Es liegt nicht am Geld, jedenfalls nicht nur, so das Fazit von Susanne Brockmann, Leiterin des Stiftungsdorfes Osterholz, und Manfred Sommer, Betriebsratschef beim Klinikverbund Geno, über die Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter im Bereich Alten- und Krankenpflege zu finden. Ein weiteres Thema auf der Sitzung des Ausschusses Arbeit, Wirtschaft und Gesundheit war das Fehlen von Kurzzeitpflegeplätzen in Pflegeeinrichtungen.
Von derzeit 14 auf 20 Kurzzeitpflegeplätze möchte die Bremer Heimstiftung im Stiftungsdorf Osterholz die Kapazität erhöhen, so Susanne Brockmann. Der Bedarf dafür ist da. „Die Leute suchen Kurzzeitpflegeplätze, aber es gibt keine.“ Insgesamt stünden bei der Bremer Heimstiftung 84 Plätze zur Verfügung, davon 14 im Stiftungsdorf Osterholz, die alle belegt seien. „Und wir haben hier drei bis sechs Anfragen pro Tag“, sagte Susanne Brockmann. Auch sie stelle sich die Frage, warum der Bedarf so stark gestiegen sei. „Vielleicht durch mehr Pflegebedarf, aber das glaube ich nicht.“ Sie vermutet eine andere Ursache: „Einige Einrichtungen haben einen Belegungsstopp, weil es an Fachkräften fehlt und Plätze nicht belegt werden dürfen.“ Zum Hintergrund: In der Pflege gibt es eine gesetzlich vorgeschriebene Quote von Fachkräften zu Pflegenden. Eine feste Quote für Kurzzeitpflegeplätze in Pflegeeinrichtungen gibt es hingegen nicht. Erhöhter Bedarf entsteht auch durch das neue Pflegegesetz, dieses zwingt Kliniken dazu, Pflegeplätze für Patienten nach einem Klinikaufenthalt zu suchen.
Für die Anbieter sind Kurzzeitpflegeplätze mit großen Aufwand verbunden. „Das stellt große Anforderungen an das Personal, denn das bedeutet eine spezielle Pflege und Behandlung.“ Und: „Es ist ein hoher organisatorischer Aufwand, wenn Patienten vielleicht nur für drei, vier Tage während der Urlaubspflege da sind.“ Kurzzeitpflegeplätze werden vor allem nach Krankenhausaufenthalten, wenn Pflegende im Urlaub sind und für Menschen ohne Pflegestufe, die für kurze Zeit auf Hilfe angewiesen sind, benötigt.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern, sieht Susanne Brockmann nur eine Möglichkeit: „Ausbilden, ausbilden, ausbilden.“ Bis zu 80 Prozent der Auszubildenden blieben der Bremer Heimstiftung nach der Lehrzeit treu. In den letzten Jahren habe sich dabei das Verhältnis von älteren Umschülern zu jüngeren Auszubildenden verschoben. Für die teils schwierige Personalgewinnung macht sie unter anderem das schlechte Bild der Pflege in den Medien verantwortlich. Am Geld könne es dagegen eigentlich nicht liegen, meint Susanne Brockmann. „Die Ausbildung in der Altenpflege ist gut vergütet.“ Auszubildende bekämen im ersten Lehrjahr 1000 Euro.
Auch für Manfred Sommer ist es nicht das Geld, das ausschlaggebend ist. „Es sind die Arbeitsbedingungen, wir stehen Oberkante Unterlippe.“ Zwar arbeiteten Klinikleitung und Betriebsrat an Verbesserungen, aber die Frequenz in den Krankenhäusern habe in den letzten Jahren stark zugenommen. Manfred Sommer verdeutlichte das an einem Beispiel: „Früher war ein Patient nach einer Gallen-OP 14 Tage im Krankenhaus, heute wird er nach zwei Tagen entlassen.“ Das Bett werde quasi nicht kalt, bevor sich ein neuer Patient hineinlegt. Die Ursache der Probleme sieht er in der Privatisierung des Gesundheitswesens. „Ein paar große Konzerne verdienen sich eine goldene Nase.“
In den Kliniken mangele es am Personal – auch bei den Ärzten. „Einzelne Stationen mussten wegen Ärztemangel vom Netz genommen werden.“ Im Bereich der Pflege setze man auf eigene Ausbildung. Aber: „Wir stellen auch Leute ein, die wir vor fünf, sechs Jahren nicht genommen hätten.“
Beide bemängelten außerdem den steigenden organisatorischen Aufwand: „Die Zeit am Menschen wird weniger“, so Susanne Brockmann.