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Abwehr von Fahrzeugangriffen "Super-Poller" schützen die Osterwiese

Bei der Bremer Osterwiese sind erstmals Spezialpoller für den Schutz vor Fahrzeugangriffen im Einsatz. Die unscheinbaren Zylinder wiegen 450 Kilogramm und sollen Fahrzeuge effektiv stoppen.
17.04.2025, 05:00 Uhr
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Von Steffen Peschges

Diese "Super-Poller" haben es in sich: Gerade einmal 1,25 Meter hoch und gut 27 Zentimeter im Durchmesser, wirken die grauen Zylinder unscheinbar. Dank einer Füllung aus Stahlbeton und einer massiven achteckigen Bodenplatte bringen die "OktaBlocks (TR)" genannten Pfeiler allerdings rund 450 Kilogramm auf die Waage. Es ist das erste Mal, dass Dutzende dieser Poller bei der Osterwiese zum Einsatz kommen. Postiert sind die Sperrpfosten unter anderem an der Theodor-Heuss-Allee, wo sie Schutz vor Angriffen mit Fahrzeugen bieten sollen.

Hersteller der Poller ist die für ihre Garagentore bekannte Firma Hörmann mit Sitz im ostwestfälischen Steinhagen. "Bei einem Fahrzeugaufprall kippt der Poller nach vorne, wobei sich die Grundplatte mit ihren Zacken zwischen Fahrzeug und Fahrbahn verkeilt", erklärt Pascal Peek, Teamleiter im Bereich Zufahrtskontrollsysteme bei Hörmann, das Funktionsprinzip. So soll ein Fahrzeug nach kurzer Zeit fahruntüchtig zum Stillstand kommen, wie Peek erklärt. Die achteckige Grundplatte soll dafür sorgen, dass der Pfeiler von allen Seiten aus gleich gut funktioniert.

Lkw bei 48 km/h gestoppt

Im Rahmen der Erprobung habe sich der Poller bei einem realen Crashtest mit einem 7,5 Tonnen schweren Lkw bei 48 Stundenkilometern bewährt. Die Sperre ist zertifiziert als mobile Sicherheitsbarriere und erfüllt laut Hörmann die Technische Richtlinie (TR) der deutschen Hochschule der Polizei. All das hat seinen Preis: Je nach Anzahl kosten die Hightechpoller 7700 Euro netto – pro Stück. Kommunen haben allerdings auch die Möglichkeit, die Poller zu mieten. Anders als die Betonkissen, die beim Freimarkt 2024 gegen mögliche terroristische Attacken im Einsatz waren und die teilweise unter Dekoration versteckt wurden, wirken die zylinderförmigen Schwergewichte weniger aufdringlich und lassen sich zugleich flexibler postieren. Auf dem Markt sind die Poller, die nun erstmals ein Volksfest in Bremen absichern, schon länger. Hörmann bietet den Pfeiler mit der charakteristischen achteckigen Grundplatte seit 2019 an. Auch bei der Fußball-EM in Deutschland 2024 kamen die Poller bereits zum Einsatz.

Schutzsysteme inzwischen Standard bei Großveranstaltungen

Sogenannte "technische, zertifizierte Sperrsysteme" wie sie aktuell in Form der Poller bei der Osterwiese genutzt werden oder auch als Betonsperren üblich sind, gehören bei Großveranstaltungen inzwischen bundesweit zum Standard, sagt die Bremer Polizei auf Nachfrage. Laut Polizeisprecher Nils Matthiesen seien bereits beim Freimarkt 2024 Schutzsysteme im Einsatz gewesen, wie sie auch bei vergleichbaren Veranstaltungen in anderen Städten üblich seien. Unter welchen Gesichtspunkten aktuell die Poller im Umfeld der Osterwiese aufgestellt wurden und wie viele von ihnen insgesamt beim Volksfest im Einsatz seien, will Matthiesen "aus polizeitaktischen Gründen" auf Nachfrage nicht verraten.

Schaustellerverband zieht ein erstes positives Fazit

Noch läuft die Osterwiese, doch Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Schaustellerverbands des Landes Bremen e. V. zieht auf Nachfrage ein erstes positives Fazit zum Einsatz der Poller. "Es ist eine sehr gute Lösung", sagt Robrahn. Zwar seien die Poller nahe dem Bahnhof so aufgestellt, dass keine zwei Autos aneinander vorbei kommen und bei Gegenverkehr stets jemand warten müsse. "Das regelt sich aber gut", sagt Robrahn. Für ein endgültiges Fazit will er noch mit weiteren Akteuren sprechen und die Sicherheitsbesprechung abwarten.

Herner Trucksperre beim Bremer Weihnachtsmarkt

Es ist nicht das erste Mal, dass ein sicherheitsrelevantes Produkt mit Innovationscharakter bei einem Volksfest in Bremen zum Einsatz kommt. Beim Weihnachtsmarkt 2024 wurden an der Domsheide im Bereich der Straßenbahnschienen sogenannte Herner Trucksperren eingesetzt. Diese rollbaren Barrieren wurden in der Ruhrgebietsstadt entwickelt und werden dort produziert. Sie sorgen dafür, dass im Falle einer Kollision mit einem heranrasenden Fahrzeug die Konstruktion um 90 Grad umkippt und das Fahrzeug anhebt, ehe es nach etwa 15 Metern beschädigt zum Stehen kommt.

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