Großes Stühlerücken bei den berufsbildenden Schulen in Bremen mit dem Ziel, sie am Ende an nur noch vier Standorten zu versammeln. So hat es der Senat vor anderthalb Jahren entschieden. Mittlerweile gibt es dafür ein grobes Raster, wie aus einem internen Papier hervorgeht, das dem WESER-KURIER vorliegt. Als zentrale Schulstätten ins Auge gefasst werden demnach neben dem Könecke-Areal in Sebaldsbrück, dem Tabakquartier in Woltmershausen und der Wollkämmerei in Blumenthal auch große Speichergebäude im Herzen der Überseestadt und das ehemalige Sparkassengelände am Brill.
Doppelangebote abbauen, Synergien schaffen und die Ausrichtung der einzelnen Schule schärfen – so wünschen es sich die Autoren des Papiers, mit dem eine Senatskommission befasst ist. Betont wird außerdem der Effekt, dass dort, wo ausgezogen wird, eingezogen werden kann: Statt der Berufsschulen sind es dann allgemeinbildende Schulen, die in den Gebäuden Platz nehmen. Für die Berufsschulen im Westen, Süden, Osten und Norden der Stadt soll jeweils ein Campus entstehen.
Campus West: Dort werden die fünf berufsbildenden Schulen mit wirtschaftlicher und kaufmännischer Prägung angesiedelt. Zwei davon, die Berufsschule für den Großhandel, Außenhandel und Verkehr und die Helmut-Schmidt-Schule sind bereits in neue Gebäude gezogen. Bleiben noch die berufsbildende Schule für Einzelhandel und Logistik mit bisherigem Sitz an der Carl-Goerdeler-Straße in der Vahr, der berufsbildende Teil des Schulzentrums der Sekundarstufe II an der Bördestraße und das Schulzentrum Grenzstraße. Sie könnten in einem oder mehreren Hafenspeichern untergebracht werden, die dem Speditionsunternehmen Vollers gehören. „Auf dem Areal wurden vier Gebäude mit einer Fläche von rund 25.000 Quadratmetern angeboten“, heißt es in der Vorlage der Planer. Man stecke gerade in einer intensiven Sondierungsphase. Der Umzug werde für das Schuljahr 2026/27 angepeilt.
Campus Süd: Dieser Plan hat zwei Teile. Zum einen sollen die technischen, naturwissenschaftlichen und die Informatik-Bildungsgänge aus dem Schulzentrum Utbremen in Bestandsgebäuden des Tabakquartiers in Woltmershausen konzentriert werden. „Der Umzug soll spätestens im Schuljahr 2026/27 abgeschlossen sein. Die anzumietende Fläche beträgt bis zu 20.000 Quadratmeter“, wird in der Vorlage ausgeführt. Zum Konzept gehört außerdem die Integration der Technikerschule, einer gemeinsamen Einrichtung von Handwerkskammer, Handelskammer und Arbeitnehmerkammer. „Dem Bereich Cyber-Security der Technikerschule wird in den nächsten zehn bis 15 Jahren eine enorme Bedeutung für Wirtschaft und Verwaltung in Bremen beigemessen“, stellen die Autoren der Vorlage heraus. Ferner ist für den Campus Süd mittelfristig die Aufnahme des Technisches Bildungszentrums geplant. Dafür werde zurzeit die europaweite Ausschreibung für einen Neubau in Nähe des Tabakquartiers vorbereitet.
Campus Ost: Als Standort avisiert ist das Könecke-Areal in Sebaldsbrück. Er soll die sozialpädagogischen, die gesundheitsbezogenen und die Bildungsgänge der personenbezogenen Dienstleistungen umfassen. Alles in allem könnten für die Realisierung des Projekts durchaus noch zehn Jahre vergehen, heißt es in dem Sachstandsbericht. Das Problem: Das Gebäude der berufsbildenden Inge-Katz-Schule an der Delmestraße in der Neustadt wird dringend für die Unterbringung von Grundschule und Oberschule benötigt. Die Lösung für die Inge-Katz-Schule, zumindest vorübergehend: Einzug auf dem ehemaligen Sparkassengelände am Brill. Nach Besichtigung der Räume halten die Planer diesen Zwischenschritt für möglich. Am späteren Campus Ost auf dem Könecke-Gelände solle aber auf jeden Fall festgehalten werden.
Campus Nord: Hier geht es nur langsam voran, gestehen die Planer ein. „Durch den erhöhten Abstimmungsbedarf zwischen den beteiligten Ressorts nimmt der Prozess mehr Zeit in Anspruch als geplant“, schreiben sie in ihrem Bericht. Klar sei, dass in der ehemaligen Wollkämmerei zunächst das Schulzentrum Blumenthal angesiedelt werde. Der erste Bauabschnitt dafür, die Sanierung des alten Sortiergebäudes, solle im zweiten Quartal 2025 fertig sein. Der zweite Bauabschnitt könne möglicherweise im Jahr 2027 vollendet werden. Dem Schulzentrum Blumenthal sollen nach und nach das Schulzentrum an der Alwin-Lonke-Straße, das Schulzentrum Vegesack und die berufsbildende Schule für Metalltechnik angesiedelt werden. Komplett werde der Campus wohl erst nach 2030 sein.