Vegesack. Die Fähren Bremen-Stedingen (FBS) haben am Freitagmittag in Vegesack ihr neues Schiff in Dienst gestellt. Die „Lemwerder II“ wird ab sofort Bremen-Nord mit der Wesermarsch verbinden. Zunächst stundenweise, dann rund um die Uhr.
Hunderte Schaulustige hatten sich am Schreiber-Anleger zur Schiffstaufe eingefunden. Sie hörten zunächst eine Reigen von Festreden, den Wirtschaftssenator Martin Günthner eröffnete – bei strahlendem Sonnenschein, aber das sollte sich noch ändern. Günthner bezeichnete das Schiff als „gelebte Verbindung“ zwischen Bremen-Nord und dem Landkreis Wesermarsch und forderte das Publikum auf, „die neue Fähre häufig zu nutzen und damit zu ihrem wirtschaftlichen Erfolg beizutragen“.
Landrat Michael Höbrink meinte, die Weser sei eigentlich ein trennendes Element, „aber sie verbindet, wenn man eine Fähre hat“. Als FBS-Geschäftsführer Andreas Bettray für ein Grußwort ans Mikrofon trat, schob sich bereits eine tiefschwarze Wolkenwand die Weser hinauf, und die Ansprache der Geschäftsführerin der Tangermünder SET-Werft, Christel Börsch, ging schon fast im prasselnden Regen unter, der auf die Schaulustigen an der Weserpromenade und die geladenen Gäste auf dem Ponton gleichermaßen herunterpeitschte. Wohl dem, der einen Schirm oder eine Kapuze besaß, denn noch war der eigentliche Taufakt abzuwarten.
Buddel prallte vom Rumpf ab
Das war ein Job für die Kinder der Klasse 3b der Grundschule am Ritterkamp. Mit kräftiger Stimme wünschten sie der neuen Fähre „allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“. Nicht ganz so kräftig war der Schwung, mit dem die Kinder anschließend die Sektflasche gegen den Rumpf der „Lemwerder II“ schleuderten. Die Buddel prallte vom Rumpf ab, erst im zweiten Versuch klappte es mit dem symbolischen Akt.
Das war dann auch das ersehnte Signal für die geladenen Gäste am Schreiber-Anleger, im Laufschritt das Schiff zu entern und in den auf Deck aufgestellten Festzelten Zuflucht vor dem Regen zu suchen. Bei einem zünftigen Mittagsimbiss hellte sich dort die Laune der Besucher rasch wieder auf. Wer wollte, konnte sich anschließend auf dem Schiff umsehen und sich unter anderem in der Steuerkanzel von Kapitän Heiko Schuchardt erklären lassen, wie man mit einem handlichen kleinen Regler, der eher einem Computer-Joystick als einem Steuerrad ähnelt, die Fähre lenkt und die Geschwindigkeit beeinflusst.
Mit 1200 PS unterwegs
Auf 1200 PS bringen es die Motoren der „Lemwerder II“, deren Bau im September 2009 vom Aufsichtsrat der FBS ausgeschrieben worden war. Die zur Bremerhavener Rönner-Gruppe gehörende SET Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde war einer von zehn Bietern aus dem In- und Ausland. Sie erhielt letztlich den Zuschlag und blieb mit einem Endpreis von gut 4,2 Millionen Euro im ursprünglich kalkulierten Kostenrahmen von 3,9 bis 4,5 Millionen Euro.
Die Optik des neuen Schiffes wird von großen Werbeflächen des WESER-KURIER geprägt, der mit den Fähren Bremen-Stedingen eine Kooperation eingegangen ist. So gibt es an Bord auch einen Zeitungsautomaten, aus dem sich die Fahrgäste die aktuelle Ausgabe ziehen können.