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Zugsocking: Strickende Frauen unternehmen Tagestouren bis zum Wollladen und zurück Frauen mit einer besonderen Masche

Zugsocking heißt ein Trend, der seit einigen Jahren um sich greift. Dazu treffen sich vor allem Frauen, um strickend mit der Bahn ins Blaue zu fahren. Der Woll-Laden in Marßel war jetzt das Ziel zweier Strick-Gruppen aus Nordenham und Detmold.
20.05.2014, 00:00 Uhr
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Von Ulf Buschmann

Zugsocking heißt ein Trend, der seit einigen Jahren um sich greift. Dazu treffen sich vor allem Frauen, um strickend mit der Bahn ins Blaue zu fahren. Der Woll-Laden in Marßel war jetzt das Ziel zweier Strick-Gruppen aus Nordenham und Detmold.

Sie alle hängen an der Nadel – gewissermaßen. Gleich an mehreren eigentlich. Ein Fall für die Drogenberatung sind die Frauen, die sich vor der „Wollstube“ eingefunden haben, dennoch nicht. Denn in ihrem Fall geht es ums Stricken und Häkeln. In einer besonderen Ausprägung, denn sie widmen sich dem Hobby im Zug. Also heißt dieser Trend, der sich seit einigen Jahren ausbreitet „Zugsocking“.

Jetzt ereilte es Erika Uhlenhoff. Die Besitzerin der „Wollstube“ im Einkaufszentrum Marßel war Anlaufpunkt für zwei Gruppen eingefleischter Strickerinnen aus Detmold und Nordenham. Auch zwei Frauen aus der Region hatten sich unter das Stricknadelvolk gemischt: Kristin Beneken aus Osterholz-Scharmbeck als Organisatorin und Meike Seemann aus Vegesack.

Zugsocking funktioniert so: Die Gruppen treffen sich, fahren gemeinsam zu einem vorher ausgeguckten Wollgeschäft, decken sich dort mit Material ein. Sie verabreden sich an Ort und Stelle gerne mit Gleichgesinnten und fahren beizeiten wieder nach Hause. Auf diese Weise kommen die Nadelfans ziemlich viel herum. So hat es Kristin Beneken und ihre Gruppe schon bis nach Berlin verschlagen.

Doch daran denken die Frauen nicht mehr so gerne, denn die Anreise war eine Katastrophe mit Zugausfällen und Verspätungen. „Wir mussten schon nach einer halben Stunde wieder nach Hause aufbrechen“, erinnert sich Kristin Beneken. Schließlich sollen die Zugsocking-Trips ausschließlich Tagesreisen sein. Auf Tour geht es möglichst zweimal jährlich. Doch es kann auch passieren, dass die Frauen viermal auf der Schiene sind oder dass zwei Jahre lang gar nichts geschieht. Dies hängt immer von der jeweiligen Gruppenstimmung ab.

Seit zehn Jahren sind die Aktivistinnen schon dabei. Sie treffen sich auch in Nordenham, Detmold, Osterholz-Scharmbeck oder bei Erika Uhlenhoff im Geschäft. Dabei sind junge Frauen, bei denen Stricken und Häkeln wieder groß in Mode kommt, Akademikerinnen, Hausfrauen und viele andere. Die Strick- beziehungsweise Zug-socking-Gruppen seien ein Querschnitt durch die Gesellschaft.

Wer sich daran beteiligt, hat vor allem eines im Sinn: Reden, Stricken und sich einen schönen Nachmittag machen. In dieser Runde der Gleichgesinnten kann jeder mitmachen. Nicht umsonst bezeichnen sich die Frauen gerne als „Therapiegruppe für Strick- und Wollsüchtige.“ Monika Hartmann aus Detmold bringt es auf den Punkt: „Es geht um Suchtbefriedigung.“

Natürlich entstehen nicht nur Socken. „Aber sie sind das, was man immer mitnehmen kann“, erklärt Erika Uhlenhoff. Meike Seemann ergänzt: „Beim Sockenstricken kann man am besten schnacken, da muss man sich nicht so doll konzentrieren.“ Geredet wird über alles, was die Frauen bewegt. Es können Probleme in der Familie sein, interessante Begegnungen oder einfach nur Neuentdeckungen, die es lohnen, wieder einmal die Maschen aufzunehmen.

Die Strick-Gemeinschaft tauscht sich weltweit aus: Entweder über Facebook oder auf über www.ravelry.com. Es ist ebenfalls ein soziales Netzwerk – allerdings nur für Strick-Enthusiasten. Gegründet wurde es im Jahr 2007 von Jessica und Casey Forbes. Der Name leitet sich aus dem Englischen ab: to unravel bedeutet soviel wie aufdröseln, trennen, entwirren. Für die Nutzer gibt es dort insbesondere allerlei Tricks und Kniffe fürs Handarbeiten. Sie alle können ihre Werke teilen und sich in Foren austauschen. Ravelry.com hat nach eigenen Angaben weltweit rund 3,5 Millionen Mitglieder.

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