Einzelhändler in Bremen rüsten sich für das Weihnachtsgeschäft und rufen die Kunden dazu auf, ihre Einkäufe frühzeitig zu erledigen. Der Grund sind die Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie. Die Läden dürfen nicht übervoll sein, wie es sonst in den Wochen vor dem Fest oft der Fall war. Aktuell bietet sich in der Innenstadt allerdings ein anderes Bild: Die Lichter der Geschäfte sind an, die Türen offen, doch hinein geht kaum jemand. Von der Zurückhaltung betroffen ist nach Angaben der Handelsverbände vor allem die Textil- und Schuhbranche. Können die Wochen vor Weihnachten die Rettung bringen?
Der Lebensmittelhändler Lestra in Bremen-Horn, bekannt durch sein Luxussegment, bittet bereits seit Wochen ausdrücklich um Mithilfe: „Um die Warteschlangenbildung zu minimieren, empfehlen wir, einen Teil Ihrer Weihnachtseinkäufe schon jetzt zu erledigen. So können Sie dazu beitragen, Menschenmengen zu vermeiden und allen Personen einen risikoarmen Einkauf zu ermöglichen“, wendet sich Lestra an die Kundschaft. Das Spielwarengeschäft Wichlein im Ostertor hat einen Aushang gemacht: „Jetzt schon an Weihnachtsgeschenke denken? Oder Schlange stehen in Kälte durch Einlassbeschränkungen und Abstandsregeln?“
Für Karsten Nowak, Einzelhandelsexperte der Bremer Handelskammer, hat das Weihnachtsgeschäft bereits begonnen, und er verbindet Hoffnungen damit: „Das ist der Silberstreif, auf den wir warten.“ Nowak begrüßt, dass der Handel dafür wirbt, die Einkäufe schon jetzt zu erledigen. „In den kleineren Läden ist die Vorgabe von mindestens zehn Quadratmetern pro Kunde schnell erreicht.“ Wer dann die Erfahrung mache, lange warten zu müssen oder gar abgewiesen zu werden, könne schnell in die digitale Welt wechseln. Deshalb sei es für beide Seiten ratsam, die Einkaufszeit vor Weihnachten zu strecken. Das sorge für Entspannung.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat für November und Dezember trotz der Corona-Beschränkungen gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzplus von 1,2 Prozent vorhergesagt. Einen guten Schnitt würden demnach Branchen wie Möbel, Baumärkte und Lebensmittel machen. Eher schlecht dürfte es dagegen im Bekleidungshandel, bei Parfümerien und dem Geschäft mit Spielwaren aussehen. Den eigentlichen Wachstumstreiber sieht der HDE im Online-Handel. Der werde im Weihnachtsgeschäft voraussichtlich um 19 Prozent auf mehr als 17 Milliarden Euro zulegen. Das wäre rund ein Sechstel des gesamten Umsatzes im Einzelhandel.
Verbraucher nutzen verstärkt Internet
„Die Kunden kaufen auch in der Corona-Krise Geschenke, sie shoppen aber deutlich mehr online und gehen seltener in die Innenstädte“, stellt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth fest. Er bezieht sich dabei unter anderem auf das jüngste Konsumbarometer seines Verbandes: Demnach wollen 44 Prozent der Verbraucher ihre Weihnachtseinkäufe verstärkt im Internet erledigen. Sollten sie doch in die Läden gehen, tun sie es nach Einschätzung von Genth eher dort, wo sie wohnen: „Die Leute bleiben gern in ihrem Viertel, statt in die City zu fahren.“
Norbert Caesar kann diesen Eindruck bestätigen: „Niemand setzt sich gerade gerne in Bus oder Bahn. Eingekauft wird lieber im eigenen Quartier, und davon profitieren wir natürlich“, sagt der Vorsitzende der Interessengemeinschaft „Das Viertel“. Im ersten Lockdown hätten die Menschen außerdem erlebt, wie wichtig die Läden für einen lebendigen Stadtteil sind. Schon deshalb würden sie dort bevorzugt hingehen. Trotzdem erlebe er im Ostertor gerade keine „wahnsinnig gute Frequenz“, dafür fehle es an Cafés und Kneipen, die wegen Corona wieder schließen mussten.
Um dem Negativtrend in den Innenstädten etwas entgegenzusetzen, sollte dort mindestens für eine vorweihnachtliche Stimmung gesorgt werden, meint Jan König vom Handelsverband Nordwest. Er bedauert die Totalabsage des Weihnachtsmarktes in Bremen. „In Oldenburg wird immerhin noch überlegt, einige Buden aufzustellen“, so König. Auch verkaufsoffene Sonntage wären ein Weg gewesen, den Handel zu stimulieren.
Die Grünen im Bundestag haben unterdessen zehn Forderungen an die Bundesregierung formuliert, um die Innenstädte zu retten. Erster Punkt ist, die Hilfsprogramme für notleidende Unternehmen zu entbürokratisieren. Die Regierung sei „Weltmeisterin im Ankündigen“, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Die sogenannten Novemberhilfen könnten zurzeit noch nicht einmal beantragt werden. Weitere Teile des Konzeptes der Grünen sind eine Digitalisierungsoffensive für den Handel, mehr Flexibilität bei den Gewerbemieten und ein Städtebaunotfallfonds mit 500 Millionen Euro, der unter anderem dazu dienen soll, den Leerstand zu bekämpfen.
Stimmungsvolle Adventsbeleuchtung
Bremen misst der Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu. Das bestehende Lichtkonzept der vergangenen Jahre werden erweitert, wie die City-Initiative mitteilt. Demnach sollen an vielen Orten der Innenstadt und in den einzelnen Quartieren neue Lichterketten und Weihnachtsbeleuchtung gespannt sowie zahlreiche Weihnachtsbäume aufgestellt werden.
Auch Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover setzt beleuchtete Bäume, Gebäude, Leuchtbälle und Lichtervorhänge in der Innenstadt. „Es ist klar, dass der Weihnachtsmarkt, wie wir ihn kennen und wie er dieses Jahr nicht stattfinden kann, nicht ersetzt werden kann. Dennoch ist es das Ziel, ein wenig weihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen“, sagt Stadtsprecher Dennis Dix.
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