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Präventionsangebote für Kinder Gesundheitssenatorin: „Gesundheit früh fördern“

Am heutigen Montag beginnt die erste Bremer Präventionskonferenz. Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt spricht sich im Interview für mehr und frühere Gesundheitsförderung aus.
20.03.2017, 00:00 Uhr
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Gesundheitssenatorin: „Gesundheit früh fördern“
Von Sabine Doll

Am heutigen Montag beginnt die erste Bremer Präventionskonferenz. Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt spricht sich im Interview für mehr und frühere Gesundheitsförderung aus.

Frau Quante-Brandt, was ist das Ziel der ersten Bremer Präventionskonferenz?

Eva Quante-Brandt: Es geht darum, die Prävention und Gesundheitsförderung im Land Bremen stärker auszubauen. Dazu haben wir vor dem Hintergrund des neuen Präventionsgesetzes eine Landesrahmenvereinbarung zwischen den gesetzlichen Krankenkassen, der Rentenversicherung und der Unfallversicherung unterzeichnet. Wir sind eines der ersten Bundesländer, das dafür jetzt eine Präventionskonferenz ausrichtet – um neue Projekte zur Gesundheitsförderung zu schaffen.

Um welche Menschen und Angebote geht es?

Es geht um neue Angebote für Langzeitarbeitslose, alleinerziehende Frauen und Menschen in Quartieren mit sozialen Schwierigkeiten. In einigen Stadtteilen ist der Bedarf größer als in anderen. Zuletzt hat das Gesundheitsamt zum Beispiel einen Bericht zur Zahngesundheit von Grundschülern in Bremen vorgelegt. Darin wurde deutlich, dass wir in bestimmten Stadtteilen die Prävention intensivieren müssen. Wir wollen Familien mit Kindern erreichen, die sich mit geringen finanziellen Mitteln zu versorgen haben.

Es gibt ja bereits einiges, in Gröpelingen den Gesundheitstreff West oder das Frauen­gesundheitszentrum in Tenever, und ähn­liche Angebote in den anderen Stadtteilen. Was kann es noch zusätzlich geben, um die Familien besser als bisher mit Angeboten zur Gesundheitsförderung zu erreichen?

Wir müssen die vorhandenen Angebote weiter stärken. Wir müssen vor allem aber stärker in die Lebenswelten gehen. Bei Kindern und Jugendlichen sind das die Schulen. Dort verbringen sie einen großen Teil ihres Tages. Es müsste eine Stelle geben, an die sich Schüler und auch Lehrkräfte direkt wenden können, wenn sie einen Bedarf erkennen. Wir wollen Gesundheitsfachkräfte für Schulen in den Stadtteilen, wo der Bedarf größer ist.

Was ist die Aufgabe der Gesundheitsfachkraft? Früher war das die Schulkrankenschwester.

Die Arbeit der Gesundheitsfachkraft geht darüber hinaus. Sie soll auch in der Gesundheitsvorsorge wirken, Eltern und Lehrer bei Kindern mit chronischen Erkrankungen unterstützen. In Brandenburg wird das seit dem vergangenen Jahr in einem Modellprojekt erprobt. Studien zeigen klar, dass es einen Zusammenhang zwischen gesundem Aufwachsen und Bildungserfolg gibt. Soziale Benachteiligung wirkt sich auf die allgemeine und die gesundheitliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen aus.

Was sind die Folgen?

Dazu gehören Sprach- und Sprechstörungen, Übergewicht, mangelnde Konzentrationsfähigkeit oder Wahrnehmungs- und Koordinierungsstörungen.

In Bremen leben besonders viele Kinder in Armut, der Bedarf ist also sehr groß.

Deshalb ist es besonders wichtig, so früh wie möglich und genau dort anzusetzen, wo die Kinder sind. Die Gesundheitsfachkräfte tragen den Gesundheitsaspekt in die Schulen, können dort alle Kinder und Jugendlichen direkt ansprechen. Auch die Lehrer können sich an sie wenden, wenn ihnen etwas auffällt. Wir haben zum Beispiel immer mehr Kinder mit Übergewicht – und damit verbunden mit Diabetes. Mir geht es vor allem auch darum, dass da eine Vertrauensperson ist, mit der Schüler etwa über das Thema Übergewicht sprechen können.

Die Gesundheitsfachkraft soll also Schaltstelle und Vermittlerin zwischen Gesundheitssystem, Schule, Kindern und Eltern sein?

Ja, denn wir wissen, dass in vielen Familien der Zug zum Arzt nicht sehr ausgeprägt ist. Deshalb wollen wir auch die J-1-Vorsorgeuntersuchung beim Arzt, die für Jugendliche von zwölf bis 14 Jahren vorgesehen ist, ganz gezielt bewerben. Sie gehört zum Früherkennungsprogramm für Kinder. Daran nehmen aber gerade einmal 45 bis 50 Prozent der Kinder teil.

Und wie sollen mehr Eltern und Jugendliche überzeugt werden, an den Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen?

Auch dazu gibt es erfolgreiche Kampagnen in anderen Bundesländern. Die Jugendlichen werden ganz gezielt zur Vorsorgeuntersuchung eingeladen. Das wollen wir auch: Die Kinder sollen angeschrieben und aufgeklärt werden, dass sie dorthin gehen können.

Welche Präventionsprojekte soll es für Langzeitarbeitslose geben?

Da ist eine Zusammenarbeit mit den Jobcentern geplant: Wir wollen eine Strategie entwickeln, wie wir die Menschen, die zu einer Beratung dorthin kommen, für bestimmte Angebote zur Gesundheitsförderung erreichen können. Die Menschen sollen direkt angesprochen werden, dass ihre Gesundheit unter anderem ein Garant dafür sein kann, wieder Arbeit zu finden. Es gibt auch viele Menschen, die aufgrund von Krankheit nicht mehr in Arbeit sind. Sie sollen auf gesundheitsfördernde Maßnahmen hingewiesen werden.

Die andere Gruppe, um die es bei der Präventionskonferenz gehen soll, sind die allein­erziehenden Frauen.

Die Sache ist, dass die Frauen ihre Kinder nicht immer unterbringen können. Das erschwert den Zugang zu entsprechenden Angeboten. Eine Idee könnte ein Café als Treff sein. Der zentrale Gedanke ist: Wir wollen Mütter, Eltern, Familien erreichen, um vor allem auch die Gesundheit der Kinder so früh wie möglich zu fördern.

Zur Person

Zur Person

Eva Quante-Brandt (SPD) ist seit 2015 Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz. Zuvor war sie Bremens Bevollmächtigte beim Bund und für Europa (2011-2012) und Senatorin für Bildung und Wissenschaft (2012-2015). An diesem Montag leitet sie die erste Bremer Präventionskonferenz mit 150 Teilnehmern und 85 Organisationen.
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