Vegesack. „Solitär“ bedeutet: einsam, allein oder abgesondert zu stehen, zu sein oder zu leben. So definiert es Wahrigs Wörterbuch. Welche womöglich weiterreichenden Ideen Fotografen und Fotografinnen aus dem nordwestdeutschen Raum dazu haben, wie sie „Anmutung und Wirkung des Einzelnen“ interpretieren, ist ab diesem Sonnabend für eine Woche im Bürgerhaus Vegesack zu sehen. Denn „Solitär“ lautete das Sonderthema der Elbe-Weser-Ems-Fotomeisterschaft 2018 für Bremen und das nordwestliche Niedersachsen. Und in diesem Jahr waren wieder einmal die Fotofreunde Vegesack als Mitglied im Deutschen Verband für Fotografie (DVF) an der Reihe, den Wettbewerb auszurichten.
Neben dem Sonderthema wurden wie jedes Mal bis zu fünf von den Fotoamateuren frei gewählte Themen, umgesetzt als Schwarz-Weiß- oder Farbfotografien oder auch als ganze Bildserien zugelassen. Insgesamt 348 Digitalaufnehmen sind es so geworden, durch die sich die aus drei Personen bestehende Jury arbeiten musste.
„Normalerweise versuchen wir, eine gemischte Jury aufzustellen“, erklärt Ulrich Reiß als Vorsitzender der Fotofreunde Vegesack. „Aber das ist ja ehrenamtlich, und die müssen auch Zeit haben.“ So sind es in diesem Jahr drei Männer, mit Helge Wenzel aus Hamburg, Dieter Böhm aus Hannover und Rüdiger Marx aus Syke durchweg national oder auch international erfahrene Fotografen.
In zwei Durchgängen einigten sie sich auf 86 Fotografien, die zum Wettbewerb angenommen wurden, wie üblich ein Viertel der Einreichungen. Und seit Mitte März steht das Ergebnis. In einem ausgefeilten System verteilte die Jury Punkte und notierte etliche herausragende Aufnahmen für besondere Auszeichnungen. „Es sind extrem schöne Naturbilder dabei“, schwärmt Ulrich Reiß. Eine Aufnahme des Bremers Ralph Deseniß etwa hat ihn bezaubert. Eine weiße Robbe in den Dünen – „da hätte ich mit 'ner Auszeichnung gerechnet.“ Dazu kam es aber nicht. Die Urteilskriterien sind eben bei aller Professionalität auch individuell auslegbar.
Als Gewinnerin steht am Ende Stefanie Bomhoff vom Camera Club Bremen fest, vor Vereinskollegin Cornelia Speckert und Jochen Schenkewitz, ebenfalls vom Camera Club Bremen. Bomhoff schaffte zudem das Kunststück, gleich für drei ihrer vier eingereichten Fotografien Auszeichnungen einzuheimsen.
Sehenswert ist die Ausstellung aber auch jenseits der preisgekrönten Arbeiten. Mit ihrem Foto eines einsamen Baums zum Beispiel hat die Buxtehuderin Angelina Heer zwar keine Auszeichnung ergattert, doch nicht von ungefähr illustriert der Landesverband Nordmark die Entscheidung des Wettbewerbs auf seiner Homepage mit diesem Bild. Stille Schönheit und grafischer Reiz lassen vertrauteste Motive in ungewöhnlichem Licht erscheinen.
In der Vereinswertung rangiert der Buxtehuder Fotoclub auf Platz 2, mit zwölf Punkten knapp vor den Gastgebern. Die Fotofreunde Vegesack brachten es auf immerhin elf Punkte. Darüber hinaus wird aus ihren Reihen Reinhild Homburgs Arbeit unter der Überschrift „Sucht“ mit einer Medaille ausgezeichnet, und Oliver de Hooge bekommt für seine Sichtweise zum „Moccagenuss“ eine Urkunde.
Zum Wettbewerbsfinale im Bürgerhaus Vegesack können aus Platzgründen von allen angenommenen Fotos nur 70 Bilder präsentiert werden. Wobei jedes einzelne eigenhändig durch die Fotofreunde im Format 40x50 Zentimeter gedruckt und gerahmt wurde. „Aber von allen, die in die Auswahl gekommen sind, wird mindestens ein Bild zu sehen sein“, tröstet Ulrich Reiß im Hinblick auf die Ausstellungseröffnung am Sonnabend, 7. April, um 11 Uhr. In diesem Rahmen werden auch die diesjährigen Preise verliehen.