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Im Nunatak an der Kapitän-Dallmann-Straße bringt die Quartier gGmbH Menschen zusammen Ein Raum für Kultur und Begegnungen

Blumenthal. Leben statt Leerstand, Miteinander statt Nebeneinander, Begegnung statt Konflikt, Kultur statt Langeweile – das wollten die Initiatoren des Festivals „Auswärtsspiel“ im Sommer in Blumenthal erreichen. Als ein Spielort des Kulturprogramms entstand im Juni das „Nunatak“, ein „Kultur-Ideen-Raum“, der seither für kulturelle Projekte aller Art an der Kapitän-Dallmann-Straße zur Verfügung steht.
20.10.2016, 00:00 Uhr
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Von Albrecht-Joachim Bahr

Blumenthal. Leben statt Leerstand, Miteinander statt Nebeneinander, Begegnung statt Konflikt, Kultur statt Langeweile – das wollten die Initiatoren des Festivals „Auswärtsspiel“ im Sommer in Blumenthal erreichen. Als ein Spielort des Kulturprogramms entstand im Juni das „Nunatak“, ein „Kultur-Ideen-Raum“, der seither für kulturelle Projekte aller Art an der Kapitän-Dallmann-Straße zur Verfügung steht.

Der Name Nunatak ist nicht einfach der „Eskimo“-Sprache entlehnt, sondern ein Idiom der Inuit, wie sich die Bewohner arktischer Regionen selbst nennen. Nunatak bezeichnet Felsen und Bergrücken in arktischen Regionen, die aus Gletschern und Eismassen herausragen. „Und es gibt in der Antarktis sogar ein Eiland mit Namen Dallmann-Nunatak“, erzählt Johanna Boehme, die bei der Quartier gGmbH ein freiwilliges soziales Jahr absolviert und im Nunatak Ansprechpartnerin ist. „Es ist ein exotischer Begriff, sodass Leute erst einmal hinschauen und fragen: Nuna. . ., was?“. Es gebe zudem eine Beziehung zur Dallmann-Straße. Und schließlich verstehe man sich selbst als eine Insel, die auch im rauen Klima Platz für Pflanzen bietet.

Und so versteht es dann auch Christian Psioda, Projektleiter bei der Quartier gGmbH und verantwortlich für den Betrieb in dem ehemaligen Ladenlokal direkt am Blumenthaler Marktplatz: „Nunatak ist eine Art Insel mit Theater-, Bild- und Kunstformat. Eine mit den drei Standbeinen Café, Veranstaltungen und Raumangebot für Drittnutzer, die, wie zum Beispiel die Mutter-Kind-Gruppe, ein eigenes Programm gestalten.“ An einem vierten Standbein wird noch gearbeitet: ein Quartiersbüro für kulturelles Stadtteil-Management.

Eigentlich habe man wie bei „Kreativpotenziale Bremen“, einem Programm, mit dem gezielt die kulturelle Bildung an Schulen gefördert werden soll, auch in Blumenthal mit einer Schule zusammenarbeiten wollen. Doch habe man sich bei Quartier entschlossen, im Stadtteil allgemein aktiv zu werden. „Wir wollen Menschen zusammenbringen“, sagt Christian Psioda, „die sich sonst weniger unter Leute begeben, die sonst nicht so aus sich herauskommen“. Und das könne man hier, nach dem Motto: „Kunst und Kultur als Vehikel in Verbindung mit Kaffee und Kuchen.“ Das Nunatak-Team will auch Menschen verschiedener Kulturen zusammenbringen. „Das Problem ist doch“, sagt Psioda, „dass manche Gruppen nicht so aufgeschlossen gegenüber anderen Gruppen sind“.

Einmal habe man Sinti und Roma zum Kochworkshop eingeladen. Und als die dann ihre traditionellen Gerichte vorgestellt haben, sei der Laden voll gewesen. „Auf einmal waren hier alle versammelt und haben geschaut, wie und was die anderen so alles essen.“ Das sei nicht die Regel. Aber genau und vor allem dieses Miteinander sei Programm der Initiative. „Unser Publikum“, ergänzt Johanna Boehme, „ist von der Altersstruktur her gemischt“. Ins Café kämen vor allem ältere Menschen. Zu Workshops und Kultur am Abend seien es dann doch meist Jugendliche. „Zudem kommen auch Künstler zu uns, die Konzerte auf die Beine stellen oder Ausstellungen initiieren.“ Wie derzeit zum Beispiel die mit dem Titel „I‘m here“, mit Fotos, die junge Flüchtlinge unter anderem aus Gambia und Ghana im Rahmen eines Foto-Kreativ-Workshops in Kattenturm aufgenommen haben. Die Fotos bringen mit Pep, Frische und Frechheit Leben in den Raum. Zu sehen ist diese Ausstellung noch bis Ende Oktober.

Johanna Boehme zählt weitere auf, die ins Nunatak kommen: Mutter-Kind-Gruppe, Mädchengruppe und Streetworker, dazu eine Theatergruppe vom Theater Bremen und jugendliche Flüchtlinge, die in der Alten Post untergebracht sind und, und, und. „Wir wollen die verschiedensten Gruppen ansprechen und anziehen, egal ob Rapper oder die Hausmanns mit Lesungen.“

„Das Nunatak“, fasst Christian Psioda zusammen, „setzt Impulse für mehr Miteinander im Stadtteil. Gemeinsam Kunst zu schaffen, zu teilen und zu erleben, fördert Begegnung und begünstigt kulturelle Wertschätzung“. Der Kultur-Ideen-Raum lebe vor allem von der Beteiligung engagierter Bürger aus dem Umfeld. Man könne sich als Nutzer, Organisator und Ideengeber einbringen und selbst ausprobieren. Und schließlich gehöre zum Konzept die Vergabe von Räumen sowie ein kulturelles Beratungs- und Vernetzungsangebot. Vernetzt ist Nunatak – oder arbeitet an dieser Vernetzung – auch mit anderen Institutionen Blumenthals. Man arbeitet mit dem Team der Burg Blomendal zusammen, hat Kontakt unter anderem zum Quartiersmanagement, natürlich auch zu Ortsamt und Beirat.

Fünfzehn Freiwillige zählt der harte Kern der ehrenamtlichen Nunatak-Mitarbeiter. Den Kopf der Gruppe bilden Christian ­Psioda und Johanna Boehme. Er ist, dem Bildungsweg nach, halb Philosoph, halb Kulturmanager. Sie ist halb Theologin, halb Sopranistin mit klassischer Gesangsausbildung. Dass Nunatak an den Start gehen konnte, ist einer Anschubfinanzierung des Beirats und des Programms „Demokratie leben“ zu verdanken. Und die Miete ist auch gesichert, jedenfalls bis Mitte kommenden Jahres. Dafür stehen unter anderem ein: der Blumenthaler Bürgerverein (beziehungsweise dessen Förderer), die Arbeitnehmerkammer, der Beirat, die Sparkasse Bremen und Bundesmittel gibt es auch. „Wir sind natürlich ständig dabei, neue Mittel einzuwerben“, versichert Psioda.

Vor allem aber sucht das Nunatak-Team Menschen, die sich hier engagieren wollen. Wer Lust hat, mitzumachen, kann sich per E-mail an nunatak@quartier-bremen.de wenden.

Info

„Adventure-City“ (Deine Stadt – dein Spielfeld) ist ein Theaterworkshop für Jugendliche, der am Freitag, 21. Oktober, im Nunatak, Kapitän-Dallmann-Straße 2, beginnt. Die Teilnehmer treffen sich immer freitags von 17 bis 19 Uhr. Die Jugendlichen sind eingeladen, mit eigenen Themen und Ideen ein Stück zu entwickeln, das im Februar vorgestellt werden soll. Weitere Auskünfte gibt es unter Telefon 04 21 / 3 65 34 49.
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