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Drogenhandel im Viertel "In den letzten beiden Sommern war es schon heftig"

Direkt vor seinem Buchladen möchte Andreas Haufe die Dealerszene am Sielwalleck nicht haben. Im Interview erzählt er, wie er die Situation sieht.
06.03.2022, 15:00 Uhr
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Von Lucas Brüggemann

Herr Haufe, sie betreiben den Buchladen Ostertor. Direkt vor Ihrer Ladentür werden Drogen gehandelt. Wie beobachten Sie die Situation?

Andreas Haufe: Seit sich an der Ecke Fehrfeld/Vor dem Steintor die Sparkasse, Kreyenborg und seit kurzem das Lokal "Pott & Pann" nicht mehr befinden, wird dieser Raum zunehmend von Dealern und deren "Kunden" mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen dominiert. Wenn sie direkt vor meinem Fenster oder der Tür stehen, gehe ich auch schon mal hin und sage: Leute, macht eure Geschäfte woanders. Ich suche das Gespräch. Manche reagieren freundlich und gehen dann weg, sind aber nach kurzer Zeit wieder da. Andere beschimpfen mich aber auch, als Nazi beispielsweise. Letztes Jahr gab es eine Bedrohung von einem, der in den Laden kam. Das habe ich angezeigt und das Verfahren läuft noch. Das war aber wirklich die Ausnahme. Wenn jemand laut oder ausfällig wird, gibt es meist jemand dabei, der beschwichtigt. Jetzt im Winter geht es auch noch. Im Sommer ist es schlimmer.

Hat die Situation Auswirkungen auf Ihre Kunden?

Die Kunden sagen meistens wenig. Deren Reaktion ist eher: Was ist denn bei euch los? Ich glaube schon, dass es die Leute stört, sie das aber notgedrungen tolerieren. Dass Kunden gar nicht mehr kommen, kann ich nicht sagen.

Laut Polizei hat sich die Straßendealerei in den Corona-Jahren 2020 und 2021 verstärkt. Teilen Sie diese Einschätzung?

Das kann sein. In den letzten beiden Sommern war es schon heftig. Mein Eindruck ist, dass es schon 2019 mit dieser massiven Dealerei anfing. Letzten Sommer war ich ziemlich verzweifelt, weil es so massiv war. Es sind ja nicht nur die Dealer, da kommen ja auch noch Leute dazu, wie die Konsumenten, die teilweise mit dem Auto vorfahren und ihre Päckchen abholen.

An der Ecke steht immer mal wieder ein Streifenwagen. Haben Sie den Eindruck, dass die Polizeipräsenz etwas bringt?

Ich habe den Eindruck, das bringt gar nichts. Oft fahren Streifenwagen einfach nur vorbei. Hin und wieder durchsucht die Polizei auch die Beete und Mülleimer. Und die Sachen sind so gut versteckt – auch direkt am Körper –, dass sie selbst beim Abtasten nicht entdeckt werden.

Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, um die Situation zu verbessern?

Ich habe da keine Idee und glaube auch an nichts mehr. Das ist auch nicht meine Aufgabe, das ist Sache der Politik. Ich bin zumindest nicht überzeugt, dass das Problem mit der Freigabe von Cannabis gelöst wird. Da gibt es dann trotzdem noch andere illegale Drogen, die gehandelt werden.

Das Gespräch führte Lucas Brüggemann.

Zur Person

Andreas Haufe (70)

ist seit 33 Jahren Geschäftsführer des Buchladens Ostertor an der Ecke Fehrfeld/Vor dem Steintor. Ein Schwerpunkt der Dealerszene ist direkt vor seiner Ladentür.

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