Lilith Palme, Lee-Anne Rinne und Daniel Wittig sind am Sonnabend beschäftigt. Mariella Köbernik und Yannik Bahlau ebenso. Die fünf Jugendlichen feiern zusammen mit vielen anderen Altersgenossen den 25. Geburtstag der Jugendfeuerwehr (JFW) Blumenthal mit einer Stadtteilrallye. Die fünf jungen Leute müssen Kopf und Körper anstrengen und zeigen, was sie in Sachen Teamgeist auf dem Kasten haben – wie alle 16 Jugendfeuerwehren, die teilnehmen.
Vor Mariella Köbernik, Lee-Anne Rinne, Daniel Wittig, Yannik Bahlau und Lilith Palme müssen am Sonnabend Gewichte von Feuerwehr-Armaturen erraten, Holzscheiben sägen und einpassen, rückwärts abgespielte Musik erraten. Natürlich dürfen klassische Wettkampf-Aufgaben der Feuerwehr wie ein Löschangriff auf Schnelligkeit und Erste Hilfe nicht fehlen.
Die jungen Teilnehmer sind dafür im ganzen Stadtteil unterwegs. Es geht unter anderem vom Gerätehaus zur Martin-Luther-Kirche, zum BWK-Gelände, zur Bahrsplate zum Bolzplatz am Lüssumer Kamp, zur Oberschule Eggestedter Straße und zurück zum Schillerplatz gegenüber vom Gerätehaus.
Mariella Köbernik, Lee-Anne Rinne, Daniel Wittig, Yannik Bahlau und Lilith Palme gehören zu den zwei Gruppen mit 32 Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 18 Jahren, die sich in der Blumenthaler Jugendfeuerwehr engagieren. Derzeit sind es zwölf Mädchen und 20 Jungs. „Tendenz steigend, vor allem bei den Mädchen“, sagt Jugendwart Stefan Wolfestieg.
Lilith Palme muss schmunzeln. Sie ist unter den Jugendlichen so etwas wie ein alter Hase. Seit acht Jahren ist die 17-Jährige schon dabei und wird mit dem Erreichen ihrer Volljährigkeit in die aktive Wehr wechseln. Bis vor ein paar Jahren hatten die Mitglieder der Blumenthaler Jugendfeuerwehr freien Eintritt ins Freibad. Lilith Palmes Bruder hatte einen entsprechenden Ausweis. „Das wollte ich auch haben“, sagt sie. Aus dem anfänglichen Interesse für das Freibad ist schnell mehr geworden.
Ähnlich sieht es bei Daniel Wittig aus. Ursprünglich habe sein Cousin ihn mitgenommen und es habe ihm gefallen, erinnert sich der heute 14-Jährige. Seit nunmehr vier Jahren erlernt er mit seinen jungen Kameraden das Feuerwehr-Handwerk, unternimmt Ausflüge und viele andere Dinge. „Bei uns ist es abwechslungsreich“, bilanziert Daniel Wittig.
Yannik Bahlau nickt. „Es ist vor allem die Teamarbeit, die mir gefällt“, hebt der 15-jährige Blumenthaler hervor. Er ist seit viereinhalb Jahren bei der Jugendfeuerwehr. Er habe es noch nicht bereut, sich für die Jugendfeuerwehr entschieden zu haben. So ist es auch bei Mariella Köbernik. Sie ist mit elf Jahren und eineinhalb Jahren Mitgliedschaft das Kücken in der Runde. Ein Klassenkamerad habe sie neugierig gemacht, sagt sie: „Er hat erzählt, was die bei der Jugendfeuerwehr machen. Das fand ich interessant.“
„Wir haben die Möglichkeit, selbst Verantwortung zu übernehmen“, sagt Lee-Anne Rinne. Die 15-Jährige ist erst seit einigen Wochen Jugendgruppensprecherin. Bei der aktiven Feuerwehr entspricht es einem Zugführer. Lee-Anne Rinne berichtet, dass die jungen Leute zum Beispiel eigenverantwortlich ihr Programm zusammenstellen. Jugendleiter Stefan Wolfestieg und sein Stellvertreter Jens Schulz, helfen dabei. „Wir bekommen von den Erwachsenen ganz viel Unterstützung“, freut sie sich. Gleichwohl lernen die Jugendlichen, dass die Arbeit bei der Feuerwehr nach genauen Regeln ablaufen muss, um Menschen zu helfen und sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. „Unsere Aufgaben sind genau aufgeteilt“, bringt es Yannik Bahlau auf den Punkt.
Davon profitieren die Jugendlichen nicht nur bei der Feuerwehr. Sie haben nach eigenem Bekunden auch in anderen Lebensbereichen wie zum Beispiel in der Schule gemerkt, dass sich ihr Engagement und das gemeinsame Erreichen eines Ziels positiv auswirkt. Lee-Anne Rinne nennt als Beispiel das gemeinsame Lernen über Altersgruppen und Kulturen hinweg. Dies gilt übrigens nicht nur für die Blumenthaler, sondern für die Jugendfeuerwehr bundesweit. Mit der Aktion „Unsere Welt ist bunt“ hat der Verband schon vor einigen Jahren ein Zeichen für die Eingliederung von Zuwanderern gesetzt.
Genau 25 Jahre nach ihrer Gründung hat Blumenthal die größte Jugendfeuerwehr im Land Bremen. Sich um die jungen Leute zu kümmern, „ist uns ein großes Anliegen“, sagt Blumenthals Wehrführer Jens Spriewald. Kein Wunder, denn nach der Abschaffung des Wehrdienstes wird auch die alternative Möglichkeit nicht mehr genutzt, sich für sechs Jahre bei Organisationen wie dem Technischen Hilfswerk, dem Roten Kreuz oder der Feuerwehr zu melden. So ist die Nachwuchsarbeit der Schlüssel für die Zukunft.
Allein in Blumenthal kommen laut Spriewald 27 der 55 aktiven Kameraden aus der Jugendfeuerwehr. „Feuerwehren, die keine Jugendarbeit machen, bleiben auf der Strecke“, gibt Jens Spriewald seine Erfahrungen wieder. Werbung brauchten die Blumenthaler übrigens für ihre Jugendwehr keine zu machen. „Die Leute rennen uns die Türen ein“, sagt Wolfestieg.
Wasserbomben und Entenangeln
Die Blumenthaler Jugendfeuerwehr lädt für Sonnabend, 4. Juni, ab 9 Uhr zu ihrer großen Stadtteilrallye ein. Daran nehmen 16 Jugendfeuerwehren teil. Sie müssen 15 Stationen bewältigen. Los geht es um 9.30 Uhr mit dem Jenga-Wettbewerb am Gerätehaus, Heidbleek 8. Die weiteren Stationen: Kerzen ausschlagen (Martin-Luther-Kirche), Wasserbomben über den Zaun (Dillichplatz), Entenangeln mit Eimern (Aue unter der A 270-Brücke), Riesenpuzzle (BWK), Knoten blind erkennen (Schule Lüder-Clüver-Straße), Erste-Hilfe-Station (Marktplatz), Schubkarren-Parcours (Bahrsplate), Löschangriff auf Schnelligkeit (Bahrsplate), Tiere und Blätter erkennen (Ökostation), Station Freie Turner Blumenthal (Bolzplatz Lüssumer Kamp), Gewicht von Feuerwehr-Armaturen erraten (Schule Eggestedter Straße), Musik rückwärts erraten (Kleiner Platz/Zwischenweg Gösperstraße), Holzscheiben sägen und einpassen (Schillerplatz), Regenrinne mit dem Hebekissen anheben (Schillerplatz).
ULB