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Bremer Winterdienste in der Kritik Einsatz gegen Schneematsch

In vielen Teilen Bremens hat sich Unmut über den Schneematsch breit gemacht. Zahlreiche Bremer beschwerten sich über glatte Böden. Ihre Kritik zielt dabei auf die Bremer Winterdienste ab.
05.01.2016, 00:00 Uhr
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Von Thomas Walbröhl

In vielen Teilen Bremens hat sich Unmut über den Schneematsch breit gemacht. Zahlreiche Bremer beschwerten sich über glatte Böden. Ihre Kritik zielt dabei auf die Bremer Winterdienste ab.

Wieder und wieder sticht Niko Basar mit seiner Schneeschaufel in die graue Pampe und räumt vereiste Schneebrocken zur Seite. Basar betreibt einen Blumenstand auf dem Marktplatz und fühlt sich von der Stadtreinigung allein gelassen. „Ich stehe seit 7 Uhr hier. Die von der Stadtreinigung sind hier mit zwei kleinen Wagen zwei, drei Bahnen gefahren. Das war alles.“ Unmut über den Schneematsch machte sich am Montag vielerorts in Bremen breit. Am Hauptbahnhof war der Boden vormittags noch ganz von grauem Matsch bedeckt. Auf der Obernstraße liefen nachmittags viele Menschen mit gesenktem Blick, um nicht auszurutschen. Etliche Bremer beschwerten sich über rutschige Böden.

In vielen Teilen Bremens hat sich Unmut über den Schneematsch breit gemacht. Zahlreiche Bremer beschwerten sich über glatte Böden. Ihre Kritik zielt dabei auf die Bremer Winterdienste ab.

Der Sprecher des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr wehrt sich gegen Pauschalkritik am Bremer Winterdienst. „Die Menge an Schnee kam überraschend“, sagt er, „aber Bremen ist sicher und unsere Strategie sinnvoll.“ Es gehe darum, die Stadt einsatzfähig zu halten, nicht darum, zum Beispiel den Marktplatz komplett zu räumen. „Am wichtigsten ist das im Berufsverkehr und zu den Lieferzeiten. Priorität haben die Hauptverkehrsstraßen“, erklärt der Behördensprecher. „Es ist nicht sinnvoll, alle Fahrzeuge und Fahrer, die wir zur Verfügung haben, am Sonntagnachmittag gleichzeitig in den Einsatz zu schicken, wenn wir sie nachts ab 1 Uhr dann schon wieder für den nächsten Werktag brauchen.“

Derzeit stehen nach Angaben der Behörde etwa 150 größere und kleinere Fahrzeuge zur Verfügung. Den Winterdienst teilen sich die Entsorgung Nord GmbH (Eno), das Amt für Straßen und Verkehr (ASV), der Umweltbetrieb Bremen und die Bremer Straßenbahn AG (BSAG). Die Eno ist für knapp 70 Prozent der Straßen und Wege in der Stadt zuständig, das ASV für die Bremer Autobahnen.

Beim Streuen mit Salz geht es auch um Umweltaspekte. Etwa 3,5 Tonnen Salz müssen pro Netzkilometer Stadtstraße bereitliegen. Das entspricht den Mindestempfehlungen des Fachausschusses Winterdienst des Verbands Kommunale Abfallwirtschaft und Stadtreinigung. Laut Verkehrsbehörde ist die nötige Mindestmenge von 3000 Tonnen mehrmals vorhanden. So viel Salz reicht für sieben sogenannte Volleinsatztage.

Auch die BSAG hat wegen des Schneetreibens zu tun. Vier eingefrorene Weichen habe es seit Beginn des Schneefalls gegeben, sagt ein BSAG-Sprecher. „Da mussten wir raus und die Weichen enteisen. Das waren aber Standardeinsätze, und war schnell gemacht.“ Außerdem hätten vier Autos nicht die Kurve bekommen und seien im Gleisbett der BSAG gelandet. „Ein strenger Winter ist das aber noch nicht“, findet der Sprecher. „Erst wenn vier Wochen lang Schnee liegt und die Temperaturen wesentlich niedriger sind, kann es zu größeren Problemen kommen.“ Kündigt die Wettervorhersage Schneefälle an, beauftragt die BSAG ein Sonderteam von etwa einem Dutzend Mitarbeitern, um mit Eis und Schnee fertig zu werden. Derzeit laufe aber alles normal, heißt es bei der BSAG. „Wir wünschen uns eher noch mehr Schnee, da dann auch überzeugte Autofahrer für uns zu Kunden werden.“

Bislang nur kleinere Unfälle

Bei Schneematsch ist Vorsicht geboten, denn auch in geräumten Bereichen oder auf Plätzen, wo gestreut wurde, kann es irgendwann wieder glatt werden. Die Folge: Stürze. In den Notfallambulanzen der Krankenhäuser, die zum Bremer Klinikverbund Gesundheit Nord gehören, wurden bislang wenige Patienten behandelt, die sich nach dem Wintereinbruch beim Stürzen verletzt haben. Nur etwa zwei oder drei Patienten mit Knochenbrüchen habe es gegeben, sagt ein Sprecher der Gesundheit Nord auf Anfrage.

Die Polizei verzeichnet etwa 100 Unfälle auf Straßen und Autobahnen seit Sonntag. „Das sind nicht außergewöhnlich viele“, betont ein Polizeisprecher. „Die allermeisten waren Bagatellunfälle, leichte Verletzungen gab es nur wenige und schwere Verletzungen bislang keine. Die Leute fahren offenbar sehr vernünftig.“ Auch die Feuerwehr zieht eine positive Bilanz. „Das war bislang ganz normaler Einsatzbetrieb, heißt es dort. „Wir hatten nicht wesentlich mehr Einsätze als vor dem Schneefall.“ Nur am Sonntagnachmittag musste die Feuerwehr einmal für zwei Stunden vier Wagen einer Freiwilligen Feuerwehr dazurufen. Spätestens wenn ab Donnerstag das Tauwetter beginnt, müssen die Feuerwehrleute noch mal ran. „Tauen Schnee und Eis weg, müssen wir häufig große Eiszapfen entfernen oder Schneeteppiche, die sonst von Dächern rutschen“, sagt ein Sprecher. „ Auch wenn Eisschollen auf der Weser treiben, rücken wir aus. Aber davon sind wir jetzt noch weit entfernt.“

Allerdings ist am Montag wegen Frost und Schneefall eine weitere Zeltunterkunft für Flüchtlinge geräumt worden: Weil die Trinkwasserleitungen an der Unterkunft Otto-Hahn-Allee eingefroren sind, mussten rund 450 Menschen in der nahegelegenen Uni-Sporthalle übernachten. Laut Sozialbehörde bauten sie dort Notbetten mit Hilfe von Soldaten auf. Bereits in der Nacht zum Montag hatten rund 300 Flüchtlinge die Zelte am Überseetor verlassen, auch dort gab es Probleme mit eingefrorenen Leitungen sowie mit einer teilweise ausgefallenen Heizung. Die Menschen wurden in der Gesamtschule West in Walle einquartiert. Alle sollen an diesem Dienstag in die Zelte zurückkehren. Derzeit leben in Bremen 1250 Flüchtlinge in Zelten, so die Behörde.

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