Der Skandal um mit einem Anti-Läusemittel verseuchte Eier aus den Niederlanden weitet sich aus. Ein niedersächsischer Betrieb aus der Grafschaft Bentheim, der das betroffene Desinfektionsmittel eingesetzt hatte, habe eine Selbstanzeige gestellt, sagte am Mittwoch der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne). Aber auch in Bremen seien belastete Eier aufgetaucht, teilte die Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz, Eva Quante-Brandt, am Mittwochabend mit.
Ob ein Ei mit Fipronil belastet ist, ist an der Prüfnummer zu erkennen. Betroffen sind laut Bremer Gesundheitssenatorin folgende Nummern: 0-NL-4310001, 1-NL-4167902, 1-NL-4385701, 1-NL-4339301, 1-NL-4339912, 2-NL- 4385702, 1-NL-4331901, 2-NL-4332601, 2-NL-4332602, 1-NL-4359801. Verbraucher sollten überprüfen, ob sie Eier mit einer dieser Nummern gekauft haben. Belastete Eier sollten nicht verzehrt werden. "Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten die Eier nicht konsumieren, sondern entsorgen oder ihrem Einzelhändler zurückgeben", warnt Quante-Brandt.
Verbraucherzentrale Bremen warnt vor niedersächsischen Eiern
Auch die Verbraucherschützer in Bremen warnen Familien mit Kindern davor, Eier aus Niedersachsen zu essen. "Wir empfehlen Familien mit Kindern vorsorglich auf niedersächsische Eier zu verzichten, zumindest vorerst", sagte Regina Aschmann von der Verbraucherzentrale Bremen am Donnerstag. Die Eier sind auf dem Stempelaufdruck an der Ziffer 03 zu erkennen.
Es könnten noch mehr Betriebe belastet sein, warnte Aschmann. "Wer gibt uns die Sicherheit, dass nur Legehennenbetriebe das Mittel benutzt haben?", fragt die Verbraucherschützerin. Sie fordert die betroffenen Länderbehörden dazu auf, auch Stichproben bei Betrieben zu nehmen, die etwa Suppenhühner oder Hähnchen liefern. Auch Putenmastbetriebe sollten überprüft werden.
Landwirte treffe keine Schuld
Der betroffene Betrieb aus der Grafschaft Bentheim hatte 40.000 Freilandlegehennen und sei gesperrt worden, teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium mit. Darüber hinaus wurden Meyer zufolge nach Ermittlungen der niederländischen Behörden vier weitere niedersächsische Betriebe mit dem Putzmittel beliefert, drei davon ebenfalls aus dem Landkreis Bentheim, einer aus dem Emsland. Sie seien ebenfalls gesperrt worden, Untersuchungen laufen.
Die Landwirte seien davon ausgegangen, ein zugelassenes Mittel zu kaufen, betonte Meyer. Sie treffe nach derzeitiger Erkenntnis keine Schuld. Niedersachsen werde jetzt flächendeckend Eier auf Rückstände des Insektizids untersuchen.
In den Niederlanden weitet sich der Skandal ebenfalls aus. Die Lebensmittelkontrollbehörde NVWA rief am Mittwoch dazu auf, bis zum Sonntag keine Eier mehr zu essen. Bis dahin sollten die Eier aller 180 gesperrten Betriebe auf Fipronil getestet sein. Das giftige Insektizid Fipronil sei in den Eiern von weiteren 17 Geflügelbetrieben gefunden worden, Eier mit 27 Codes gelten nun als gesundheitsschädlich. In zu hoher Dosis kann das Fipronil laut NVWA Leber, Nieren und Schilddrüse schädigen.
Als Ursache gilt das Desinfektionsmittel Dega-16, mit dem Blutläuse bei Geflügel bekämpft werden sollen. Die betroffenen Betriebe hatten das Mittel von einem niederländischen Unternehmen in Barneveld bei Amersfoort bezogen. Das auf ätherischen Ölen basierende Mittel war mit dem für Nahrungsmittel verbotenen Insektizid Fipronil vermischt worden. Es darf nicht in der Geflügelzucht verwendet werden. Die belgische Staatsanwaltschaft vermutet, dass ein belgischer Händler Fipronil beigemischt hatte, wie die niederländische Agentur ANP berichtete. Unklar ist, ob der niederländische Reinigungsbetrieb davon wusste. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an. Das Unternehmen in Barneveld reagierte bislang nicht. (dpa/cah)
Auf der Homepage www.lebensmittelwarnung.de veröffentlichen die Behörden aktuelle Warnungen samt Prüfnummern.
+++ Artikel wurde am Donnerstag (10.50 Uhr) aktualisiert. +++