Ein hellgrüner Hafenkran könnte in Kürze die Weserseite wechseln: Die Werft Abeking & Rasmussen tauscht ihren Helgenkran aus. Die Kranbaufirma „Cranetech“ wiederum würde den technisch vollkommen intakten Vierbeiner dem Verein „Kutter- und Museumshaven Vegesack“ überlassen. Der Vereinsvorsitzende Rolf Noll hat einen Platz direkt am Hafenwald für den Zeugen regionaler Werftgeschichte gefunden. Der Kran soll dann in Zukunft die kleineren Museumsschiffe aus dem Wasser heben.
Vegesacks maritime Meile braucht mehr aussagekräftige Exponate. Darin sind sich die maritimen Kreise Vegesacks schon lange einig, egal ob man in der Signalstation, auf dem Dreimaster „Schulschiff Deutschland“ oder im Nautilushaus zusammensitzt. Nun hilft dabei wohl der Zufall mit: Über einen Kontakt zur Firma Lürssen erfuhr Rolf Noll davon, dass bei den Nachbarn von A&R ein älterer Kran ausgemustert werden soll.
Wenige Tage später standen Rolf Noll und Carsten Rendigs vom „Kutter- und Museumshavenverein“ schon bei der Werft auf dem Hof. Noll: „Cranetech würde den Kran in drei Teile demontieren und auf einem Ponton über die Weser transportieren. Sie würden uns den Kran als Spende überlassen, nur für den Aufbau müssten wir selbst sorgen.“ Die Kosten dafür lägen bei 20.000 Euro, was beherrschbar sei.
Der Bauingenieur und Architekt im Ruhestand hat für den Wiederaufbau bereits die Firma Sommer auf Standby: „Vorher müssen jetzt eine ganze Menge Gespräche geführt werden, damit wir das zügig hinbekommen.“ Dem Vegesacker Beirat liegt bereits ein entsprechender Antrag mit allen Informationen vor. Der Kutter- und Museumshavenverein will ausdrücklich keine Kranbahn bauen, sondern braucht für die vier Füße des Krans lediglich ein Fundament von sechs mal 7,5 Metern.
Der Standort würde so gewählt, dass er den Grünstreifen vor den Pollern einschließen würde. So würde der Kran nur drei Meter Richtung Hafenwald beanspruchen. Rolf Noll: „Das ist wichtig, weil wir die Veranstaltungsfläche direkt am Hafenwand natürlich nicht beeinträchtigen wollen. Auf die Kranbahn zu verzichten ist auch sicherer im Betrieb – angesichts des Publikumsverkehrs.“
Die heutigen Dimensionen hätte der Kran aus der Produktion des VEB Baumechanisierung Barleben am Vegesacker Hafen auch nicht mehr ganz: Der Ausleger würde um eins von drei Elementen gekürzt, weil das für den Einsatz schon ausreichen würde.
Kleine Reparaturen an Museumsbooten
Rolf Noll hat Stellungnahmen von der Werft und der Montagefirma, nach denen der Kran technisch in einem gepflegten und einwandfreien Zustand ist: „Der Kran hat jetzt aktuell noch eine gültige Zulassung. Alle fünf Jahre müssten wir den TÜV machen, was immer mit etwa 1500 Euro zu Buche schlägt. Das glauben wir als Verein wuppen zu können.“ Krananlagen in anderen Häfen würden ja auch von den ortsansässigen Vereinen betrieben und gewartet.
Tatsächlich stand wenige Meter vom geplanten Standort entfernt über viele Jahrzehnte hinweg ein Hafenkran. Auch dieses gute Stück ist nicht aus der Welt, sondern dient heute dem Verein Wassersport Vegesack im Grohner Sportboothafen als Kran für Masten.
Eine ähnliche Funktion würde auch der A&R-Kran in Vegesack übernehmen, obwohl er theoretisch auch weitaus größere Lasten bis zu 24 Tonnen bewegen könnte. Rolf Noll: „Damit können wir etwa für kleinere Reparaturen auch Museumsboote aus dem Wasser heben. Ich denke, dass bringt maritimes Leben auf die Kaje. Das werden sich die Menschen sicherlich gerne anschauen.“
Eine kleine Behördenrunde hat Rolf Noll schon gedreht: Er hat sich bei Bauamtsleiter Maximilian Donaubauer über die nötigen nächsten Schritte nach einer Beiratsbefassung informiert. Auch bei Dirk Kühling, dem zuständigen Abteilungsleiter beim Senator für Wirtschaft und Häfen, ist Rolf Noll schon vorstellig geworden und hat offene Türen eingelaufen.
„Das ist ja zuallererst einmal ein tolles Engagement von Herrn Noll und seinem Verein. Einen Kran so zu bekommen ist natürlich die eine Sache, jetzt geht es an die Standortprüfung,“ sagt Dirk Kühling, der die WFB genau damit beauftragt hat: „Daran sieht man, dass wir das Vorhaben für interessant erachten.“ Klar ist bereits, dass die vorgesehene Fundamentsfläche in die Zuständigkeit des Amtes für Straßen und Verkehr fällt.
ASV-Sprecher Martin Stellmann: „Man muss schauen, wer da für Gespräche mit an den Tisch muss. Aber wir werden da sicher nicht die Spielverderber sein.“ Stellmann spricht wie auch Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt die wichtigste Frage an: „Wer ist der Betreiber und wer trägt das Risiko?“ Rolf Noll ist an dieser Stelle sehr klar: „Wir als Verein machen das.“