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Positionspapier der Bürgerschaftsfraktion Bremer SPD will kostenlose Computer für alle Schüler und Lehrer

Beim digitalen Lernen hat das deutsche Bildungssystem großen Nachholbedarf, wie in der Corona-Krise deutlich wird. Die Bremer SPD-Bürgerschaftsfraktion will die Ausstattung von Schülern und Lehrern verbessern.
11.06.2020, 05:00 Uhr
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Bremer SPD will kostenlose Computer für alle Schüler und Lehrer
Von Jürgen Theiner

Alle Bremer Schüler und Lehrkräfte sollen mittelfristig mit standardisierten digitalen Endgeräten ausgestattet werden, damit computergestütztes Lernen flächendeckend im Schulalltag Einzug halten kann. Diese Forderung steht im Entwurf eines bildungspolitischen Positionspapiers, das sich die SPD-Bürgerschaftsfraktion voraussichtlich in Kürze zu eigen machen wird.

Das Papier, das dem WESER-KURIER vorliegt, ist unter dem Eindruck der Corona-Krise entstanden, die den Schulen von jetzt auf gleich enorme Anstrengungen abverlangt hat. Mehr oder minder ad hoc wurde digitale Beschulung improvisiert, was nach Einschätzung des SPD-Fraktionsvorsitzenden und -Bildungsexperten Mustafa Güngör in Bremen besser geklappt hat als in vielen anderen Bundesländern.

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Gleichzeitig habe die Pandemie aber „eine Schwäche der bisherigen Digitalstrategie in der Bremer Bildungspolitik offengelegt“, meint Güngör. Der Einsatz mobiler Endgeräte wie Tablets und Laptops sei auf den Unterricht begrenzt. Leihgeräte für den Gebrauch zu Hause seien nicht vorgesehen.

Genau dies soll sich ändern. Dass nicht nur Bremen, sondern das deutsche Bildungswesen insgesamt einen hohen Nachholbedarf beim digitalen Lernen hat, steht für Mustafa Güngör außer Frage. Er bezieht sich auf eine internationale Vergleichsstudie aus dem vergangenen Jahr, laut derer ein Drittel der getesteten Achtklässler lediglich die beiden unteren von fünf Kompetenzstufen erreichte, also nur über unzulängliche Fähigkeiten im Umgang mit den neuen Technologien verfügt.

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Als der Präsenzunterricht im Zuge der Corona-Krise auf digitale Beschulung zu Hause umgestellt wurde, seien die Kinder und Jugendlichen damit unterschiedlich gut zurechtgekommen. Bei manchen habe die Unterstützung aus dem familiären Umfeld gefehlt, anderen hätten schon deshalb Schwierigkeiten gehabt, weil sie nur eingeschränkten oder gar keinen Zugang zu Computern und Internet hatten.

„Wann eine Rückkehr zum ganz normalen Schulalltag wieder möglich sein wird, ist derzeit aufgrund der fortbestehenden Infektionsgefahr noch nicht absehbar“, beschreibt Güngör den Status quo. „Damit werden digitale Unterrichts- und Lernformen im Alltag von Kindern und Jugendlichen auch in den nächsten Monaten von zentraler Bedeutung sein.“ Langfristig sowieso, auch bei der Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern. Die Forderung der SPD laute deshalb: Bereitstellung standardisierter Hard- und Software für alle Schüler und Lehrkräfte als Teil der verfassungsrechtlich garantierten Lernmittelfreiheit.

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Mustafa Güngör begrüßt ausdrücklich, dass Bremen erst kürzlich mit der Bestellung von 10 000 Tablets für Kinder aus ärmeren Haushalten einen ersten Schritt in die richtige Richtung unternommen habe (wir berichteten). Damit könne es allerdings nicht sein Bewenden haben. Wichtig ist für den Bildungspolitiker auch, dass die IT-Infrastruktur der Bremer Schulen regelmäßig gepflegt und betreut wird. Auf diesen Aspekt hatte kürzlich der Bremer Informatik-Professor Andreas Breiter im Interview mit dem WESER-KURIER hingewiesen. 10 000 Tablets seien schnell gekauft, wichtig sei jedoch ein dauerhaft verfügbarer technischer Support, wenn Probleme mit den Geräten auftauchen.

Bei aller Notwendigkeit, die technische Aufrüstung an den Schulen zu forcieren, steht für Mustafa Güngör allerdings eines fest: „Erfolgreiches Lernen basiert vor allem auf stabilen, vertrauten und zuverlässigen Beziehungen, die kein digitales Endgerät ersetzen kann.“ Das gelte ganz besonders für Kinder, die aus einem impulsarmen sozialen Umfeld kommen. Digitalisierung ersetze keinen Präsenzunterricht, könne ihn aber sinnvoll ergänzen.

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