Verdienstvolle Politiker verpassen oft den geeigneten Moment zum Rückzug in die zweite Reihe. Bei Karoline Linnert zeigt sich das exemplarisch. Die Finanzsenatorin hat Bremen aus der Verschuldungsfalle herausgeführt, dafür genießt sie Respekt weit über ihre Partei hinaus. Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, um den Staffelstab an eine neue Generation von Grünen weiterzureichen. Doch Linnert beharrte erfolgreich darauf, die Partei auch in den nächsten Wahlkampf zu führen.
Die Grünen werden dafür bei der Bürgerschaftswahl 2019 einen hohen Preis zahlen. Sie sind in Bremen eindeutig auf dem absteigenden Ast. Das wurde zuletzt bei der Bundestagswahl deutlich, als die Grünen stadtweit hinter die Linken zurückfielen. Ein sprödes, abstraktes Thema wie Haushaltssanierung, für das Linnert steht, entfacht eben keine Begeisterung.
Und jetzt formiert sich auch noch eine Liste aus dem Spektrum der Bürgerinitiativen, die es auf die ökologisch orientierte Kernwählerschaft der Grünen abgesehen hat. Die Partei müsste in einer solchen Lage dringend reagieren, personell und programmatisch. Stattdessen heißt es: weiter so. Das kann nicht gut gehen.