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Familienberater Herbert Junk über Konfliktlösungen "Eine Arbeit, die Freude macht"

Die Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungs- und Familienberatung (LAG) ist der Verband der Bremer Familienberater. Darin entwickeln Fachkräfte moderne Konzepte zur Problemlösung bei der Kindererziehung.
23.11.2013, 00:00 Uhr
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Die Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungs- und Familienberatung (LAG) ist der Verband der Bremer Familienberater. Darin entwickeln Fachkräfte moderne Konzepte zur Problemlösung bei der Kindererziehung. Anlässlich des 50. Geburtstages der LAG sprach Max Polonyi mit Erziehungsberater und Verbandsmitglied Herbert Junk über seinen Beruf und die neuen Probleme in Familien.

In Bremen lebt fast jedes dritte Kind in einer Familie, die von Sozialleistungen abhängig ist. Haben Sie als Familienberater vor diesem Hintergrund einen schweren Beruf?

Herbert Junk: Es ist eine Arbeit, die Freude macht. Nicht weil die Beratung an sich immer spaßig ist. Hochstrittige Eltern zu beraten ist eine schweißtreibende und sehr anstrengende Angelegenheit. Trotzdem macht es Freude, weil es sinnvoll ist. Wenn ich mit meiner Beratung etwas zum Positiven lenken kann, stimmt mich das sehr zufrieden.

Wer kommt zur Familienberatung?

Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, die mit unterschiedlichsten Lebenslagen konfrontiert sind. Es gibt nicht ein bestimmtes Klientel. Die Nachfrage hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Wir haben an unserer Beratungsstelle im Sozialzentrum Süd aktuell teilweise Wartezeiten von bis zu sechs Wochen für einen Termin.

Wie erklären Sie sich die Nachfrage?

Die Welt ist komplizierter geworden und Menschen stehen heute vor Problemen, die es früher nicht gab. Außerdem ist die Hemmschwelle, sich Hilfe zu suchen, gesunken. Die Beratungsstellen in Bremen genießen einen guten Ruf, denn die LAG entwickelt die Ansätze hier ständig weiter.

Was sind die Aufgaben Ihrer Arbeitsgemeinschaft?

Wir verstehen uns als unabhängigen Verband, der sich aus Fachkräften von Erziehungsberatungsstellen zusammensetzt. Wir wollen die Qualität von Familienberatung auf einem hohen Niveau halten. In Bremen haben wir etwa 35 Mitglieder aus sechs Beratungszentren. Wir treffen uns regelmäßig und erörtern gemeinsam, welchen Themen sich Familienberatung widmen muss, um mit der Zeit zu gehen und organisieren Fortbildungen für die Berater.

Welche aktuellen Themen sind das?

Wir haben immer häufiger mit Trennungsfällen zu tun. Die finanziellen und emotionalen Folgen, die so ein Ereignis mit sich bringt, führen zu Problemen in Familien. Die Kinder vermissen einen Elternteil, es gibt logistische Probleme – da ist der Beratungsbedarf groß.

Wie war die Erziehungsberatung vor 50 Jahren im Vergleich zu heute?

Die gesellschaftlichen Bedingungen waren damals ganz anders. Es gab sehr viel weniger Trennungen in Familien. Auch dem Thema Migration kommt heute eine viel höhere Bedeutung zu. Was die häufigsten Probleme vor 50 Jahren waren, weiß ich aber nicht. Damals war ich noch nicht im Dienst.

Wie helfen Sie Jugendlichen, die unter der Trennung ihrer Eltern leiden?

Da gibt es kein Pauschalrezept. Aber grundsätzlich gilt: Wir sprechen mit ihnen und hören uns an, was sie zu sagen haben. Es gibt Erziehungsleitfäden, auf deren Grundlage wir handeln. Aber wir beraten jeden ganz individuell.

Zur Person

Herbert Junk (50) ist Psychologe und berät seit 1994 Familien und Jugendliche am Sozialzentrum Süd in der Neustadt. Bei der LAG entwickelt er moderne Beratungskonzepte.

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