Die Lebenssituation von Mädchen ist nicht immer so wie die von Jungen. Hier setzt die Mädchenarbeit an. In Bremen gibt es verschiedene Angebote und Projekte, für die man sich engagieren kann.
Warum gibt es besondere Angebote für Mädchen und junge Frauen?
Cordula Keim ist als Fachreferentin bei der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) zuständig für Mädchenarbeit. Sie sagt: "Mädchen sind sozialisationsbedingt eher zurückhaltender, ruhiger und angepasster. Es existiert nach wie vor das Bild des lieben Mädchens und des wilden Jungen in den Köpfen. Die Mädchenarbeit sorgt dafür, dass Mädchen, gestärkt werden, in dem, was sie tun. Dass sie ihre Rechte durchsetzen und sich von ihrem Weg nicht abbringen lassen. Dafür braucht es geschützte Räume, wo Mädchen unter sich sind." Keim findet, es brauche unbedingt eine fachliche Begleitung der Mädchen. Im Freizeitbereich könne aber ehrenamtliche Unterstützung eine gute Ergänzung sein.
Wo können sich Interessierte zum Beispiel engagieren?
Das Mädchenkulturhaus des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (MKH) im Viertel sieht sich als Freizeitraum für alle, die sich als Mädchen oder Frau verstehen, als solche aufgewachsen sind oder es gern sein möchten. Der Mädchentreff in Huchting bietet Angebote von Ausflügen über Hausaufgabenhilfe oder Internetcafé. Der Verein Fluchtraum Bremen veranstaltet wöchentlich einen Mädchentreff für junge Frauen mit Fluchterfahrung im Jugendhaus Buchte in der Innenstadt.
Wer kann im Bereich der Mädchenarbeit unterstützen?
Mädchen und Frauen werden fast immer von Mädchen und Frauen beraten. Hannah Dehning von Fluchtraum meint dazu: "Manchmal ist die Arbeit intimer, man erzählt sich mehr." Der Mädchentreff funktioniere als Raum, wo Frauen und Mädchen unter sich sein könnten, auch wenn sich die Bedürfnisse der Besucherinnen nicht von denen junger Männer unterschieden. Ähnlich ist es bei den Pfadfinderinnen: "Wir freuen uns über Angebote von Frauen und queeren Personen", sagt Rosa Schubert.
Ist dazu eine besondere Haltung nötig?
"Interesse an der Lebenswelt von jungen Menschen, Offenheit und die Bereitschaft, sich einzulassen", so Rosa Schubert. "Und wir freuen uns über ein Interesse an Queerfeminismus." Besonders gerne gesehen seien junge Menschen und Jugendliche. Für den Mädchentreff von Fluchtraum sagt Dehning: "Wir wünschen uns eine gewisse Empathie, Geduld und Freude am Kennenlernen von Frauen."
Woraus besteht das Engagement?
Der Mädchentreff in Huchting sucht eine Fahrerin für Ausflüge, meistens sonnabends. Susan Ella ist dort Leiterin und sagt: "Uns fehlt jemand mit Führerschein für unseren Bus. Wir machen damit häufig Ausflüge, zum Beispiel nach Cuxhaven an den Strand." Dafür reicht ein herkömmlicher Führerschein. Im MKH unterstützen Ehrenamtliche zum Beispiel bei der Hausaufgabenbetreuung, außerdem gibt es Bewegungs- oder Kreativangebote. "Wir suchen besonders Personen, die Angebote im Bereich Technik, Computer, Social Media oder politischer Bildung machen können", erklärt Schubert. Beim Mädchentreff von Fluchtraum helfen Ehrenamtliche am Montagnachmittag bei Anliegen von jungen Frauen zwischen 15 und 27 Jahren: Bewerbungen, Hausaufgaben, Briefe des Jobcenters.
Welche Voraussetzungen gibt es?
In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird oft ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis benötigt. So auch bei Fluchtraum und im MKH. "Das bekommen die Ehrenamtlichen kostenfrei", erläutert Dehning von Fluchtraum. Dazu kämen Datenschutz- und Verschwiegenheitserklärungen. Die Formalitäten seien aber schnell erledigt. "Das ist eine Sache von zwanzig Minuten", schildert Dehning ihre Erfahrung.