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Jedes elfte Haus in Bremen besonders bedroht Erhöhte Gefahr durch Starkregen

Jedes elfte Haus in Bremen ist bei Starkregen besonders bedroht. Die Verbraucherzentrale rät deshalb Hauseigentümern zur Überprüfung der Versicherungen, denn Phänomene wie Starkregen werden künftig zunehmen.
27.04.2021, 20:54 Uhr
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Erhöhte Gefahr durch Starkregen
Von Marc Hagedorn

Sieben von zehn Gebäuden in Bremen sind bei unwetterartigen Niederschlägen mittelmäßig bis stark gefährdet, jedes elfte Haus fällt in die höchste Gefährdungskategorie. Das ist ein Ergebnis des Forschungsprojektes Starkregen, das der Verband der Deutschen Versicherungswirtschaft und der Deutsche Wetterdienst durchgeführt haben.

Für die Untersuchung hat der Wetterdienst Niederschlagsmessungen aus 17 Radarstationen in ganz Deutschland seit 2001 detailliert ausgewertet. Bremen liegt demnach auf Platz zehn der 50 einwohnerstärksten Städte. Tatsächlich versichert gegen Hochwasser, Starkregen und Überschwemmungen sind laut Verband der Versicherungswirtschaft 22 Prozent aller Hausbesitzer im Land Bremen.

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Naturnahe Bereiche stärker gefährdet

„Das ist ein großes Thema“, sagt Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen, „Starkregen hat in den vergangenen Jahren sehr an Bedeutung gewonnen.“ Für die Einstufung in eine der drei Gefährdungsklassen spielt neben Menge und Intensität der Niederschläge die geografische Lage eine wichtige Rolle, etwa ob Gebäude auf einer Kuppe, in der Nähe eines Flusses oder unten in einem Tal liegen. Besonders gefährdet sind Gebäude etwa im Blockland, Lesumbrok, Seehausen, Strom und Mittelshuchting, also in naturnahen Gebieten in der Nähe von Flüssen wie der Ochtum und der Wümme.

„Ein Bremer Spezifikum sind die Bremer Häuser“, sagt Ewen. Sie seien über 100 Jahre alt und oft buchstäblich auf Sand gebaut. Die Folge: „Das Wasser drückt bei Starkregen nicht nur von außen hinein, sondern auch von unten hoch.“ Laut Versicherungswirtschaft hat es 2019 im Land Bremen 5000 Schadensfälle durch Naturgefahren an Gebäuden gegeben. Der teuerste Schaden durch Starkregen lag bei mehr als 10.000 Euro an einem Einfamilienhaus, bei Sturm und Hagel waren es in einem Fall mehr als 90.000 Euro.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt deshalb, alte Wohngebäude- und Hausratsversicherungen zu überprüfen. „Starkregen fällt unter die Kategorie Elementarschäden, die nicht automatisch Bestandteil jeder Versicherung sind“, sagt Ewens Kollege Roland Stecher, „da die Intensität von Sturm, Hagel und Starkregen zunehmen und damit auch das Ausmaß der Schäden steigen kann, sollte man das Thema Versicherungsschutz nicht auf die leichte Schulter nehmen.“

Starkregen-Ereignisse sind kurz und intensiv und nicht zu verwechseln mit Dauerregen. Der Deutsche Wetterdienst spricht an seiner Messstation in Bremen zum Beispiel von Starkregen, wenn innerhalb von zehn Minuten mehr als 7,2 Liter pro Quadratmeter registriert werden.

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Statistisch gesehen passiere dies in Bremen einmal pro Jahr, heißt es. Einzelne Klimamodelle deuten für die Metropolregion Bremen-Oldenburg bis Ende des Jahrhunderts auf eine Zunahme der Starkregentage hin, je nach Modell können es jährlich bis zu sieben Tage sein.

„Der Klimawandel, den wir an den Temperaturen schon ganz deutlich sehen, manifestiert sich jetzt auch im Niederschlagsgeschehen“, sagt Andreas Becker vom Deutschen Wetterdienst, „Starkregen kann jeden treffen und ist überall in Deutschland gleich wahrscheinlich.“ Aufgrund der geografischen Unterschiede fällt die Gefährdung unterschiedlich aus: In Oldenburg etwa zählen 6,7 Prozent der Gebäude zur höchsten Gefährdungsklasse drei, in Hamburg sind es 6,6, in der Region Hannover 6,5 und in Kiel 2,5 Prozent.

Informationen gibt es beim Starkregen-Vorsorge-Portal

Bremen mit vergleichsweise hohen Werten von neun Prozent stark gefährdeter und 61 Prozent mittelmäßig gefährdeter Gebäude hat im März 2019 das Starkregen-Vorsorge-Portal an den Start gebracht. Dabei handelt es sich um ein Auskunfts- und Informationssystem des Umweltressorts in Kooperation mit Hansewasser und der Dr. Pecher AG. Das Portal stellt kostenfreie Überflutungsgefahrenkarten zur Verfügung, die darüber informieren, wie hoch sich das Oberflächenwasser bei einem Starkregenereignis auf dem Grundstück stauen kann. Außerdem können Hausbesitzer das kostenlose Beratungsangebot von Hansewasser in Anspruch nehmen.

Seit dem Start wurden laut Hansewasser rund 1400 Kartensets angefordert und verschickt. Im ersten Jahr führte das zuständige Team rund 600 Vor-Ort-Beratungen zu den Folgen von Starkregen und möglichen Schutzmaßnahmen durch. Pandemiebedingt ist die Vor-Ort-Beratung vorübergehend eingestellt. Man arbeite aber an einer digitalen Lösung, sagt Jens Wurthmann von Hansewasser.

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