In der Augenklinik des Klinikums Bremen-Mitte könnte ein Stadtteilhaus entstehen, in dem sich Neu-Hulsberger und Alt-Steintorsche treffen. Ursula Schnell von der Bremer Heimstiftung träumt davon, aus der alten Augenklinik ein „Haus im Hulsberg“ zu machen, ein Stadtteilhaus für alle nach dem Vorbild des Hauses im Viertel. Wir stellen diesen und weitere Hulsberger Träume in einer kleinen Reihe vor.
Majestätisch thront sie an der St.-Jürgen-Straße: Die Augenklinik des Klinikums Bremen-Mitte ist ein architektonisches Schmuckstück und prägt zusammen mit dem heutigen Hauptgebäude der Klinik und der alten Hals-Nasen-Ohren-Klinik das Gesicht der Straße seit gut einem Jahrhundert. Wenn das Krankenhaus etwa 2016 in den Teilneubau zieht, wird die Augenklinik leer stehen. Abgerissen wird sie nicht, denn sie ist denkmalgeschützt. Aber: Was tun mit dem großen Backsteinbau?
Ursula Schnell von der Heimstiftung hätte da eine Idee. Sie leitet das Haus im Viertel und würde gerne eine ähnliche Einrichtung auch im neuen Hulsberg-Viertel etablieren. Ein Stadtteilhaus soll entstehen. „Das kann ein Tor sein ins Hulsbergquartier und eine Brücke zum Steintor“, sagt Ursula Schnell. Unter dem Dach des „Hauses im Hulsberg“ könnten sich verschiedene Träger, Institutionen und Einzelpersonen verwirklichen. „Es wäre schön, wenn wir dem Stadtteil ein Angebot machen könnten.“ Dabei soll es nicht vorrangig ums Wohnen gehen.
Die Menschen altern heute anders, betont Ursula Schnell. Sie machen sich viel früher Gedanken darüber, wie sie im Alter leben möchten, und richten sich frühzeitig entsprechend ein. Sie bleiben aktiv, so lange es geht, leben unabhängig in ihren Wohnungen, brauchen aber offene Häuser für ihre Freizeitgestaltung oder im Pflegefall Menschen, die sie zu Hause betreuen. Einzelne Wohneinheiten wären dennoch denkbar, aber „das Ziel ist, dass die Menschen nach Hause zurückkehren“. Tages- und Kurzzeitpflege könnten angeboten werden. Die Heimstiftung verstehe sich ansonsten als Helfer und Ansprechpartner, der Menschen berät und hilft, die daheim wohnen bleiben möchten.
Ständiges Kommen und Gehen
Zusätzlich könnten Kooperationspartner, wie es sie im Haus im Viertel gibt, in die alte Augenklinik einziehen. Dadurch stünden dem Stadtteil Kultur-, Bildungs-, Beratungs- und Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung. Beispielsweise könnte es eine offene Werkstatt geben, die die Nachbarn mit nutzen, ist Schnells Idee. Workshops oder Lesungen könnten angeboten, Gästezimmer eingerichtet werden, in denen auch Nachbarn ihre Besucher einquartieren können. So wäre ein ständiges Kommen und Gehen gewährleistet.
Solche Strukturen müssen wachsen und ließen sich auch im Haus im Viertel nicht planen. Als 1997 der Grundstein für die Einrichtung gelegt wurde, konnte noch keiner ahnen, dass dort 17 Jahre später nicht nur Menschen in verschiedenen Wohnformen leben, sondern auch Buddhisten, Volkshochschüler, Kindergartenkinder und Restaurantbesucher ein und aus gehen. Auch Beschäftigte anderer Träger, wie des Roten Kreuzes oder der Paritätischen Dienste gehen dort ein und aus, bieten Beratungen oder Nachbarschaftshilfe an. Im Moment kann niemand absehen, wer ab 2016 oder 2017 Räume braucht. „Das muss zeitlich passen“, sagt Ursula Schnell. Die Hausleiterin wünscht sich Angebote für alle Generationen vom Kleinkind bis zur 100-Jährigen. Dass Kooperationspartner kommen, wenn der Traum Wirklichkeit werden sollte, daran hat sie keinen Zweifel. Mit dem Haus im Viertel hat sie reichlich Erfahrungen gesammelt, wie ein Netzwerk aufgebaut und am Leben erhalten werden kann. „In diesem Stadium gucken wir da erst mal nur begehrlich hin“, sagt Ursula Schnell. Zwar gebe es eine Diplomarbeit, in der sich eine Architekturstudentin Gedanken gemacht habe, wie die langen Krankenhausflure in so ein Konzept eingepasst werden könnten, aber konkrete Umbaupläne gebe es noch nicht. Es ist auch überhaupt noch nicht klar, ob die Heimstiftung tatsächlich zugreifen wird. „Wir zahlen auch nicht jeden Preis“, sagt Ursula Schnell. Kosten kämen ohnehin noch genug auf die Stiftung zu, denn energetisch ist die Augenklinik nicht gerade auf dem neuesten Stand. Auch in Sachen Barrierefreiheit müsste unter Umständen nachgerüstet werden – und bei allen Umbauplänen muss der Denkmalschutz bedacht werden. „Es gibt auch Unklarheit, ob und wie viele Mitbewerber es geben wird.“ Die Vermarktung der alten Klinikgebäude hat noch nicht begonnen