Blumenthal. Die sogenannte Fliegerhalle oder schlicht Halle 173 auf dem Gelände der früheren Bremer Wollkämmerei (BWK) wird ab Ende des Monats wieder frei. Bisher hatte das Unternehmen KES Frachtkontor GmbH dort Rohwolle gelagert. Nun endet der Mietvertrag. Sobald die Halle leer geräumt ist, will die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) sie wieder vermarkten, das heißt: einen neuen Mieter suchen. Nach wie vor bekundet ein junger Blumenthaler Interesse an der Immobilie. Sein Traum ist es, das als Denkmal geschützte Gebäude zu kaufen und daraus ein multimediales Veranstaltungszentrum zu gestalten.
KES Frachtkontor hat seinen Sitz auf dem BWK-Gelände. Nach Auskunft der WFB wurde die Fliegerhalle von der Firma „seit 2013 als temporäre zusätzliche Lagerfläche angemietet“. Dazu Thomas Fuhrmann im Namen des Unternehmens: „Wir hatten zwischendurch schon mal gekündigt.“ Damals sei das Geschäft mit der Rohwolle, die dort gelagert werde, nicht gut gelaufen. Auch jetzt sei das wieder der Fall. Die Chinesen als Hauptabnehmer der Rohwolle fragten sie zurzeit nicht nach. „Die Halle steht seit einem halben Jahr leer“, begründet er den Schritt, den Vertrag zu kündigen. Es könne aber durchaus sein, dass man sie wieder miete, wenn sich die Marktlage ändere und die Halle dann noch zur Verfügung stehe.
Die WFB bestätigt, dass der Mietvertrag zum 30. November endet. Die Wirtschaftsförderung hat sich auch schon Gedanken gemacht, in welcher Form das Gebäude in Zukunft wieder genutzt werden soll: gewerblich. Sobald die Halle frei ist, soll sie an den Markt gehen. „Es handelt sich bei der Fliegerhalle um eine einfache Lagerhalle, die nahtlos übernommen werden kann“, erläutert WFB-Sprecherin Andrea Bischoff. Eine Sanierung zwischen den Mietverhältnissen sei nicht erforderlich. Einen konkreten Nachnutzer beziehungsweise Interessenten gebe es derzeit noch nicht. Zum Projekt Omega Club Projekt 2020 kann sie nichts sagen. „Es wurde kein Antrag gestellt.“
Der Blumenthaler Patrick Wojtarowski ist auch noch nicht so weit. Wie berichtet, arbeitet er schon seit Monaten daran, seine Vision zu verwirklichen, aus der Fliegerhalle – die Halle wurde wie ein Flugzeughangar konstruiert, daher der Name – ein multifunktionales Veranstaltungszentrum zu machen. Im Gespräch mit der NORDDEUTSCHEN im Sommer hatte er schon gesagt, dass ihm bewusst sei, dass es sich hierbei um eine Riesennummer, auch finanziell handle.
Er möchte eine Plattform für Veranstaltungen bieten, unter anderem für Konzerte, Festivitäten, Motto-Abende, Tanzabende, Discos, Kino, Public Viewing und private Anlässe. Die Fliegerhalle soll technisch multimedial eingerichtet werden. Auch eine Idee: interaktive Möglichkeiten für die Nutzer zu bieten. Omega Club Projekt 2020 steht dafür, dass der Buchstabe Omega am Ende des griechischen Alphabets steht, ein Ende auch ein Anfang sein kann und die Zahl 2020 dafür, dass er Silvester 2019 starten möchte.
Dafür schafft er seit Monaten die Voraussetzungen, auch für die Finanzierung des Kaufs. Der 26-Jährige möchte eine Genossenschaft gründen, für die Anteile erworben werden können. Damit möchte er den Kauf der Halle finanzieren. Er hat sich auch überlegt, dass Unternehmen die Anteile in Form von Sachleistungen wie Innenausbau und dergleichen erwerben könnten. Rund 3,8 Millionen Euro, schätzt er, muss die Genossenschaft zusammenbekommen.
Der junge Mann hat inzwischen unzählige Gespräche geführt, wie er erzählt. Dazu gehörten Besuche im Bauamt und im Amt für Denkmalschutz. Laut Wojtarowski ist er noch dabei, einen Businessplan zu erstellen und die Genossenschaft zu gründen. „Ich habe auch einen potenziellen Investor gefunden“, sagt er. Der junge Mann setzt sich nicht unter Druck, auch nicht durch die Nachricht, dass die Halle nun frei wird. Er braucht noch Zeit für die Finanzierung.
Übrigens hat die Halle 173 in ihrer langen Geschichte – die Stahlkonstruktion mit Backsteinaußenwänden aus dem Jahr 1929 ist der Grund, weshalb sie unter Denkmalschutz steht – nicht nur als Lagerhalle gedient. Hier gab es Betriebsversammlungen, hier wurde das 50. BWK-Jubiläum gefeiert, was zugleich 1934 als NSDAP-Propagandaveranstaltung missbraucht wurde. Die übertragenen Reden des Führers während der NS-Zeit mussten auch in der Fliegerhalle angehört werden. Die Trauerfeier für die bei einem Bombenangriff der Amerikaner auf das BWK-Gelände getöteten Mitarbeiter fand in der Halle statt – und über Jahre gab es Konzerte im Rahmen des Bremer Musikfestes. Damit wurde Blumenthal überregional bekannt.
Die Idee der kulturellen Nutzung ist auch aufgrund dieser Erinnerungen noch in vielen Köpfen in Blumenthal präsent, unter anderem wird darum das Projekt des jungen Blumenthalers durchaus positiv begleitet. Unter anderem hat der Förderverein Bürgerstiftung Blumenthal 2000 Euro für die Planung spendiert.