Bremen. "Von dort oben hat man einen überwältigenden Ausblick über den Freimarkt und die Stadt", sagt Edgar Lindenberg über das große Riesenrad auf der Bürgerweide. "Für mich ist es zugleich der Ausblick auf die Straßen meiner Kindheit." Gleich nebenan, in der Findorffer Buddestraße, ist Lindenberg aufgewachsen.
Mit sieben Jahren durfte er erstmals auf den Rummel auf der Bürgerweide, erzählt der 54-Jährige. "Seitdem habe ich keinen Freimarkt ausgelassen." Ein Fahrgeschäft habe es ihm besonders angetan: Das große Riesenrad. "Mit seinen 60 Metern ist es das größte transportable Riesenrad der Welt", sagt Lindenberg.
Die Geschichte dieses Riesenrads begann in Bremen. Es wurde von der Stahl- und Metallbaufirma Kocks als Unikat für die Schaustellerfamilie Steiger angefertigt. "Das war außergewöhnlich, da die Firma Kocks normalerweise Containerbrücken gebaut hat", erzählt Lindenberg. Der Grund dafür liege im Aufbau des Fahrgeschäfts, sagt Peter Rosenzweig, dessen Sohn heute das Riesenrad betreibt. Es ist so konzipiert, dass alle Teile in 32 Containern Platz finden. "Das sind ganz normale 40-Fuß-Container, die man problemlos auf einen Zug verladen kann", sagt Rosenzweig. Die Container seien jedoch mehr als Transportbehälter: "Sie werden in zwei Reihen dort abgeladen, wo später auch das Riesenrad stehen soll." So entstehe das Fundament für den Aufbau gleich bei der Anlieferung. "Die Neuerung war, dass wir dadurch im Gegensatz zu anderen Fahrgeschäften keine leeren Anhänger haben, die wir irgendwo parken müssen."
Jedes Jahr zu Beginn des Aufbaus zieht es auch Edgar Lindenberg auf die Bürgerweide: "Die Kompaktbauweise des Riesenrads fasziniert mich immer wieder aufs Neue." Die Begeisterung für die Technik ist ihm deutlich anzusehen. "Nur Fans wissen, dass das Riesenrad von einem großen Kran und weiteren kleinen Kränen aufgebaut wird, die auf Laufschienen bewegt werden", erklärt Lindenberg. Mit seiner Begeisterung sei der 54-Jährige nicht allein, sagt Peter Rosenzweig: "Beim Auf- und Abbau sieht man jedes Jahr bekannte Gesichter."
Die Fahrt und der fantastische Ausblick seien jedes Jahr der Höhepunkt seiner Freimarktsbesuche, sagt Lindenberg. Und für die nehme er sich jedes Mal besonders viel Zeit: "Dann kaufe ich mir gleich eine Tageskarte und fahre so oft es geht." Beim Blick auf den Bürgerpark, den Hauptbahnhof und die Dächer der Stadt komme die Erinnerung an seine Kinderzeit ganz von allein. Lindenberg: "Die Fahrt ist ein schönes Ritual."
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