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Verkehr Bremen fehlen die Radwege-Planer

Der Bremer Verkehrsbehörde fehlen die Fachkräfte, um die lange Liste an Fahrradprojekten umzusetzen. Um Radbrücken und Premiumrouten zu bauen, wünscht sich das Ressort 20 Planer.
01.10.2021, 05:00 Uhr
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Bremen fehlen die Radwege-Planer
Von Pascal Faltermann

Die Liste der geplanten Projekte ist lang. Breite Radwege und Premiumrouten, Weserbrücken, sichere Kreuzungen sowie mehr Stellplätze für Radfahrer und Radfahrerinnen sollen gebaut werden. Doch der Stadt fehlen dafür die Experten. Der Bedarf ist laut Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) groß. Neben den angedachten Maßnahmen aus dem Verkehrsentwicklungsplan hätten zudem fast alle Beiräte Wünsche nach Protected Bike Lanes (geschützte Fahrradstreifen) in ihren Stadtteilen angemeldet. "Um das alles umzusetzen, benötigen wir zahlreiche Planer", sagt Schaefer. Das Problem des Fachkräftemangels herrsche im gesamten Verkehrssektor. "Wir schreiben Stellen aus und hoffen, dass wir einstellen können."

Staatsrat Ronny Meyer, im Verkehrsressort für den Bereiche Mobilität zuständig, sagt: "Im Haushalt gab es viel Geld für Fahrradverkehrsprojekte und Personalmittel. Nur wir stellen jetzt fest, dass wir kaum Radwege- oder Verkehrsplaner finden, die das umsetzen können." Der Grund: Alle Kommunen würden derzeit zahlreiche Projekte angehen, dadurch sei die Konkurrenz um die Fachkräfte groß. Wenn Meyer es sich wünschen könnte, würde er 20 Planer einstellen.

In der Verkehrsbehörde kümmert sich das Team Nahmobilität mit vier Mitarbeitern um den Rad- und den Fußverkehr. Für diesen Bereich soll es laut Senatorin Schafer aktuell mehr Personal geben. Beim Amt für Straßen und Verkehr (ASV) ist mit der Fahrradbeauftragten Antje Späder eine Person zuständig. „Viel zu wenig“, findet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Bremen. "Das Ressort wie auch das ASV sind notorisch unterbesetzt in diesem Bereich und damit total überlastet", sagt ADFC-Geschäftsführer Sven Eckert. Dadurch bestehe die Gefahr, dass man die Umgestaltung der autofreien Innenstadt und der Verkehrswende nicht wie gewünscht umsetzen könne. "Wir bekommen aus anderen Landesverbänden die Rückmeldungen, dass immer mehr Planer gesucht werden, doch die sind rar", sagt Eckert. 

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„Wir hätten gerne mit den Fahrradbrücken über die Weser früher angefangen“, sagt Schaefer. Das sei aber durch Koalitionspartner ausgebremst worden. Jetzt gebe es zum Glück einen politischen Konsens, deswegen werde mit Hochdruck an den Brücken gearbeitet. Doch das binde Personalkapazitäten. Zudem wolle man die Radpremiumrouten schnellstmöglich umsetzen.

"Wir sind die beste Großstadt in Deutschland, was den Fahrradverkehr angeht", sagt Schaefer. Aber darauf dürfe man sich nicht ausruhen. In Bremen liegt der Anteil des Radverkehrs laut Behörde bei 25 Prozent aller zurückgelegten Wege. Das ist der höchste Anteil unter den deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern. In der Corona-Pandemie dürfte dieser Anteil noch gestiegen sein, ist sich Eckert sicher.

Die Bremer CDU-Fraktion hatte in einer Bürgerschaftsdebatte zum Wall gefordert, dass die Maßnahmen aus dem Verkehrsentwicklungsplan – vor allem die Premiumrouten - zügiger umgesetzt werden müssen. „Mit mehr Personal und größeren finanziellen Ressourcen könnte es alles schneller gehen“, sagt Schaefer. Sie verweist aber auch auf zahlreiche rot eingefärbte Straßen oder auf Projekte wie beispielsweise das Fahrradmodellquartier.

Um den Radverkehr voranzubringen, gründen andere Städte eigene Gesellschaften – in Berlin ist  das „InfraVelo“, die das Land dabei unterstützt, neue Radinfrastrukturen zu schaffen. Eine langfristigere Lösung für das Planer-Problem schlägt Ralph Saxe (Grüne) vor. In einem Positionspapier der Grünen hatte der Verkehrspolitiker Professuren an der Hochschule Bremen für den Fuß- und Radverkehr gefordert, mit 250.000 Euro rechnete er dafür. "Weil Fachkräfte schwer auf dem Markt zu finden sind, sollte sich Bremen bei der Ausbildung in diesem Bereich engagieren", sagt Saxe. Also die Planer selbst ausbilden. Erste Gespräche in diese Richtung seien bereits geführt worden. Der Gedanke sei auch in der Bremer Klima-Enquetekommission diskutiert worden.

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