Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Das Evangelische Diakonie-Krankenhaus in Gröpelingen feiert am Montag seinen 150. Geburtstag Gesundheitszentrum für Bremens Westen

Ohlenhof. Rund 700 Kinder erblicken pro Jahr im Diako das Licht der Welt. Mehr als 35 000 Menschen suchen in der Notaufnahme des Krankenhauses Hilfe, Tendenz steigend.
12.10.2017, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Anne Gerling

Ohlenhof. Rund 700 Kinder erblicken pro Jahr im Diako das Licht der Welt. Mehr als 35 000 Menschen suchen in der Notaufnahme des Krankenhauses Hilfe, Tendenz steigend. 20 000 Patienten werden dort pro Jahr stationär behandelt und weitere 45 000 Menschen ambulant. Das Diako – oder, ganz offiziell: Das Evangelische Diakonie-Krankenhaus – ist somit eine wichtige Größe im Bremer Westen. Und eine äußerst beständige noch dazu: Am Montag, 16. Oktober, feiert die Einrichtung ihr 150-jähriges Bestehen.

„Ich denke, der Bremer Westen ist ganz stolz darauf, so ein Krankenhaus in seiner Region zu haben, das für rund 100 000 Menschen zuständig ist und einen guten Ruf in Bremen hat“, sagt Ortsamtsleiterin Ulrike Pala. Die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus sei immer gut gewesen, schildert sie: „Wir waren mit Fachausschüssen dort vor Ort und haben uns zum Beispiel über Erweiterungspläne informieren lassen. Seit Mai gibt es außerdem einen Runden Tisch zum Thema Gesundheit im Bremer Westen, bei dem auch das Diako beteiligt und ein richtig guter Partner ist.“ Was die Ortsamtsleiterin dabei besonders freut: „Das Diako hat sich ja auch zum Bremer Westen bekannt, indem dort ausgebaut wurde und große Investitionen gemacht wurden.“

Zweitältestes Krankenhaus der Stadt

Seit 1998 ist Bremens zweitältestes Krankenhaus in Form einer selbstständigen GmbH organisiert. Rund 100 Millionen Euro sind dabei in den vergangenen 20 Jahren in Gröpelingen investiert worden – und zwar weitestgehend eigenfinanziert, wie Diako-Sprecher Ingo Hartel unterstreicht. Dazu braucht es jemanden, der den Mut zu Veränderungen hat und das entsprechende unternehmerische Denken mitbringt: Geschäftsführer Walter Eggers hat vor mehr als 25 Jahren das Haus übernommen und es im Laufe dieser Zeit systematisch und erfolgreich auf Vordermann gebracht. Seitdem schreibt das Krankenhaus schwarze Zahlen und konnte – nicht zuletzt zur Freude seiner unmittelbaren Nachbarn – bei verschiedenen Umbaumaßnahmen den jeweiligen Zeitplan einhalten.

Immer war das Diako evangelisch, und immer war es im Bremer Westen beheimatet. Dabei musste das Krankenhaus eine kleine Odyssee von Walle nach Gröpelingen hinter sich bringen, wie Ulrike Pala scherzhaft sagt. Das kam so: Mitte des 19. Jahrhunderts war Bremen eine wachsende Handels- und Industriestadt mit internationalem Hafen. Die medizinische Versorgung allerdings steckte noch in den Anfängen. Nur das Allgemeine Krankenhaus an der St.-Jürgen-Straße bot damals den Bremern ärztliche Behandlung, Betreuung und Pflege an. So richteten einige Bremer den Blick nach Kaiserswerth, das zwischen Düsseldorf und Duisburg am Rhein liegt. Dort hatte der Pastor Theodor Fliedner erkannt, dass für die Krankenpflege mehr geschultes Personal gebraucht wurde. Deshalb hatte er dort 1863 eine evangelisch-christlich ausgerichtete Pflege- und Ausbildungsstätte gegründet: Ein Diakonissenmutterhaus, in dem nun Diakonissen in der Betreuung und Pflege kranker, alter und bedürftiger Menschen geschult und auch religiös und allgemein gebildet wurden.

Nachdem in Berlin, Iserlohn und Hannover weitere Diakonissenmutterhäuser nach dem Kaiserswerther Vorbild entstanden waren, dachte man schließlich auch im rasant wachsenden Bremen über die Schaffung einer solchen Einrichtung nach. Am 16. Oktober 1867 gründeten Hermann Henrici, Pastor in St. Stephani, und die drei Bremer Ärzte Ludwig Tölken, Eduard Lorent und Bernhard Pauli den Verein „Evangelische Diakonissenanstalt Bremen“ und legten damit den Grundstein für einen bedeutsamen Entwicklungsschub im Krankenhauswesen der Hansestadt. Ein Jahr später nahmen Diakonissen an der Fichtenstraße im Bremer Freihafen in einem Krankenhaus mit 14 Betten die Arbeit auf. 1880 zog das Krankenhaus an die Nordstraße um und wurde am 19. August 1944 bei dem großen Bombenangriff auf den Bremer Westen zerstört. Nun wurde der Krankenhausbetrieb in Ausweichquartieren im Anstaltsbunker, in einem angemieteten Haus an der Uhlandstraße und in einem ehemaligen Auswandererheim, dem „Lloydheim“ an der Hemmstraße in Findorff, weitergeführt.

Bauarbeiten begannen 1958

1958 begannen schließlich die Bauarbeiten für das Diako an seinem jetzigen Standort; 1961 nahm das Krankenhaus an der Gröpelinger Heerstraße seine Arbeit für die Patienten auf. Und wuchs schließlich zu einem modernen Gesundheitszentrum mit aktuell 414 Betten heran, das heute die medizinische Versorgung für den Bremer Westen leistet. Mehr als 100 000 Menschen leben im Einzugsbereich des Diako.

Wichtige Meilensteine in der Geschichte des Krankenhauses waren die Eingliederung der Orthopädie, die sich bis dahin in Friedehorst befunden hatte – Stichwort „Diako 2000“ – und der Bau des Ärztehauses („Diako 2010“) mit aktuell acht Facharztpraxen. Vor zwei Jahren hat das Krankenhaus sein Gesicht mit der Maßnahme „Diako 2015“ verändert, in deren Zuge der Verwaltungstrakt mit OP-Sälen, die Zentrale Notaufnahme und ein Zentrallabor neu gebaut worden waren. Der Umbau war ein notwendiger Schritt, um auch in Zukunft weiterhin eigenständig handlungsfähig bleiben zu können.

In mehreren zertifizierten Kompetenzzentren – Brustzentrum, Darmkrebszentrum, Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung und Kontinenz- und Beckenbodenzentrum – arbeiten heute im Diako Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Pflegekräfte, Psychologen, Physiotherapeuten und andere Fachkräfte zum Wohle der Patienten eng zusammen. Darüber hinaus gibt es dort ein onkologisches Kompetenzzentrum, das Bremer Bauchzentrum (BBZ) und das Kompetenzzentrum Chirurgische Koloproktologie.

Im Ärztehaus ist eine Kurzzeitpflege mit 25 Plätzen angesiedelt, in der pflegebedürftige Menschen vorübergehend versorgt werden können, wenn ihre Angehörigen durch Kur, Urlaub oder aus anderen Gründen verhindert sind. Auch eine Dialyseabteilung mit zwölf Plätzen, eine Apotheke und ein Sanitätshaus sind im Ärztehaus untergebracht.

Für Ulrike Pala zählt das Diako dabei auch zu den wichtigen Arbeitgebern im Bremer Westen. Aktuell sorgen rund 900 Mitarbeiter dafür, dass der Betrieb läuft. Die größte Gruppe stellen dabei Diako-Sprecher Ingo Hartel zufolge die rund 400 in der Pflege Beschäftigten. Sie können entspannt in die Zukunft sehen; das Diako ist fit für die nächsten Jahre. Weitere Bauvorhaben sind laut Hartel zur Zeit nicht angedacht. Klar sei aber, dass es in einem Krankenhaus praktisch keinen Stillstand gebe.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)