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Bremer Tradition Eiswette am Tag der Heiligen drei Könige

Bremen. Seit 180 Jahren wird alljährlich am Tag der Heiligen drei Könige am 6. Januar in der Bremer Eiswette geprüft, ob die Weser geiht oder steiht.
05.01.2010, 16:05 Uhr
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Von Karina Skwirblies

Bremen. Seit 180 Jahren wird alljährlich am Tag der Heiligen drei Könige am 6. Januar in der Bremer Eiswette geprüft, ob die Weser geiht oder steit. Um 12 Uhr versammeln sich die ehrwürdigen Herren vom Präsidium der Eiswette von 1829 und die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland zu dem traditionellen Spektakel, um den 99 Pfund leichten und lautstark parlierenden Schneider dabei zu beobachten, ob er zu Fuß über die zugefrorene Weser laufen kann oder mit dem Boot übersetzen muss.

„Geiht die Werser oder steiht sie?“ Das ist alle Jahre wieder an einem mal mehr, mal weniger schönen Januarmorgen die Frage bei der Eiswetteam Punkendeich, wenn geprüft wird, ob der Fluss noch vereist oder wieder schiffbar ist. Mit dabei ist neben einem tapferen Schneider und dem kalten Fluss auch immer eine ganze Riege schwarzbefrackter älterer Herren, die sicherstellen, dass auch alles mit rechten Dingen zugeht – schließlich handelt es sich um eine Wette.

Seit 1829 wird jedes Jahr ums Eis gewettet. Mittlerweile ist daraus ein Schauspiel geworden, die Wetteinsätze kommen wohltätigen Zwecken zugute. Dabei geht die Eiswettezurück auf ein ganz praktisches Problem der Binnenschifffahrt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fror die Weser bei Bremen noch regelmäßig zu.

Für die Frachtschiffe war kaum ein Durchkommen. Über den Fluss wurde aber in der Hansestadt ein Großteil der Waren ein- und ausgeführt, denn der Zugverkehr steckte noch in den Kinderschuhen. Wichtig war also festzustellen, ob die Weser wieder befahrbar oder noch gefroren ist. Und hier kommt der Schneider ins Spiel. Denn die Eisdecke ist laut Definition des Eiswett-Präsidiums noch zu dick, wenn ein 99 Pfund schwerer Schneider mit einem heißen Bügeleisen in der Hand trockenen Fußes die Neustadtseite der Weser erreicht.

Der potenziell triefnasse Schneider weiß die Aufmerksamkeit, die ihm ob der ehrenvollen Aufgabe an diesem Tag zuteil wird, zu nutzen. Er echauffiert sich über all die Possen, die Bremen in Politik und Gesellschaft im vergangenen Jahr heimgesucht haben, legt sich mit dem Präsidenten an und versucht sich vor dem kalten Bad zu drücken. Denn zugefroren war die Weser schon lange nicht mehr.

Schließlich entkommt der Schneider in einem Boot und dem Eiswett-Kommittee bleibt nur der Steinwurf, um den Zustand der Weser festzustellen. Sollte das Eis auf der Weser zu dünn oder gar nicht vorhanden sein, setzt das kesse Schneiderlein im Boot der Seenotretter auf die andere Weserseite über.

Der zweite Teil der seit 1829 stattfindenden Eiswette folgt am 16. Januar im Congress Centrum. Hier wird der Wetteinsatz von den Mitgliedern des Eiswett-Vereins und geladenen Gästen verspeist. Bei dem Herrenessen wird wieder mit einem hohen Spendenbeitrag zugunsten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gerechnet.

Prominente Redner sind Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg und der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Hans Heinrich Driftmann.

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