Der Vorstand der Bremer Grünen positioniert sich zur weiter anhaltenden Debatte um die geplante Fällung von 136 Platanen am Ufer der Kleinen Weser in der Neustadt. Dazu haben die Grünen-Vorsitzenden Ralph Saxe und Alexandra Werwath nun einen ausführlichen Brief an die Parteimitglieder verfasst, den sie als Beitrag zur Meinungsbildung zur Fällung der Bäume begreifen. „Immer wieder werden wir als Landesvorstand darauf angesprochen“, schreiben Werwath und Saxe. Bei der Debatte um die Platanen würden mehrere Kernthemen der Grünen aufeinander prallen: Hochwasserschutz, Klimaveränderung, Baumschutz, Gentrifizierung und Nachhaltigkeit.
In dem Brief stellen die Parteivorsitzenden klar: Der Hochwasserschutz müsse über allem stehen, an dieser Stelle „in schmerzlicher Weise auch mal über dem Schutz von Bäumen, die an dieser Stelle einfach nichts zu suchen haben“, heißt es in dem Brief. „Wird eine dieser Platanen bei einer Sturmflut entwurzelt, bricht sie ein großes Stück aus dem Deich heraus.“ Weitere Teile des Deichs könnten mitgerissen werden und wie in einem Dominoeffekt eine Platane nach der anderen umstürzen und den Deich zerstören. „Im Fall einer Sturmflut würde das die Überschwemmung der gesamten Neustadt zur Folge haben.“ Bei Sturm würden die Bäume wackeln und ihre Wurzeln den Deich auflockern – „ein Albtraum für jeden, der hinter diesem Deich lebt“.
Teil der Bäume mit Pilzbefall
Ein Teil der Platanen sei vom sogenannten Massariapilz befallen, der bei Bäumen bisher nicht behandelbar sie. Dadurch sei das Alter einiger Bäume ohnehin begrenzt. Hinzu komme die notwendige Deicherhöhung im Zuge des Klimawandels. Ein höherer Deich sei aber an dieser Stelle nur durch eine Spundwand machbar – für einen massigeren und damit auch breiteren Deich fehle dort schlicht der Platz. Der Bau einer Spundwand aber würde die Bäume so schädigen, dass sie nicht zu erhalten seien. Die Platanen stehen zu lassen, sei nicht zu verantworten, schreiben Werwath und Saxe. Im schlimmsten Fall hafte Bremen, wenn die Stadt nachweislich den Hochwasserschutz vernachlässigt habe.
Die Fällung der Platanen ist durch Deputation, Bürgerschaft und Senat schon lange beschlossen. Doch dagegen regt sich immer wieder Widerstand. Zuletzt gab es eine Demonstration gegen einen Beschnitt der Platanen zur Baumpflege. Die Bürgerinitiative für die Platanen ist weiter aktiv – im April ist ein Benefizkonzert für die Bäume geplant. Zuletzt schlossen sich mehrere Bremer Bürgerinitiativen zusammen, die sich von der Politik und speziell von den Grünen nicht genug gehört fühlen und ankündigen, eine Partei zu gründen, mit der sie den Grünen Konkurrenz machen könnten. Der Bürgerinitiative für die Platanen, die sich an die Grünen gewandt hatte, hat der Parteivorstand ebenfalls einen Brief geschrieben. Man halte den Austausch mit der Bürgerinitiative für sehr wichtig, so Saxe.