Immer noch wird von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) händeringend nach Alternativen gesucht, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu mindern. Philipp Metz und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter vom kürzlich gegründeten Verein "Erdwärme Dich", hätten da einen heißen Tipp für den Bundeswirtschaftsminister: Statt etwa auf LNG-Terminals, deren Preis sich in der letzten Zeit verdoppelt hat, oder gar auf Fracking-Gas zu setzen, bevorzugt der Verein die umweltfreundliche Nutzung von Erdwärme.
Allerdings verfügt diese bisher nicht über eine starke Lobby. Die CO2-Einsparung durch Erdwärme wäre erheblich, wenn sie bei Millionen Wohnungen zum Einsatz käme, betont Philipp Metz. Der Mitinitiator des Vereins "Erdwärme dich" sieht gute Chancen dafür, dass schon bald, vielleicht schon bis zum Jahreswechsel, eine komplette Machbarkeitsstudie zur geplanten Einführung von Erdwärme in der Humboldtstraße vorliegen wird. Der Titel: "Möglichkeiten von Anergienetzen in Bremen am Beispiel Humboldtstraße". Dass die Machbarkeit positiv beschieden wird, ist für Metz keine Frage. Das Projekt im Bestand sei sogar ein Präzedenzfall, weil Anergienetze sonst eher in Neubaugebieten zum Einsatz kommen würden.
Wie groß ist das Interesse in Bremen an Erdwärme?
Die Idee erfreue sich bremenweit immer größerer Beliebtheit, erzählt Metz. Interessenten-Inseln gebe es bereits in Findorff, im Fehrfeld, in der Horner- und Schönhausen Straße, in der Neustadt und in Klein-Mexiko. "Schön wäre es, wenn alle Initiativen zu einem Teppich zusammenwachsen würden. Mindestens 65 Prozent der Anwohner in den einzelnen Quartieren müssten sich für Erdwärme entscheiden", resümiert Metz. Dann habe das Projekt gute Chancen, um auch grünes Licht seitens Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) zu bekommen. Das sei ein weiterer Schritt bei der Umsetzung der Planung.
Metz freut, sich, dass sich das Bauressort sehr angetan von den Plänen gezeigt und signalisiert habe, dass es gern mit dem Verein ins Gespräch kommen würde. Allein 120 Interessierte hätten inzwischen den Newsletter des Vereins "Erdwärme dich" abonniert. Die geologischen Voraussetzungen sind im gesamten Stadtgebiet gut. Die Entnahmeleistungen seien vielversprechend, habe Professor Björn Panteleit, Geologe beim geologischen Dienst Bremen, herausgefunden, sagt Metz.
Was sagt der Beirat Östliche Vorstadt?
Auch der Beirat Östliche Vorstadt habe jüngst mit einem einstimmigen Beschluss für die Einführung eines Erdwärmenetzes gestimmt, so Philipp Metz weiter. "Wir sind mit dieser gemeinschaftsbildenden, solidarischen Maßnahme auf einem guten Weg. Denn der Einzelne allein hätte kaum Chancen", betont er.
Und noch etwas Positives gibt es zu vermelden: Der Genossenschafts-Vertrag sei gerade fertig geworden, erzählt Metz. Nun naht das nächste Ziel: Alsbald soll ein Business-Plan erarbeitet werden, der anschließend beim Genossenschaftsverband vorgelegt werden muss. Sollte von dort nach der Vertragsprüfung grünes Licht kommen, könnte dann als weiterer Schritt der Eintrag in das Genossenschaftsregister erfolgen.
Für Metz steht außer Frage, dass Bremen mit der Umsetzung des Pilot-Projektes Erdwärme zu einem bundesweiten Leuchtturm und zur "Quelle der Erkenntnis" für andere avancieren könnte. Er wünscht sich, dass mehr Politiker sehen, dass das eine Chance ist.