Der Senat und die Baudeputation haben zwar grünes Licht für die geplante Straßenbahnverbindung zwischen Hemelingen und der Vahr („Querspange Ost“) gegeben. Aber es droht ein rechtliches Hick-Hack.
Ausgerechnet das Grundstück des Stadtamts, das mit der neuen Strecke besser an die Stadtteile Vahr und Osterholz angebunden werden soll, könnte zum Zankapfel werden. Für den Bau der Straßenbahnlinie benötigt die Stadt einen Teil der Fläche direkt an der Ecke Stresemannstraße/Steubenstraße. Teilnehmer einer nicht-öffentlichen Sitzung im Bauressort berichten übereinstimmend, dass der Eigentümer, die Schmidt Verwaltungsgesellschaft aus Oldenburg, einen Verkauf unter den derzeitigen Bedingungen ablehnt und angekündigt hat, notfalls Klage einzureichen.

Auf Nachfrage des WESER-KURIER nennt ein Vertreter des Eigentümers, der namentlich nicht genannt werden möchte, einen anderen, entscheidenderen Punkt: „Die Erreichbarkeit des Stadtamts ist die große Frage.“ Gemeint ist, dass nach den derzeitigen Ausbauplänen Autofahrer vom Parkplatz des Stadtamtes kommend nicht mehr links Richtung Stresemannstraße abbiegen können. Umgekehrt können Autofahrer nach dem Ausbau nicht mehr aus der Vahr kommend links auf den Parkplatz des Stadtamts abbiegen. Das Amt wäre somit für die Bürger und Mitarbeiter mit dem Auto schwerer zu erreichen. „Der Wert und die Attraktivität eines Grundstücks hängt aber von seiner Erreichbarkeit ab“, so der Berater weiter. Es werde keine Einigung mit der Stadt geben, wenn diese Frage nicht zufriedenstellend gelöst werden könne. Im Übrigen sei auch das Stadtamt, das das Gebäude langfristig angemietet hat, mit den Plänen nicht glücklich.
Enteignung möglich
Nach Angaben des Eigentümers besuchen im Jahr etwa 480 000 Besucher das Stadtamt, das auch die KfZ-Zulassungsstelle beherbergt. Wenig öffentliche Beachtung hätten außerdem bisher die nötigen Umleitungen während der geschätzten zwei Jahren Bauzeit gefunden, heißt es weiter. „Die Besucher des Stadtamtes werden großräumig den Steubentunnel umfahren müssen, aber bisher wurde das vollkommen ausgeblendet“, so der Eigentümervertreter. Einen kleinen Fingerzeig, was auf die Anwohner zukommen könnte, lieferte im Februar die Sperrung der Steubenstraße nach einem Wasserrohrbruch: Teils erhebliche Staus in Hastedt, in der Vahr und Schwachhausen waren der Fall.
Sollte es keine Einigung zwischen Grundstückseigner und der Stadt geben, könnte sich das umstrittene 42-Millionen-Projekt, für das vorbereitende Maßnahmen für Ende des Jahres vorgesehen sind, weiter verzögern. Wenig wahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, ist ein langwieriges Enteignungsverfahren oder eine neue Trassenführung. Als Alternative wird dabei die Ostpreußische Straße gehandelt.
Wahrscheinlicher ist allerdings die Lösung am Verhandlungstisch, sprich: Die Planungen werden in Details noch einmal verändert und die Stadt kauft dem Eigentümer die nötige Grundstücksfläche ab oder bietet eine Ausgleichsfläche an. Der Preis dürfte allerdings gestiegen sein. Das Bauressort wollte sich mit Verweis auf das laufende Planfeststellungsverfahren derzeit nicht äußern.
Mit der Querspange Ost verfolgt der Senat das Ziel, die Vahr und Osterholz besser an die Östliche Vorstadt und die Stadtmitte anzuschließen. Kritiker bemängeln die hohen Kosten und die schlechtere Anbindung Hemelingens an die City. Die Linie 2 würde künftig statt nach Sebaldsbrück in die Vahr fahren. Für den Bau der knapp 1,3 Kilometer langen Strecke müssen zudem mindestens 176 teils besonders geschützte Bäume gefällt werden. Der Bund trägt einen Großteil der Kosten, der Eigenanteil Bremens liegt den aktuellen Planungen zufolge bei 4,3 Millionen Euro.
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