Bei der Ausstattung seiner Schulen mit schnellem Internet steht Bremen mit einer hundertprozentigen Versorgungsquote im bundesweiten Vergleich sehr gut da. Eine Erhebung des Vergleichsportals Verivox für die 16 deutschen Landeshauptstädte und Stadtstaaten hatte Mitte 2021 ergeben, dass deutschlandweit nur jede zweite (51 Prozent) von insgesamt 2400 allgemeinbildenden Schulen über einen direkten Glasfaseranschluss im Gebäude verfügt. Die Verivox-Auswertung aus dem Vorjahr zeigt für Bremen bei dieser Technik, sich durch besonders stabile Verbindungen auszeichnet, einen Anschlussgrad von 98 Prozent der allgemeinbildenden Schulen. Zwei Grundschulen am Stadtrand wurden zuletzt per Richtfunk an das eigens vom ehemaligen Eigenbetrieb Brekom errichtete Glasfaser-Bildungsnetz angeschlossen.
Hamburg steht mit einem Versorgungsgrad von 100 Prozent ausschließlich mit FTTH-Anschlüssen an seinen Schulen rein formal noch etwas besser dar als Bremen. Allerdings sind laut Hamburger Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nur knapp 13 Prozent der allgemeinbildenden Schulen Hamburgs dadurch in der Praxis mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von wenigstens 100 Mbit pro Sekunde angebunden.
Flächendeckend gewährleistet
Das ist laut Bremer Bildungsbehörde an der Weser dagegen flächendeckend gewährleistet. Der zentrale Internetanschluss des Bremer Bildungsnetzes biete jederzeit ein Gigabit pro Sekunde. Für die Endgeräte beträgt die Geschwindigkeit im internen Netz der Schulen ebenfalls bis zu einem Gigabit. In den meisten Unterrichtsräumen sei außerdem der kabellose Zugang per WLAN möglich. Das gelte seit dem ersten Quartal dieses Jahres auch flächendeckend für alle Grundschulen.
Während die Stadtstaaten Bremen und Hamburg beim Thema Netzanbindung insgesamt von ihrer städtischen Struktur profitieren, ist im Flächenland Niedersachsen der Ausbaustand deutlich geringer. Weil die Schulträger die Kommunen sind, gibt es zudem keine verbindliche landesweite Übersicht. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) spricht von einem beschleunigten Tempo bei der Digitalisierung der Schulen und verweist auf mehr als 4000 Anträge der Schulträger auf Mittel aus Digitalpakt von Bund und Ländern. Nach Abschluss aller bis Ende 2020 bereits angelaufenen Ausbauaktivitäten und Förderprojekte würden 92 Prozent der über 3000 Schulen in Niedersachsen einen Highspeed-Internetanschluss besitzen, heißt es aus dem Ministerium.
Ausbau in Niedersachsen deutlich geringer
Diesen Angaben stehen Daten aus anderen Erhebungen für Niedersachsen gegenüber: So ermittelte Verivox für die Stadt Hannover mit acht Prozent Glasfaseranschlüssen an den allgemeinbildenden Schulen ein vergleichsweise schlechtes Bild. Eine ähnliche Quote ergab sich landesweit aus einer Antwort der Bundesregierung vom März 2021 auf eine kleine Anfrage der Grünen: Demnach waren von den mehr als 3000 niedersächsischen Schulen lediglich 246 mit Glasfaseranschlüssen ausgestattet. Diese Zahl basiert auf einer statistischen Auswertung des Breitbandatlas der Bundesnetzagentur – eine Schule galt demnach als angeschlossen, wenn sie in einer Rasterzelle mit der Größe 250 mal 250 Meter liegt, innerhalb derer 95 Prozent oder mehr aller Gebäude als angeschlossen gelten. Und eine vom Netzbetreiber EWE beauftragte Forsa-Umfrage aus dem Sommer 2021 ergab, dass nicht einmal jede dritte Schule in Niedersachsen über einen Glasfaseranschluss verfügt. Bei Gymnasien sind es demnach 58 Prozent, während es bei Grundschulen gerade mal 21 Prozent sind. Diese Zahlen fußen auf der Befragung von 373 Schulleiterinnen und Schulleitern an allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen.
In Bremen ist laut Bildungsbehörde die digitale Infrastruktur nach dem Ende der Corona-Maßnahmen auch ohne Distanzunterricht fester Bestandteil des Schulalltags geworden. Gleichwohl gibt es Unterschiede in der Nutzung. Als eine Vorzeigeadresse gilt die Oberschule Habenhausen, die schon vor Corona stark auf digitale Werkzeuge gesetzt hat. So gab es laut Schulleiter André Sonnenburg bereits 2019 eine Medienwerkstatt für Schüler ab der fünften Klasse, in der Basiswissen vermittelt wurde. Dazu zählt der Pädagoge vor allem die Kompetenz, Informationen aus dem Internet zu bewerten und zum Beispiel aufgrund ihrer Quelle als falsch oder unglaubwürdig zu erkennen. Aus der Medienwerkstatt habe die Schule im Laufe der Pandemie das reguläre Unterrichtsfach "Digitales Lernen" mit einem umfassenden Lehrplan entwickelt. Ein solches Angebot machen aber nicht alle Bremer Oberschulen.