„Es ist der Gegenentwurf zur Wall-Street-Generation. Es ist eine neue, alternative Art zu wirtschaften“, sagt Nima Pirooznia, Bürgerschaftsabgeordneter der Grünen, über die soziale und solidarische Ökonomie. In der vergangenen Sitzung der Bremischen Bürgerschaft hat er mit seiner Fraktion in einer Fragestunde nach der Bedeutung dieser alternativen Wirtschaftsform für das Land Bremen gefragt. Doch mit den Antworten des Senats war der Abgeordnete nicht so recht zufrieden. Also hat er einen Antrag erarbeitet, der dem Koalitionspartner SPD nun vorliegt.
"Ich hoffe, dass die SPD diesen Antrag versteht und unterstützt, damit wir in Bremen auch jenseits der klassischen Wirtschaftspolitik alternative und zukunftsträchtige Wirtschaftsmodelle ausprobieren“, so Pirooznia. Er fordert Aufmerksamkeit für das Thema – und er fordert, dass der Senat beziehungsweise die Stadt ihre Hausaufgaben machen, um das Potenzial zu ermitteln. Denn das ist aus der Sicht des Grünen-Abgeordneten noch lange nicht ausgeschöpft.
Worum geht es dabei? Solidarische und soziale Ökonomie ist eine Form des Wirtschaftens, bei der Geld als Zahlungsmittel ganz oder teilweise durch andere Prozesse oder Kommunikationen ersetzt werden kann. „Diese Form bietet Alternativen zur Konsumgesellschaft“, sagt Pirooznia.
Europäische Kommission fordert Förderung
Nicht nur technische Entwicklungen würden das Wirtschaften verändern, sondern auch neue gesellschaftliche Vorstellungen, erklärt er. Die Nachfrage nach solidarischen Ökonomien, nach Genossenschaftsmodellen und Unternehmen, die das Gemeinwohl stärken, werde immer größer. Im Vordergrund des Wirtschaftsmodells stünden bedürfnisorientierte, faire und ökologische Ansätze.
Das alles werde verbunden mit dem sozialen Aspekt und sehe Maßnahmen wie Mitarbeiterbeteiligung, das Zahlen eines fairen Lohns oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor. Der in Teheran geborene und in Kiel aufgewachsene Pirooznia weist darauf hin, dass die Europäische Kommission die Förderung der sozialen und solidarischen Ökonomie fordere.
„Trotz des Beitrages zum Gemeinwohl wird diese Wirtschaftsform in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen“, sagt der Grünen-Abgeordnete. Das will er nun mit seinem Antrag ändern. Er fordert eine umfassende Analyse für ein Feld, dass seiner Meinung nach noch nicht bearbeitet wurde. Zudem solle der Senat eine Gesamterhebung vornehmen, die den Anteil der solidarischen Ökonomie am Wirtschaftsgeschehen in der Stadt zeige.
Ein weiterer Punkt sei, dass bestehende Förderprogramme für Unternehmensgründungen oder verschiedene Beratungsangebote für Gründer angepasst werden. Als Beispiele in Bremen nennt er das sogenannte Mietshäuser Syndikat, eine nicht-kommerziell organisierte Beteiligungsgesellschaft zum gemeinschaftlichen Erwerb von Häusern. „Mieten gehen in die Höhe, die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum steigt, ebenso das Interesse von Investoren“, sagt Pirooznia.
Das Mietshäuser Syndikat sei nicht profitorientiert. Ein anderes Beispiel sei die Solidarische Ökonomie, eine Arbeitsgruppe aus der Wielandstraße im Steintor. Mit Veranstaltungen und Angeboten will die Gruppe eine Community aufbauen und solidar-ökonomische Firmen gründen. So könnten unter anderem Solaranlagen auf Bremens Dächern errichtet werden, die Erträge der Anlagen sollen schließlich in gemeinnützige Projekte fließen.