Wie genau die Bremer Innenstadt in fünf, in zehn oder in 15 Jahren aussehen wird, lässt sich auch nach dem Forum Innenstadt im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft nicht mit Sicherheit sagen. Was dagegen feststeht nach einer zweistündigen Diskussion am Dienstagabend mit Politikern, Investoren, Verwaltungsspitzen, Händlern und Stadtplanern: Bremens Zentrum wird sich verändern. Es muss sich verändern. Und zwar so schnell wie möglich. Das machten alle Gesprächsteilnehmer sehr deutlich.
Die Strategie „Centrum Bremen 2030+“ gibt den Rahmen dafür vor. Auf 86 Seiten mit Karten, Grafiken und vielen Spiegelstrichen haben Bau- und Wirtschaftsressort mit der Handelskammer Ideen, konkrete und visionäre, Handlungsanweisungen, große und kleine, Handlungsfelder und Prioritäten zusammengetragen. „Jetzt haben wir ein tolles Papier“, sagte Hellena Harttung, Leiterin des Ortsamtes Mitte/Östliche Vorstadt, „aber jetzt müssen wir auch mal anpacken und loslegen.“
Kleinere Läden sollen in der Innenstadt Platz finden. Die meisten davon sollten inhabergeführt sein, innovativ und besonders. „Wenn man 08/15-Dinge anbietet, muss man sich nicht wundern, dass im Internet eingekauft wird“, sagte Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht.
Menschen sollen mehr Platz im Zentrum finden: zum Flanieren, zum Ausruhen, zum Shoppen – und zum Schauen. Aber auch als Mieter, die hier wohnen. Als Studenten, die hier lernen und leben. Auch nach 19 Uhr soll – anders als jetzt – Leben herrschen im Zentrum. Der Weg dorthin ist weit, auch darüber waren sich alle Teilnehmer einig. „Versuchen Sie doch mal um 22 Uhr, wenn Sie von einem Konzert aus der Glocke kommen, hier irgendwo ein Bier oder einen Wein zu trinken“, sagte Dubbers-Albrecht.
Arhus, Amsterdam, Groningen – immer wieder fielen in der Diskussion die Namen von Städten, die Bremen etwas voraushaben und die von Bremern gerne besucht werden. Für Investor Johann Christian Jacobs kein Wunder, gelänge es diesen Städten doch, woran Bremen noch immer arbeite: das Zentrum mit dem Wasser zu verbinden. Auf Bremen gemünzt: „Den Marktplatz an die Weser zu bringen.“ Jacobs versucht dieses mit dem Balge-Quartier.
Breite Einigkeit in der Sache – offene Fragen bei der Umsetzung. Wie viel Auto muss, wie viel Auto darf in der Innenstadt sein? Wer sorgt für mehr Sauberkeit und Sicherheit? Wer beschleunigt Abläufe und Prozesse, wenn es um Bauanträge und um die Umsetzung von Projekten geht? Reichen die aktuellen Ideen überhaupt aus, um Investoren zu locken, oder braucht es noch größere Visionen und mehr Mut?
Fragen, die am Dienstag an dem einen oder anderen Punkt immer wieder gestellt wurden und auf die Bremens Entscheider eine Antwort geben müssen, wenn die Innenstadt wirklich das werden soll, was die Strategie „Centrum Bremen 2030+“ verspricht: Mittelpunkt des städtischen Lebens mit hoher Bedeutung für die Region. Oder genauer: Identifikationsort, Geschichtsort, Wirtschaftszentrum, politischer Mittelpunkt, Bildungscampus, kultureller Hotspot, Wohnviertel, Begegnungsort und Marktplatz.