Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Präventionsrat Bremen West berät über Strategien zur Müllvermeidung – nicht nur, aber besonders in Gröpelingen Ein breites Bündnis für mehr Sauberkeit

Gröpelingen. Es ist ein nerviges Dauerthema – nicht nur, aber vielleicht eben ganz besonders in Gröpelingen: Müll. Immer wieder taucht zum Beispiel wie von selbst an unterschiedlichen Ecken im Stadtteil säckeweise Abfall auf, liegt tagelang herum und ist Anwohnern und Geschäftsleuten ein Dorn im Auge.
10.03.2016, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Anne Gerling

Es ist ein nerviges Dauerthema – nicht nur, aber vielleicht eben ganz besonders in Gröpelingen: Müll. Immer wieder taucht zum Beispiel wie von selbst an unterschiedlichen Ecken im Stadtteil säckeweise Abfall auf, liegt tagelang herum und ist Anwohnern und Geschäftsleuten ein Dorn im Auge. Falsch befüllte gelbe Säcke werden von der Müllabfuhr nicht mitgenommen, und auf Straßen, Fußwegen und Grünstreifen ist häufig achtlos weggeworfener Unrat zu finden.

„Ich bin nicht der einzige, der sich über den Müll auf der Straße ärgert“, sagt zum Beispiel Anwohner Kai Randecker, der sich bessere Aufklärungskampagnen, häufigere Abfuhrtermine und mehr kleine öffentliche Müllbehälter an den Straßen wünschen würde. „Es ist toll, dass es hier den Quartier-Service gibt“, lobt der gebürtige Gröpelinger, „die machen eine super Arbeit, und man sollte dort unbedingt sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse und mehr Arbeitsplätze schaffen.“

Im August 2002 war der Quartier-Service gestartet, um einerseits den Stadtteil sauber zu halten und andererseits Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Vor fünf Jahren bestand das Team aus 18 Personen, mittlerweile sind es nur noch acht, wie Quartier-Service-Leiter Roman Trzebiatowski jetzt im Präventionsrat Bremen West schilderte: eine Folge der Arbeitsmarktpolitik.

Seit Jahren entwickeln Gröpelinger Bürger, Beiratspolitiker, das Ortsamt und diverse Einrichtungen Strategien, um ihren Stadtteil sauberer und somit lebenswerter zu machen. Bei seiner ersten Sitzung in diesem Jahr hatte der Präventionsrat das Thema nun wieder einmal auf der Tagesordnung, und dabei war zu erfahren, welche Anstrengungen und Aktivitäten es aktuell in Sachen Müllbeseitigung im Stadtteil gibt.

Viele Gröpelinger Geschäftsleute fegen zum Beispiel mehrfach am Tag den Gehweg vor ihren Läden, wie Stadtteilmanager Lars Gerhardt vom Verein Gröpelingen Marketing schilderte. Der Verein hat soeben eine Petition mit dem Titel „Mehr Sicherheit und Sauberkeit in Gröpelingen!“ an die Bürgerschaft verschickt, mit der er eine Debatte über verschiedene Missstände und Probleme im Stadtteil anstoßen und konkrete Lösungen dazu auf den Weg bringen möchte.

Absatz vier des Papiers bezieht sich auf das Thema Müll. Darin wird gefordert, strenger gegen illegal entsorgten Müll vorzugehen und Ordnungswidrigkeiten wie zum Beispiel öffentliches Urinieren (50 Euro), das Wegwerfen von Zigarettenkippen (20 Euro), das Kaugummi-Ausspucken (35 Euro) oder das Liegenlassen von Hundekot (35 bis 70 Euro) konsequent anzuzeigen und zu ahnden. Hierfür wiederum müssten Mitarbeiter des Umwelt- und Ordnungsdienstes in Gröpelingen deutlich mehr Präsenz zeigen, fordern die Petenten. Dies scheiterte bislang offenbar einerseits am knappen Personal des Dienstes und andererseits daran, dass die Zuständigkeiten für einzelne Verschmutzungen bei verschiedenen Ressorts lagen. Im rot-grünen Koalitionsvertrag war nun vereinbart worden, die „Kontrollfunktionen unter dem Dach eines städtischen Ordnungsdienstes zusammenzufassen und die entsprechenden rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen dafür zu schaffen“.

In der Petition wird außerdem angeregt, eine „Mängelmelder-App“ fürs Smartphone einzurichten. So könnten Bürger auf unkomplizierte Weise Fotos von illegal abgeladenem Müll oder Verunreinigungen inklusive Geodaten an die „Leitstelle Saubere Stadt“ schicken und auf einer Webseite den Bearbeitungsstatus zu den jeweiligen Fundstellen mitverfolgen. Laut Jens Tittmann, Sprecher des Umweltressorts, ist in Bremen vor einiger Zeit das Programm www.mängelmelder.de eingeführt worden, das allerdings nur wenig genutzt werde. Eine weitere Anregung des Gröpelingen Marketing zielt darauf, legale Müllentsorgung erschwinglicher zu machen. Denn mit einem Preis von 5,50 Euro liegt laut Stadtteilmanager Lars Gerhardt der Bremer Müllsack im bundesweiten Vergleich an der Spitze; angeregt wird in der Petition deshalb ein deutlich günstigerer „Gröpelinger Müllsack“, der nur 1,50 Euro kosten soll und damit eine attraktive Alternative zum illegalen Abladen von Müll sein könnte.

Auch der Verein Bremer Umwelt Beratung ist regelmäßig am Thema Müll dran. Im September wurden dort im Rahmen des „Aktuellen Bündnisses für Nachhaltigkeit“ gemeinsam mit Akteuren aus dem Stadtteil in einem Workshop Ideen gesammelt, wie Altes wieder aufgearbeitet werden kann anstatt es einfach wegzuwerfen – Stichwort „Upcycling“. „Viele wissen gar nicht, was es dazu im Stadtteil schon an Angeboten gibt“, sagt Elke Meier von der Bremer Umwelt Beratung. Das will der Verein nun ändern und Angebote wie ein neues Repair-Café der Oslebshauser Recyclingstation, die Fahrradwerkstatt in Wohlers Eichen (die jedem im Quartier offen steht) oder auch die neue Holzwerkstatt im Stiftungsdorf Gröpelingen im Rahmen einer „Upcycling-Woche“ im Sommer bekannter machen. Dabei ist dann auch Upcycling-Pionierin Renate Drögemüller in der Jugendkirche mit von der Partie, und Elke Meier sucht aktuell weitere Akteure, Einrichtungen und Orte.

Im zweiten Teil des Projekts geht es darum, Abfall im öffentlichen Raum zu reduzieren. „Es gibt bereits Leute, die in einzelnen Quartieren regelmäßig Müll aufsammeln“, sagt Elke Meier und führt als Beispiel die „Trashys“ in der Wohnanlage Wohlers Eichen an. „Diese Initiativen wollen wir würdigen und unterstützen“, sagt Meier. Denkbar sei zum Beispiel ein Beitrag zur benötigten Ausstattung. Für beide Projektteile werden noch Unterstützer und Akteure gesucht; Interessierte können das nächste Treffen am Mittwoch, 6. April, um 15 Uhr im Quartiersbildungszentrum Morgenland besuchen und sich zuvor telefonisch unter 7 07 01 00 anmelden.

Mit gutem Beispiel vorangehen: Das ist die Strategie von Sabine Toben-Bergmann, Leiterin des Freizi Oslebshausen. Ab Ostern wird deshalb ihr Team wieder zusammen mit Jugendlichen regelmäßig Müll vom Freizi-Gelände und vom Bolzplatz „Auf den Heuen“ am Spitzbunker in Oslebshausen entfernen. „Es ist ein mühsamer Job“, sagt Toben-Bergmann, betont aber gleichzeitig: „Ich wette, dass, wenn ein Platz regelmäßig gemacht wird, auch andere dazukommen und mithelfen. Man muss sich ja nicht zu viel vornehmen – aber jeder sollte mitmachen.“

Wirksam sei es außerdem, Mitmenschen direkt darauf anzusprechen, wenn diese zum Beispiel Müll wegwerfen oder Hundekot liegen ließen. „Wir müssen den Mund aufmachen, es nützt nichts“, ist Toben-Bergmann überzeugt. Eine Vorgehensweise, mit der auch Anwohnerin Ursula Neke in Oslebshausen schon gute Erfahrungen gemacht hat – der Ton mache dabei aber die Musik, rät sie allen Nachahmern.

Wer sich für einen sauberen Stadtteil engagieren möchte, hat dazu am 15. und 16. April Gelegenheit. Dann wird im Rahmen der Umweltinitiative „Bremen räumt auf“ wieder gemeinsam angepackt, als Ausgabestelle ist dann erstmalig auch das Nachbarschaftshaus Helene Kaisen mit dabei.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)