Der Landesdenkmalpfleger sorgt sich um den Zustand des Wasserturms und fordert einen Plan für die Sanierung. Denkmalpfleger und Eigentümer sind sich jedoch nicht einig, was mit dem Wasserturm geschehen soll.
Es passiert etwas an der umgedrehten Kommode. Zwar nicht im Wasserturm selbst, diesem Trumm aus Backstein, der auf dem Stadtwerder thront und so lange schon unbelebt ist. Wohl aber am Pumpenhaus davor. Es wird zu einem Bürogebäude umgebaut und bekommt dafür einen Aufsatz aus Glas und ein neues Dach.
So kündigen es die Eigentümer an. Ohne konkrete Antwort bleibt indes noch die Frage, was mit dem Wasserturm geschieht, eines der Wahrzeichen der Stadt. Der Landesdenkmalpfleger sorgt sich mittlerweile um den Zustand des Gebäudes. Er fordert einen Plan für die Sanierung. „Nach jahrelangem Nichtstun ist ein Zustand eingetreten, in dem man handeln muss“, sagt Georg Skalecki.
Der Backstein wird zum Biotop
Der Backstein wird zum Biotop, wenn er ein feuchtes Klima bietet und sich in den Spalten, Ritzen und Fugen Pflanzenwerk breitmacht. Die Wurzeln würden zusätzlich Schaden anrichten, beklagt Skalecki. Auf dem Dach wüchsen gar Birken. Ein Zustand, der nicht länger geduldet werden könne.
Der Denkmalpfleger reibt sich seit Jahren mit den Eigentümern. In dieser Zeit entzündete sich der Streit allerdings weniger am Zustand des Wasserturms als an seiner künftigen Nutzung und den baulichen Veränderungen, die damit einhergehen.
Im Wesentlichen war es der Plan, dem Turm eine Kappe aus Glas aufzusetzen, um ein Café unterzubringen oder ein Restaurant. Dazu ein gläserner Fahrstuhl, der die Gäste hoch und wieder runter befördert. Er sollte außen angebracht werden. Undenkbar für Skalecki.
Auch ein Museum war geplant
Und so zog es sich und zog sich. Zwischendurch war im Gespräch, das Museum Weserburg in den Wasserturm einziehen zu lassen. Die Eigentümer hatten dafür Pläne in Auftrag gegeben und gegenüber den Behörden bereits klare Absichten formuliert. Geworden ist daraus aber nichts.
Skalecki wünscht sich eine andere Haltung gegenüber dem Gebäude. „Die Eigentümer müssen sich auf das Denkmal einlassen“, sagt er. Und zwar mit klaren Prioritäten. Das Denkmal setze den Rahmen und nicht der Investor. Er sei offen für Ideen, betont Skalecki, aber nur, wenn sie den Charakter des Wasserturms nicht beschädigten. Vor zehn Jahren hatte der Energieversorger SWB den Wasserturm an vier Männer verkauft.
Einer davon ist Sven Gless. Er ist Unternehmensberater und hat sein Büro auf dem Gelände des Turms. Im kommenden Jahr will er mit seiner Firma in das Pumpenhaus umziehen, das demnächst umgebaut wird. „Das ist ein erster Schritt, wir zeigen damit, dass durchaus etwas vorangeht“, erklärt Gless. So wünscht er sich das auch mit dem Turm selbst: „Ich bin willens und optimistisch.“ Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollte es soweit sein, dass das Gebäude neu genutzt wird. „Wir haben alle die Pflicht, das Ding zum Fliegen zu bringen.“
Die Kritik von Skalecki am Zustand des Denkmals kann Gless nachvollziehen: „Er hat recht, da muss etwas gemacht werden.“ Nur bezieht er das nicht auf den Wasserturm, der sei in seiner Substanz vollkommen in Ordnung, sondern auf das Kesselhaus daneben. „Da gibt es Probleme, vor allem mit der einen Wand.“ Er habe dazu jetzt ein Treffen mit der Denkmalbehörde angeregt.
Auch die Senatsbaudirektorin hat ein waches Auge auf den Wasserturm
So wie Skalecki hat auch die Senatsbaudirektorin ein waches Auge auf die umgedrehte Kommode. „Ein hochkarätiges Denkmal“, sagt Iris Reuther. Zusammen mit dem Denkmalpfleger habe sie wiederholt die Spielräume ausgelotet, die das Gebäude bietet, aber auch die Grenzen für eine neue Nutzung: „Fassade und Fenster sind sakrosant, die dürfen nicht angerührt werden.“ Alles, was mit dem Turm passiere, müsse höchsten Ansprüchen genügen und das Ergebnis von Architekturwettbewerben sein. „Das macht nicht einfach irgendjemand.“

Die „Umgedrehte Kommode“ beeindruckt schon durch ihre schiere Größe.
An Wohnungen denkt Reuther im Zusammenhang mit dem Wasserturm eher nicht. „Zunächst mal müsste dafür das Planungsrecht für die Fläche verändert werden.“ Selbst wenn man das an der Stelle wollte, blieben die Bedenken, wie zum Beispiel das natürliche Licht im gesamten Gebäude zu organisieren wäre. Außerdem müsste sehr stark in die Bausubstanz eingegriffen werden. In die Substanz eines Denkmals.
Dann doch lieber etwas, meint die Senatsbaudirektorin, das die Größe des 47 Meter hohen Turms aufnimmt, auch und vor allem in seinem Inneren. Da ist zum Beispiel das Erdgeschoss, Kathedrale genannt. Es ist ein Raum, der gut 30 Meter tief und 15 Meter breit ist. Riesige Fenster lassen das Licht herein. Zwölf Meter sind es bis zur Decke. Um Wohnungen zu schaffen, müsste man Zwischendecken einziehen – in einer Kathedrale. Nein, sagt Reuther, „wir brauchen etwas, das zu diesem Volumen passt“.
Die Hochschule Bremen könnte in den Wasserturm ziehen
Eine Idee: Die Hochschule Bremen, die mit ihrer Nautik-Sparte auf dem Stadtwerder beheimatet ist, zieht in den Wasserturm. Reuther kann sich das vorstellen, Skalecki auch. „Warum nicht?“, sagt Sven Gless. Und die Hochschule? „Wir wollen Impulse für den Stadtteil geben“, erklärt Rektorin Karin Luckey, „die umgedrehte Kommode wäre ein interessanter Ort dafür.“