative und der sogenannten „Montagsgruppe“. Als sie von der Existenz einer Boulegruppe in Hagen hörten, nahmen die Schwaneweder sofort Kontakt auf. Nach einem ersten Turnier in Hagen mit vier gegen vier Mannschaften wollte man die positiven Erfahrungen unbedingt wiederholen.

Gespielt wird beim „Freundschaftlichen Vergleichsturnier“ auf dem öffentlich zugänglichen Gelände mit jeweils aus drei Teilnehmern bestehenden Mannschaften. Um sicher zu gehen, dass jeder Akteur seine Kugeln von derselben Stelle wirft, müssen sich die Spieler in den Wurfkreis begeben. Somit kann auf beiden Bahnen gegenläufig gespielt werden. „Früher haben wir immer direkt von der Kante aus gespielt“, verrät Rosemarie Haese vom Gästeteam aus Hagen. Mindestens sechs Meter und höchstens zehn Meter weit muss die Kugel nach den internationalen Regeln geworfen werden.

Es gibt Schießer und Leger

Ziel ist es, dem „Schweinchen“ genannten Zielball mit der Kugel so nahe wie möglich zu kommen. „Die Mannschaft, die am dichtesten dran ist, bekommt einen Punkt – oder so viele Punkte, wie sie mit Kugeln dichter dran ist“, erklärt Hans-Joachim Preuß. Alternativ kann die nahe am „Schweinchen“ befindliche Kugel der gegnerischen Mannschaft mit der eigenen Kugel weggestoßen werden. Wer diese Kunst beherrscht, gehört zu den sogenannten „Schießern“ – im Gegensatz zu den „Legern“, die ihre Kugel so nahe wie möglich am Schweinchen platzieren.

„Es gibt Mannschaften, die haben sehr gute Schießer. Da weiß man, worauf man sich einstellen kann“ sagt Manfred Bösking. Er will überdies von einem aus Frankreich stammenden Ritual wissen, nach dem eine Mannschaft, die null Punkte erzielt hat, der gegnerischen Mannschaft den Hintern küssen müsse. Bei der abgeminderten Variante des Rituals müssten die Verlierer einer Skulptur, die eine dicke Dame mit nacktem Podex darstellt, den aus Bronze bestehenden Allerwertesten herzen. In Schwanewede kennt man Demutsgesten dieser Art nicht. Nach einem ausgeklügelten System treten hier acht Mannschaften zu je drei Spielern gegeneinander an. Normalerweise spielt man so lange, bis eine Mannschaft 13 Punkte erreicht hat. Aus Zeitgründen hat man sich beim Freundschaftsturnier auf eine Zeit von 20 Minuten pro Spiel geeinigt. Die Gemeinde stiftete einige Preise für die erstplatzierten Mannschaften.

Besondere körperliche Voraussetzungen müssen man nicht mitbringen, um mitzuspielen. „Als wir anfingen, haben bei uns nur zwei oder drei Leute Vorkenntnisse gahabt. Da kommt man ganz leicht rein“, sagt Hans-Joachim Preuß. In Frankreich, wo der Ableger Pétanque sich äußerster Beliebtheit erfreut, würde man Boule ohnehin überall spielen, wie Rosemarie Haese weiß. „Das kann man im Park spielen, am Strand, auf Rasen oder im Sand“.

„Es gibt Mannschaften, die haben sehr gute Schießer.“ Manfred Bösking
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