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Schwächelnde Konjunktur Die Lage am Bremer Arbeitsmarkt ist eingetrübt

Erstmals steigt die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr. Der Chef der Bremer Arbeitsagentur macht die "konjunkturelle Eintrübung" für den Anstieg der Arbeitslosenzahlen verantwortlich.
03.01.2020, 10:14 Uhr
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Die Lage am Bremer Arbeitsmarkt ist eingetrübt
Von Stefan Lakeband

Die Trendwende kam im April. Lag die Arbeitslosenquote bis dahin immer unter dem Vorjahresmonat, so änderte sich das im Frühjahr 2019. Das Ergebnis: Im abgelaufenen Jahr waren wieder mehr Menschen ohne Arbeit als noch 2018. In Bremen, Bremerhaven und dem Landkreis Osterholz insgesamt 37.722. Diese Zahl stellte Joachim Ossmann, Chef der Arbeitsagentur in Bremen, an diesem Freitag vor.

Bis dato war seit 2015 jedes Jahr die Arbeitslosigkeit immer gesunken. Dass es nun anders kam, ist für Ossmann ein Zeichen der „konjunkturellen Eintrübung“. Sorgen bereiten ihm die Werte aber nicht. Mit rund 37.700 Arbeitslosen sei man noch weit entfernt von den „Krisenzeiten“. Damals, um 2014 herum, habe der Wert an der 40.000-Grenze gekratzt.

Die Stadt Bremen schließt das Jahr 2019 mit einer Arbeitslosenquote im Dezember von 9,3 Prozent ab; in Bremerhaven lag sie bei 12,1. Ähnliches erwartet Ossmann nun auch für die nächsten zwölf Monate. „Für das Jahr 2020 ist – abhängig vom weiteren Fortgang der Brexit-Verhandlungen und anderen handelspolitischen Unwägbarkeiten – eher von einer Stagnation der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit auszugehen“, sagt er.

Viele offene Stellen

Positives Zeichen sei der noch immer hohe Bestand an offenen Stellen. Im vergangenen Dezember waren noch mehr als 7500 unbesetzte Jobs in der Kartei der Behörde. Das waren zwar 35 Prozent weniger als ein Jahr zuvor – aber laut Ossmann immer noch ein sehr gutes Niveau.

Für den Fall, dass sich die wirtschaftliche Lage stärker verschlechtern sollte, setzt der Chef der Arbeitsagentur auf die Kurzarbeit. Zwar klinge es bedrohlich, wenn ein Unternehmen Kurzarbeit anmelde. „Aber ein Betrieb, der kurzarbeitet, ist einer, der nicht entlässt“, sagt Ossmann. Durch dieses Instrument könnten Arbeitsplätze gesichert werden.

Erst vor wenigen Tagen hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vorgeschlagen, das Kurzarbeitergeld auszuweiten. „Bisher können wir die Bezugszeit für das Kurzarbeitergeld von zwölf auf 24 Monate nur verlängern, wenn eine Gesamtstörung des Arbeitsmarkts vorliegt“, sagte er in einem Interview mit der „Rheinischen Post“. Er wünsche sich nun, dass eine Verlängerung auch dann möglich sei, wenn sich nur in Teilen der Wirtschaft eine Eintrübung abzeichne. Derzeit wird Kurzarbeitergeld nur für maximal zwölf Monate gewährt. In der Finanzkrise 2009 hatte die Regierung die Bezugsdauer auf bis zu 24 Monate verlängert.

Ossmann begrüßt diesen Vorstoß: Firmen hätten durch Kurzarbeit die Möglichkeit, Fachkräfte weiter an sich zu binden. Denn seien die einmal entlassen, falle es den Unternehmen schwer, in besseren Zeiten wieder gut ausgebildete Mitarbeiter zu finden.

Bislang – auch das zeigt der Blick auf das vergangene Jahr – sind gut ausgebildete Fachkräfte weitaus weniger von Entlassungen betroffen als Geringqualifizierte. Ein großer Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit hänge mit der Leiharbeit zusammen. Und hier seien häufiger Menschen mit geringerer Qualifizierung beschäftigt. Ossmann appelliert daher auch an die Beschäftigten und die Arbeitgeber, sich das Qualifizierungschancengesetz zunutze zu machen. Es unterstützt sie bei Weiterbildungen in ihrem Beruf, bereite sie auf den Wandel am Arbeitsmarkt vor und ist seit nunmehr einem Jahr in Kraft.

Fachkräftemangel vorallem im IT-Bereich

Unabhängig davon sieht der Agenturchef aber Branchen, in denen auch künftig ein Fachkräftemangel herrschen wird. Vor allem im IT-Bereich fehlten in Bremen gut ausgebildete Arbeitnehmer, aber auch im Gesundheitssektor.

Während 2019 für das Land Bremen eine Trendwende bereithielt, setzte die Arbeitslosigkeit ihren Abwärtskurs in Niedersachsen fort. Die Zahlen lagen in jedem Monat unter dem Vergleichswert von 2018 – auch im Dezember: Zum Jahresende waren 212.378 Menschen ohne Job. Das waren zwar 2,2 Prozent mehr als noch im November, aber 1,6 Prozent weniger als im Dezember 2018. Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,9 Prozent.

Regional haben vor allem die Städte Wilhelmshaven (9,8 Prozent), Delmenhorst (9,0 Prozent), Salzgitter (8,4 Prozent) und Emden (8,0 Prozent) mit hohen Arbeitslosenquoten zu kämpfen. Am niedrigsten sind die Quoten im Emsland und in der Grafschaft Bentheim mit je 2,4 Prozent, gefolgt von den Kreisen Oldenburg und Osnabrück mit je 2,9 Prozent.

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Bundesweit hatte die Arbeitslosigkeit im November den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht. Im Dezember gab es jedoch einen leichten Anstieg auf 2,227 Millionen Arbeitslose und eine Quote von 4,9 Prozent. Das ist der gleiche Wert wie im Vorjahr.

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