Die Feuerwehren in Bremen und Niedersachsen mussten im Jahr 2018 deutlich öfter zu Brandeinsätzen ausrücken als in den Vorjahren. In Bremen verzeichnete die Feuerwehr 3072 Alarme wegen Bränden, was 11,6 Prozent mehr als noch 2017 entsprach. In Niedersachsen hat sich die Zahl der Löscheinsätze sogar um 30 Prozent binnen eines Jahres erhöht – auf knapp 26.400. Dies geht aus den Jahresberichten der Feuerwehren Bremen und Niedersachsen hervor.
Sowohl in Bremen als auch in Niedersachsen sind die aktuellen Zahlen Spitzenwerte mit Blick auf mehrere Vorjahre. In Bremen hat es mindestens seit 2007 – so weit reicht die Auflistung im Feuerwehrbericht zurück – nicht so viele Brandeinsätze gegeben wie 2018. Der Bericht für Niedersachsen stellt die vergangenen sechs Jahre dar. In dieser Zeit gab es dort nie so viele Brände wie zuletzt.
Mehr Einsätze durch Rauchmelder und heißen Sommer
Als Gründe für die höheren Einsatzzahlen nennen die Feuerwehren die Rauchwarnmelderpflicht, aber auch den heißen Sommer. Rauchmelder und automatische Brandmeldeanlagen schlagen oft Alarm, obwohl es nicht brennt, sagte Michael Richartz, Sprecher der Feuerwehr Bremen. Bei automatischen Anlagen liege die Fehlerquote bei etwa 80 Prozent. Auch bei Einsätzen, die aufgrund des Piepsens von Rauchmeldern von Bewohnern gemeldet werden, brenne es in den wenigsten Fällen. Manchmal sei nur die Batterie leer. „Aber die Rauchmelder erfüllen ihren Zweck, wir kommen früher und der Schaden ist geringer“, betonte Andreas Desczka, ebenfalls Sprecher der Bremer Feuerwehr. Es gibt allerdings keine genauen Zahlen, zu wie vielen Fehleinsätzen es in Bremen kam. Niedersachsen listet mehr als 17.000 Fehlalarme in seiner Statistik auf.
Kritisch beobachtet die Feuerwehr Niedersachsen, dass es 2018 mehr Wald- und Flächenbrände gegeben hat. Für Schlagzeilen sorgte der Moorbrand nahe Meppen nach einer Bundeswehrübung. Erst nach mehr als einem Monat konnte das Feuer vollends gelöscht werden. Die Rauchschwaden zogen damals über ganz Norddeutschland, der niedersächsische Umweltminister bezifferte den Schaden später auf rund 50 Millionen Euro. Auch die Bremer Feuerwehr unterstützte die Löscharbeiten zeitweise.
Mitte September ereignete sich der personalintensivste Feuerwehreinsatz der vergangenen 70 Jahre in Bremen: Auf der Lürssen-Werft war eine Luxus-Jacht in Brand geraten. Erst nach mehr als einem Tag waren die Flammen unter Kontrolle, nach 65 Stunden waren sie gelöscht. Als „besonders tragisch“ bezeichnet die Feuerwehr in ihrem Jahresbericht den Einsatz nach einer Explosion in Huchting im Juni. Dort mussten die Feuerwehrleute drei Tote aus den Trümmern eines Hauses bergen. Eine Frau, ihr siebenjähriger Sohn und eine 70 Jahre alte Nachbarin kamen ums Leben. In einer Umgebung von 100 Metern gab es Folgebrände und weitere Schäden.
Die Feuerwehren sind nicht nur zuständig für Brände, sondern auch für technische Hilfeleistungen, etwa wenn nach Verkehrsunfällen Verletzte aus Autos geschnitten oder Notfalltüren geöffnet werden müssen. In Bremen verzeichnete die Feuerwehr 4269 solcher Einsätze, 181 mehr als im Vorjahr. Die Feuerwehr Bremen ist zudem auch tätig im Rettungsdienst. Die Krankenwagen fuhren vergangenes Jahr 80.121 (plus 3,3 Prozent) Einsätze. In Niedersachsen leisteten die Feuerwehren 2018 deutlich weniger technische Hilfe als im Vorjahr. Die Zahl sank um 10.100 auf 64 300.
Auch die Freiwilligen Feuerwehren rücken in Bremen immer öfter aus, 2018 mehr als 1100 Mal. Zehn Jahre zuvor war es nicht einmal halb so oft. Die Mitgliederzahl der Freiwilligen Feuerwehren hat mit 650 dem Bericht zufolge in Bremen einen Höchststand erreicht. In Niedersachsen konnten vergangenes Jahr mehr als 2000 neue Mitglieder begrüßt werden. Nun engagieren sich dort knapp 127.000 Ehrenamtliche, darunter 16.000 Frauen. Dies ist im Vergleich zu anderen Bundesländern ein überdurchschnittlicher Anteil.
Trotz der positiven Entwicklung im ehrenamtlichen Bereich fehlt der Feuerwehr Bremen Personal. „Wir werden uns was überlegen müssen, was die Personalwerbung angeht“, unterstrich Andreas Desczka. In den kommenden Jahren würden viele Beamte in Pension gehen und junge Leute könnten sich aufgrund des hohen Bedarfs in ganz Deutschland aussuchen, wohin sie gehen.
Die Folgen des Personalmangels betreffen etwa Bauvorhaben. Die Feuerwehr verfasst für die Baubehörden und für Architekten Gutachten zum Brandschutz. Im Feuerwehr-Jahresbericht aus Bremen heißt es dazu: „Bedingt durch personelle Ausfälle ist es leider bei der Bearbeitung von Bauakten zu deutlich spürbaren Verzögerungen gekommen.“
Ebenso soll in Bremen der vorsorgende Brandschutz verbessert werden. Künftig soll nicht mehr nur anlassbezogen, etwa nach einem Feuer, überprüft werden, ob in einem öffentlichen oder großen Gebäude die Brandschutzvorschriften des Baurechts eingehalten wurden, sondern regelmäßig, erklärte Feuerwehr-Sprecher Desczka. Dieses Vorgehen nennt sich „regelmäßige Brandverhütungsschau“. Dazu werden dem Feuerwehrbericht zufolge zahlreiche zusätzliche Mitarbeiter benötigt.
++ Anmerkung: Aufgrund eines Fehlers im Feuerwehrbericht hieß es im Artikel zunächst, 20 Ausbildungsstellen für Brandmeisterinnen und Brandmeister seien nicht besetzt gewesen. Dabei waren alle 55 Stellen besetzt. Wir haben den Satz daher entfernt. ++