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Projekt an 18 Grundschulen Damit gesund leben für Kinder selbstverständlich wird

Gesundhetisfachkräfe an Bremer Grundschulen wollen bei Kindern ein Bewusstsein dafür schaffen, wie sie Krankheiten vorbeugen und selbst etwas für ihre Gesundheit tun können.
30.03.2022, 14:54 Uhr
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Damit gesund leben für Kinder selbstverständlich wird
Von Ulrike Troue
Inhaltsverzeichnis

Kinder sollten früh lernen, wie sie gesund leben und Krankheiten vorbeugen können. Deshalb machen Gesundheitsfachkräfte (Gefas) im Land Bremen seit 2018 ergänzende Angebote zum Thema Gesundheit an Grundschulen. "Die Pionierinnen in diesem Tätigkeitsfeld sind inzwischen fester Bestandteil im interdisziplinären Schulteam geworden und leisten eine wichtige Arbeit", bilanziert Dirk Gansefort nach Ablauf der Pilotphase. Der Fachreferent für Kooperationsprojekte der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen und der Landesvereinigung für Gesundheit Bremen koordiniert das "Erfolgsmodell", wie er sagt, mit Claudia Kwirand aus dem Bremer Gesundheitsamt. 2021 wurden Gefas in der Schulstruktur fest verankert und organisatorisch im Gesundheitsressort angesiedelt. Ein Einblick in die Entwicklung und die weitere Perspektive.

Warum wurde das Projekt initiiert? 

Ein Grund dafür, dass das Projekt ins Leben gerufen wurde, waren Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen für 2016/2017. Sie haben gesundheitliche Defizite bei Kindern offengelegt – diese reichen von der Motorik und der Koordination über selektive Aufmerksamkeitsstörungen bis hin zu einem auffälligen Body-Mass-Index (Adipositas). Festgestellt wurden sie vor allem bei Kindern, die in sozial benachteiligten Quartieren leben. Vor allem dort sollte also die Gesundheitskompetenz gefördert werden. Das Präventionsgesetz schuf den finanziellen Rahmen für das Projekt. Die Gesundheitsfachkräfte kooperieren mit den vor Ort vorhandenen Netzwerken, etwa mit Kinderärzten oder Sportvereinen. Die im Pflegebereich ausgebildeten und studierten Kräfte wollen Kindern, Eltern und dem Schulpersonal durch zusätzliche Angebote mehr Wissen über das Thema Gesundheit vermitteln und ein Bewusstsein dafür schaffen, was sie jeweils selbst für ihre Gesundheit tun können.

Welche Themen werden behandelt

Es geht um Bewegung, gesunde Ernährung, Hygiene und Körperpflege, aber auch Medien, Sucht und Umgang mit Stress sowie Entspannung zählen zu den behandelten Themen. In der Pandemie gewannen die Bereiche Hygiene und Stärkung der Medienkompetenz an Bedeutung, wie Dirk Gansefort berichtet. "Wir versuchen gerade, wieder mehr Bewegung in den Unterricht zu bringen", ergänzt Claudia Kwirand und spricht den neu erstellten Ordner mit Bewegungsspielen für alle Schulen an.

Die Umsetzung

Neun beim Gesundheitsamt angestellte Vollzeitkräfte sind an 16 Schulen in Bremen und zwei Einrichtungen in Bremerhaven angesiedelt. Jede Gefa betreut in der Praxis rund 500 Kinder und ist mindestens zwei Tage pro Woche an der Schule. Die Fachkräfte machen Angebote im Nachmittagsbereich oder bringen gesundheitsspezifische Einheiten in den Unterricht ein. Gefas bieten Einzelberatungen für Kinder und Eltern an, bemühen sie sich um den Aufbau inner- und außerschulischer Netzwerke und die Öffnung der Schule zu gesundheitsbezogenen Angeboten im Quartier. "Wichtig ist, dass die Gesundheitsfachkräfte auf Kinder, Lehrer, Schulleitung und Eltern zugehen", findet Claudia Kwirand.

Welche Anlaufschwierigkeiten es gab

Es dauerte etwa ein Jahr bis die Gefas in der Schule akzeptiert, am regelmäßigen Austausch im Schulteam beteiligt und von allen wertgeschätzt wurden, berichtet Dirk Gansefort. Gründe seien das neue Berufsbild und die behutsame Einbindung bestehender Angebote zur gesundheitlichen Aufklärung. Die Pandemie habe die Kommunikation in allen Bereichen erschwert und in der Elternarbeit seien zum Teil große Sprachbarrieren zu überwinden. Zudem hätten viele Eltern in der Corona-Krise mit dringlicheren Problemen zu kämpfen, weiß Claudia Kwirand, da seien Gesundheitsthemen zwangsläufig eher in den Hintergrund gerückt.

Was die Gesundheitsfachkräfte bewirken

"Das meiste, was wir anbieten, macht den Kindern Spaß, die Vertrauensbasis ist sehr gut", sagt Claudia Kwirand, die früher selbst als Gesundheitsfachkraft an zwei Gröpelinger Grundschulen gearbeitet hat. Ihr Beispiel dafür, dass die Angebote die Kinder auch wirklich erreichen, ist, dass sie sich im Nachhinein gut an durchgeführte und eigenständig wiederholte Aktivitäten wie die Ernährungspyramide erinnern könnten. "Sie sprechen einen darauf an: 'Guck' mal, ich habe heute etwas Gesundes dabei'". Auch durch die zunehmende Einbindung der Gefas in den Unterricht würde das Wissen zurück in die Elternhäuser getragen. "Die Kinder erzählen davon und Familien kommen ins Gespräch", so Kwirand. Teilweise würde dann öfter frisch gekocht, weiß Gesundheitswissenschaftler Gansefort aus Befragungen im Evaluationsprozess. Schulleitungen, Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter halten die ergänzenden Angebote für "sehr sinnvoll", gibt er deren Feedback wider. Die Atmosphäre im Klassenraum sei nun sehr ruhig und konzentriert.

Weitere wichtige Erfolgsfaktoren

"Wir müssen hohe Standards bei Hygiene, Bewegung und Ernährung setzen", fordert Dirk Gansefort, "und die Schulen müssen versuchen, Eltern noch mehr einzubinden". Es sollten verstärkt für Eltern relevante Themen aufgegriffen und Übersetzungen und Bilder eingesetzt werden. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Koordinatoren sei eine gesundheitsfördernde Schulumgebung: Bewegungsanreize auf dem Außengelände, Sporthallen, ein Schulgarten und gesunde Verpflegung gehören dazu. Als wichtige Basis erachtet Gansefort, das Thema Gesundheit im Leitbild der Schule zu verankern. Somit bestünde im Kollegium ein Grundkonsens, von dem konkrete Maßnahmen abgeleitet werden könnten. Eine könnte sein, dass nur Wasser als Getränk zulässig ist.

Info

Nicht jede der nach dem Sozialindex und dem Schuluntersuchungsergebnis ausgewählte bedürftige Schule konnte mit einer Fachkraft ausgestattet werden, weil ein eigener Raum als Grundvoraussetzung für die Zuteilung fehlt. Dafür sind andere nachgerückt. Gesundheitsfachkräfte sind an den folgenden 18 Grundschulen tätig: Grundschule an der Wigmodistraße, Tami-Oelfken-Schule, Schule Alt-Aumund in Bremen-Nord, Grundschule an der Melanchtonstraße im Bremer Westen, Grundschule am Ellenerbrokweg und die Schulen an der Düsseldorfer Straße, Glockenstraße und Brinkmannstraße in Bremen-Ost sowie die Grundschule Rechtenflether Straße und die Schulen an der Robinsbalje und an der Stichnathstraße links der Weser. In Bremerhaven sind es die Lutherschule und die Astrid-Lindgren-Schule.

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